Der Rotmilan im Biosphärengebiet Schwarzwald
Unsere Arbeit für den Schutz und die Bestandsentwicklung der Greifvögel



Mehr als die Hälfte aller weltweit vorkommenden Rotmilane brütet in Deutschland. Foto: www.carlbrugger.photo
Neben der Beobachtung aller Greifvogelarten wurden im Biosphärengebiet Schwarzwald in den Jahren 2017 und 2018 im speziellen die Reviere und Horstbäume des Rotmilans erfasst. Des Weiteren wurden die nachbrutzeitlichen Ansammlungen und Herbstschlafplätze des Rotmilans festgehalten.
Warum ist eine systematische Erfassung der Rast- und Brutplätze des Rotmilans so wichtig?
Der Rotmilan ist eine gesetzlich geschützte Art, für welche das Land Baden-Württemberg eine besondere Verantwortung trägt. Das Vorhaben unterstützt damit unter anderem folgende Ziele des Biosphärengebiets: Schutz und Förderung naturraumtypischer Arten, Erhaltung der Biodiversität, angewandte und umsetzungsorientierte Forschung, nachhaltige Entwicklung von Land- und Forstwirtschaft und Maßnahmen zum Schutz der Kulturlandschaft und Lebensräume.

Auf dem Weg in ihre Winterquartiere nutzen viele Rotmilane das Biosphärengebiet als Zwischenstopp. Foto: www.carlbrugger.photo
Was war das Ergebnis der Erfassung?
Insgesamt wurden 14 Greifvogelarten im Biosphärengebiet Schwarzwald nachgewiesen, davon neun als tatsächliche oder potentielle Brutvögel. Der Rotmilan kam im Jahr 2018 mit insgesamt 35 Revieren im Biosphärengebiet vor. Vorrangig wurden Tannen als Horstbaum genutzt. Das höchst gelegene Revier befand sich auf 1.100 Höhenmetern, bevorzugt wurden jedoch die Lagen unterhalb 800 m besiedelt. Im Vergleich zur Milankartierung der LUBW aus dem Jahr 2014 zeigte sich eine deutliche Dynamik: nur rund 40% der Reviere waren in 2018 wiederbesetzt, ein Drittel der Revierpaare mutmaßlich an einen anderen nahe gelegenen Standort umgezogen und ein Drittel waren neue Reviere.
Es wurden mehrere Schlaf- und Sammelplätze des Rotmilans im Biosphärengebiet Schwarzwald festgestellt, die bedeutendsten am Wiedener Eck und in Käsern bei Pfaffenberg. Das Wiedener Eck wurde in beiden Jahren als Nahrungs-, Sammel- und Rastplatz genutzt, sowohl vom Rotmilan als auch von neun weiteren Greifvogelarten. Die Maximalzahl beobachteter Rotmilane an einem Beobachtungstag betrug am Wiedener Eck 57 Rotmilane und in Käsern 26 Rotmilane. Diese beiden traditionellen Sammelplätze des Rotmilans sind damit von herausragender Bedeutung im Biosphärengebiet Schwarzwald und ihr Schutz muss gesichert werden.

Die Kenntnis der Horste hilft zu entscheiden, wo zeitweilige Ruhezonen eingerichtet werden und wo Baumgruppen zum Schutz des Rotmilans erhalten bleiben müssen. - Foto: Frank Wichmann
Wie geht es weiter?
Ein langfristig angelegtes Monitoring mit Ehrenamtlichen zur Beobachtung der Horste und Rastplätze des Rotmilans unter fachlicher Anleitung ist eingerichtet . Zum einen entspricht eine derartige Umweltüberwachung Inhalt und Zielen des Biosphärengebietes, zum anderen kann so ein wertvoller Beitrag zum Schutz des Rotmilans und der Biodiversität geleistet werden . Da der Rotmilan ein Lebensraumkomplex-Bewohner ist, dient er gleichzeitig als Indikator für das schwarzwaldtypische Landschaftsbild des Offenland-Wald-Mosaiks. Die gewonnenen Informationen zu den Horst¬standorten dienen ebenso einer nachhaltigen Forstwirtschaft, um unbeabsichtigtes Fällen von Horstbäumen zu verhindern, und zur Ausweisung von Habitatbaumgruppen im Rahmen des Alt- und Totholz-Programmes des Forstes Baden-Württemberg.
Für ein ehrenamtliches Rotmilan-Monitoring sind Mitarbeiter/-innen willkommen. Wer mitmachen möchte, kann unverbindlich sein Interesse anmelden.
Kontakt: Ingrid.Eberhardt-Schad@NABU-BW.de
Weitere Infos zum Biosphärengebiet Schwarzwald:
www.biosphaerengebiet-schwarzwald.de


Dieses Projekt wurde gefördert durch das Biosphärengebiet Schwarzwald beim Regierungspräsidium Freiburg und finanziert durch Mittel des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (UM) bzw. des Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (MLR).