NABU-Positionen und Forderungen
Baden-Württemberg muss gentechnikfrei werden!
Position des NABU zur Grünen Gentechnik
1. Die Risiken der Agro-Gentechnik für Menschen und Ökosysteme sind nicht absehbar
Die Folgen der Ausbringung von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen in kleinräumige Agrarökosysteme sind nicht ausreichend erforscht. Die bisher durchgeführten Untersuchungen reichen nicht aus, um das Nebeneinander von Landwirtschaftsformen mit und ohne Gentechnik, geschweige denn die komplexen Wechselwirkungen und Langzeitfolgen für Menschen und Ökosysteme zu beurteilen. Im Gegenteil geben die bisher gemachten Erfahrungen mit dem Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen Anlass zur Besorgnis.
2. Die Landwirtschaft in Baden-Württemberg braucht einen wirksamen Schutz
In der strukturellen Vielfalt der baden-württembergischen Landwirtschaft ist Koexistenz nicht möglich, sondern vielmehr eine Gefahr für das friedliche Zusammenleben im ländlichen Raum. Deshalb sind europaweit strenge Anbauregelungen zum Schutz vor unkontrollierter Ausbreitung gentechnisch veränderter Pflanzen erforderlich.
3. Gentechnik-Firmen müssen für die Folgen haften
Wer gentechnisch veränderte Pflanzen aussät, muss die Garantie dafür übernehmen, dass es nicht zur Kontamination und Schädigung von unbeteiligten Böden, Pflanzen und Tieren kommt. Angesichts vieler möglicher Kontaminationspfade muss das Verursacherprinzip auf allen Ebenen verankert werden. Ein aus Steuermitteln gespeisten Haftungsfonds lehnt der NABU ab.
4. Verbraucherinnen und Verbraucher wollen keine gentechnisch veränderten Lebensmittel
Europaweit spricht sich die große Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher gegen den Einsatz der Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion aus. Der Gesetzgeber muss dem Rechnung tragen und die Existenz einer gentechnikfreien Landwirtschaft langfristig sichern. Dazu gehört auch, dass die Reinheit des Saatgutes gewährleistet wird. Gentechnikfreies Saatgut ist Voraussetzung für eine gentechnikfreie Landwirtschaft.
5. Die Landwirtschaft in Baden-Württemberg braucht keine Agro-Gentechnik
Eine regionale Landwirtschaft bedient die Wünsche der Verbraucherinnen und Verbraucher nach qualitativ hochwertigen Lebensmitteln sinnvoll und nachhaltig. Insbesondere der ökologische Landbau hat sich in seinen Richtlinien dazu verpflichtet, keine Gentechnik im Pflanzenbau, der Tierhaltung und der Verarbeitung von Lebensmitteln einzusetzen. Die Agro-Gentechnik dient dagegen vor allem den Interessen von wenigen, weltweit agierenden Konzernen und einer industriellen Landwirtschaft.
6. Gentechnik ist kein Mittel zur Bekämpfung des Welthungers
Die Ursachen für die weltweite Mangel- und Fehlernährung sind komplex. Der eindimensionale Ansatz der Agro-Gentechnik greift zu kurz. Darüber hinaus sind Produktionssysteme mit patentgeschütztem, transgenem Saatgut kostenintensiv und schaffen für Bauern und Bäuerinnen zusätzliche Abhängigkeits- und Verschuldungsrisiken.
Forderungen des NABU an die Landesregierung
Der NABU fordert von der Landesregierung Baden-Württemberg:
- dass sie alle Spielräume nutzt, um auch in Zukunft in Baden-Württemberg eine Gentechnik-freie Landwirtschaft zu ermöglichen
- dass sie die ungelösten Probleme und Risiken hinsichtlich der Koexistenz von Landwirtschaftsformen mit und ohne Gentechnik aufgreift und von den Befürwortern der Gentechnik Antworten einfordert und praktikable Lösungen erarbeitet
- dass sie sich für die Kennzeichnungspflicht von tierischen Lebensmitteln einsetzt, wenn diese mit gentechnisch veränderten Futtermitteln erzeugt wurden
- dass sie sich für eine Nachweisgrenze von 0,1 % gentechnisch bedingten Verunreinigungen bei herkömmlichem Saatgut einsetzt
- dass beim Zeichen "Geprüfte Qualität aus Baden-Württemberg" Gentechnikfreiheit auch beim Futter gewährleistet wird
- dass der Anbau von GVO in Naturschutzgebieten und NATURA 2000 Gebieten verboten wird
- dass sie keine einseitigen Info-Kampagnen für die Agro-Gentechnik unterstützt, sondern die Bürger umfassend auch über Risiken und Alternativen informiert.