Förster Herkle und Thomas Kutter in den Bodenmösern. - Foto: Hannes Huber
NABU und ForstBW starten Baumfällarbeiten in den Bodenmösern
Fichtenbestände würden Wiedervernässung des Moores nicht überstehen
18. November 2015 – Im Zuge der Moorrenaturierung in den Bodenmösern im Allgäu beginnen jetzt Baumfällarbeiten auf den Teilflächen Harprechtsmoos, Riedmüllermoos und Eisenberg West. Die Rodungen sind Teil des NABU-Projekts „Moore mit Stern“ und dienen dazu, die ursprünglichen Moorflächen wieder freizustellen. „Auf den frei geräumten Flächen werden wir im zweiten Schritt die alten Entwässerungsgräben verschließen und damit den Wasserstand wieder erhöhen. So machen wir das einst zerstörte Moor wieder lebendig“, erklärt Projektleiter Thomas Kutter vom NABU Baden-Württemberg.
Dass Bäume zum Wohl der Natur gefällt werden, sorgt zwar immer wieder für Irritationen, ist in diesem Fall aber tatsächlich sinnvoll, erklärt Kutter. „Im Moor wachsen normalerweise keine Bäume – es ist viel zu nass. Die Fichten stehen hier nur, weil das Moor trocken gelegt wurde. Wenn wir jetzt das Wasser zurück bringen, würden die Bäume in kürzester Zeit absterben.“ Um zu verhindern, dass dadurch der Borkenkäfer leichtes Spiel hat und in der Folge in umliegenden Privatwäldern wirtschaftliche Schäden anrichtet, haben sich NABU und ForstBW entschieden, die Bäume auf den zu vernässenden Teilflächen vorher zu entfernen. Zudem entstehen so offene Lebensräume und von der Sonne beschienene Flächen, die für viele moortypischen Pflanzen und Tiere überlebenswichtig sind, etwa die Kreuzotter oder die Torfmoose.
ForstBW ist Eigentümer der Flächen und übernimmt als Projektpartner die Fällarbeiten. „Wir unterstützen den NABU gerne dabei, die Moore wieder herzustellen. Bis Ende 2015 wollen wir mit den Fällarbeiten fertig sein. Dann kann der NABU Anfang 2016 die alten Entwässerungsgräben verschließen, um das Moor wiederzubeleben“, sagt Förster Ulrich Herkle. Weil viele und teilweise auch große Fichten gefällt werden müssen, wird ForstBW auch schweres Gerät einsetzen, so genannte Harvester.
Der NABU ist dankbar, dass ForstBW als Projektpartner nicht nur die Flächen zur Verfügung stellt, sondern auch selbst aktiv wird. Um die Menschen, die draußen unterwegs sind, über Ziele und Maßnahmen zu informieren, stellt der NABU temporäre Infotafeln im Gelände auf.
Harprechtsmoos
Im Harprechtsmoos räumt ForstBW vier Hektar komplett. Auf einem weiteren Hektar werden vor allem Jungwuchs und Gebüsche entfernt, große Bäume wie Waldkiefern oder Moorbirken bleiben dort stehen. So entstehen offene, lichtdurchflutete Waldbereiche.
Riedmüllermoos
Im Riedmüllermoos stehen vor allem Auflichtungen und Gehölzpflege auf dem Programm. „Großflächige Räumungen sind hier nicht notwendig, weil auf den Hochflächen nur kleine Gehölze stehen und auf den niederliegenden Flächen das Wasser nicht alle Bereiche erreichen wird“, erklärt NABU-Moorexperte Kutter. Auf rund acht Hektar Fläche werden Gehölze von Hand ausgedünnt, auf weiteren zwei Hektar entnimmt ForstBW vor allem große Fichten, um einem Borkenkäferbefall vorzubeugen, die Baufelder frei zu machen und den Moorrandwald zu strukturieren.
Eisenberg West
Im Teilbereich Eisenberg West werden vor der eigentlichen Wiedervernässung etwa zwei Hektar des aktuellen Fichtenbestands geräumt. Erst danach kann der NABU die Gräben verschließen.
Hintergrund:
Die Arbeiten in den Bodenmösern sind Teil des Projektes „Moore mit Stern“, das der NABU 2013 gestartet hat. Ziel dieses Projektes ist es, Teile der Bodenmöser sowie das Hinterzartener Moor zu renaturieren. Projektpartner des NABU im Allgäu sind das Regierungspräsidium Tübingen sowie ForstBW. Die Gemeinden Isny und Argenbühl unterstützen das Vorhaben. Die Daimler AG hat das Projekt durch eine Spende an den NABU finanziert.