Kirchen setzen sich für Naturschutz ein
Der NABU Baden-Württemberg, das Biosphärengebiet Schwäbische Alb und die Evangelische Landeskirche Württemberg starten ein zweijähriges Naturschutzprojekt zum Erhalt der biologischen Vielfalt. mehr →
Im Pfarrgarten der Evangelischen Kirchengemeinde Mundingen gibt es jede Menge Platz. Und schon jetzt finden Insekten und Vögel in Heckenstrukturen, Obstbäumen und Wildblumen Deckung und Nahrung. Hier sollen noch weitere heimische Pflanzen, wie Wildrose oder Geißblatt hinzukommen, um die Artenvielfalt zu vergrößern. Ein Vogel- oder Fledermausbeet, das die jeweils bevorzugten Nahrungsinsekten anlockt, hat NABU-Projektleiterin Karin Kilchling-Hink vorgeschlagen. Die Konfirmanden haben für den Winterschlaf der Igel ein Zuhause gezimmert.
Auch in Zukunft wird es im Pfarrgarten einen Bereich mit kurzem Rasen geben, den Gruppen wie die Kinderkirche oder die Konfirmandinnen und Konfirmanden bei gutem Wetter nutzen können. Andere Bereiche sollen dafür nur noch zwei bis drei Mal im Jahr gemäht werden. Dadurch wird die Vielfalt an Wildblumen deutlich zunehmen.
Pfarrer Markus Häfele hofft, dass die naturnahe Umgestaltung des Pfarrgartens „unsere Gemeinde für das wichtige Thema Artenvielfalt sensibilisiert und dass die Idee in die Gärten der Menschen weitergetragen wird.“ Bei sich selbst hat der Pfarrer schon Veränderungen festgestellt. „Ich achte inzwischen viel mehr darauf, was hier alles summt und fliegt.“
Pfarrer Markus Häfele - Foto: NABU/Kathrin Baumann
Obstbäume im Pfarrgarten - Foto: NABU/Kathrin Baumann
Eine Hecke begrenzt die große Rasenfläche - Foto: NABU/Kathrin Baumann
Das Pfarrhaus in Mundingen - Foto: NABU/Kathrin Baumann
Heimische Pflanzen bieten Nahrung für Insekten und Vögel - Foto: NABU/Kathrin Baumann
Die Rasenfläche wird auch künftig von Konfirmandinnen, Konfirmanden und von der Kinderkirche genutzt - Foto: NABU/Kathrin Baumann
In Trailfingen steht die naturnahe Umgestaltung des Gemeindehausgartens an. In den großen alten Bäumen im Gemeindehausgarten werden bald Kästen für Fledermäuse hängen. Am Gemeindehaus sollen Nistplätze für Mauersegler entstehen. Im Frühjahr geht es an die Gartengestaltung, dann werden unter anderem Wildrosen den Gemeindehausgarten bunter und vielgestaltiger machen.
„Die Schöpfung ist uns anvertraut. Das ist uns an diesem schönen Flecken hier in Trailfingen sehr bewusst“, sagt Maren Müller-Klingler. Entsprechend groß ist die Bereitschaft, mit anzupacken. Neben guten Kontakten zur örtlichen NABU-Gruppe gibt es handwerklich geschickte Ehrenamtliche, die gerne mit anpacken. Und auch die Kleinsten sind dabei. „Unser Kindergarten hat das Jahresthema Vögel, das passt wunderbar“, berichtet die Pfarrerin. Einer generationenübergreifenden Arbeit im Projekt „Kirchen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb“ steht also nichts mehr im Wege.
Weitere Informationen zur Kirchengemeinde
Im großen Gemeindehausgarten ist jede Menge Platz für neue Lebensräume - Foto: NABU/Kathrin Baumann
An den Bäumen im Gemeindehausgarten werden Fledermauskästen angebracht - Foto: NABU/Kathrin Baumann
Wildrosen werden das Einheitsgrün ersetzen - Foto: NABU/Kathrin Baumann
Auch diese ruhige Ecke wird bald mit Leben gefüllt - Foto: NABU/Kathrin Baumann
Der Garten des Dekanatamts in Münsingen ist noch mit einer Rasenfläche bedeckt. Doch das soll nicht so bleiben. Karin Kilchling-Hink, Leiterin des Projekts „Kirchen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb“ hat mit Dekan Norbert Braun verschiedene Maßnahmen für mehr Artenvielfalt geplant.
Ende Oktober wurden zunächst drei Fichten entfernt. „Die alten Bäume waren nicht mehr verkehrssicher“, berichtet der Dekan. „Sie wurden in einer Höhe von drei bis vier Metern abgesägt, die Stämme bleiben stehen. So können sich im toten Holz Insekten ansiedeln.“ Neben den Baumstümpfen soll eine „wilde Ecke“ entstehen, mit Reisighaufen zum Schutz für Igel und Erdkröten.
Darüber hinaus sind eine Blumenwiese und Hecken mit einheimischen Gehölzen angedacht. Während im schattigen Teil des Gartens Nahrungspflanzen für Nachtfalter wachsen sollen, ist für die sonnige Terrasse eine Steinmauer vorgesehen. Sie bietet Rückzugsräume für Insekten und Zauneidechsen. Eine Vogeltränke vor dem Haus und Nistkästen für Mauersegler sind weitere Ideen. Dekan Braun hofft, „dass wir diese gemeinsam mit unserer NABU-Gruppe vor Ort umsetzen können.“
Im Pfarrgarten wechseln sonnige und schattige Plätze - Foto: NABU Baden-Württemberg
Der Rasen im Pfarrgarten wird mit einer Wildblumenwiese ergänzt - Foto: NABU Baden-Württemberg
Drei alte Fichten bieten Lebensraum für Insekten - Foto: NABU Baden-Württemberg
Die Terrasse wird naturnah gestaltet - Foto: NABU Baden-Württemberg
Gemeinsam mit Konfirmandinnen, Konfirmanden und Flüchtlingen wird der Garten des Evangelischen Pfarrhauses in Zwiefalten ökologisch aufgewertet. Unter Pfarrer Albecks Anleitung haben die Jungen und Mädchen eine Eidechsenburg gebaut, Sträucher, die für Bienen und Insekten nicht „werthaltig“ sind, ausgegraben, und für Igel einige Igelhäuslein gezimmert, die unter Gebüsch und Totholz versteckt wurden.
Im Vorgarten wurde mit den Konfirmandinnen und Konfirmanden und mit Zwiefalter Flüchtlingen 30 Zentimeter tief Humus abgetragen. Dort sollen ein Magerboden eingebracht und heimische Blumen, Sträucher und Büsche gepflanzt werden.
Karin Kilchling-Hink, Biologin und Leiterin des NABU-Projekts „Kirchen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb – Entwicklungsräume für Mensch und Natur“, kam in den Konfiunterricht und erzählte vom enormen Rückgang heimischer Insekten, Vögel und Falter. Die Jugendlichen waren sichtlich bewegt und wollten etwas dagegen tun.
In den Wintermonaten werden zusammen mit der Mundinger Konfirmandengruppe noch spezielle Fledermaushäuslein und Wildbienenhotels gebastelt und im Mundinger und Zwiefalter Pfarrgarten angebracht. „Schöpfung bewahren“, sagt Pfarrer Albeck, „ist ein wesentlicher Inhalt des christlichen Glaubens. Wenn es für Konfirmanden dabei noch die Möglichkeit gibt, ganz handfest und konkret etwas zu tun, ist das ideal.“ Daher hat sich die evangelische Gesamtkirchengemeinde Zwiefalten/Hayingen im Kirchengemeinderat mit dem Projekt „Kirchen im Biosphärengebiet“ befasst. Die Idee: Öffentliche oder halböffentliche Gärten im Biosphärengebiet ökologisch werthaltig umzugestalten in der Hoffnung, dass dies einen gewissen Multiplikatoreffekt hat. Der NABU unterstützt und berät die Projekte.
Dietmar Baumeister, Pfarrer Karl Enderle und Werner Priel (v. l.) setzen sich für die Artenvielfalt ein - Foto: NABU/Kathrin Baumann
Ob Mauersegler, Stieglitz oder Grünspecht: Pfarrer Karl Enderle kann in Westerheim am Fuße des Landschaftsschutzgebietes Sellenberg viele Vögel beobachten. Er engagiert sich bereits seit seiner Jugend für den NABU und hat viele Pläne für das Projekt „Kirchen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb“. Bei einer ersten Aktion wurden Ende Oktober 2017 die Hecken am Sellenberg gestutzt und gepflegt. Ehrenamtliche aus der Gemeinde und dem örtlichen Höhlenverein waren ebenso dabei wie die Junior Ranger des Biosphärengebiets Schwäbische Alb.
Generationenübergreifend möchte Pfarrer Enderle auch die weiteren Ideen für mehr Artenvielfalt in seiner Gemeinde umsetzen: Das Anbringen von Fledermaus- und Mauersegler-Kästen steht in den nächsten Wochen an und der Kindergarten soll eine Totholzecke bekommen. Eine brach liegende Gartenfläche neben der Kirche soll ein Schmetterlingsgarten werden. Hier wird im kommenden Jahr die Wilde Möhre wachsen, die bevorzugte Nahrungspflanze des Schwalbenschwanzes.
Christkönigskirche Westerheim - Foto: NABU/Kathrin Baumann
Blick auf die Sellenberg-Kapelle - Foto: NABU/Kathrin Baumann
Die brach liegende Fläche soll zu einem Schmetterlingsgarten werden - Foto: NABU/Kathrin Baumann
Das Landschaftsschutzgebiet Sellenberg - Foto: NABU/Kathrin Baumann
Naturdenkmal im Pfarrgarten - Foto: NABU/Kathrin Baumann
Die Kirche und der Pfarrgarten in Hochwang stehen in den nächsten Wochen und Monaten im Mittelpunkt. Im Pfarrgarten entstehen Lebensräume für Insekten, Vögel und Fledermäuse. „Wir planen eine Blumenwiese, eine artenreiche Hecke mit einheimischen Sträuchern und verschiedene Motto-Beete“, erklärt Pfarrerin Brigitte Turnacker. Im „Vogelbeet“ oder im „Beet für blütenbesuchende Insekten“ finden die Tiere ganzjährig Nahrung. Auch Pflanzen mit christlicher Symbolkraft, darunter Akelei, Veilchen und Anemone, werden bald in Hochwang wachsen. Die ersten Schritte sind bereits getan: Die Frühblüher für die Insekten sind bereits gesetzt und Anfang Dezember 2017 fand die Pflanzung der einheimischen Sträucher statt. „Die Resonanz in der Gemeinde ist positiv“, sagt Pfarrerin Turnacker. Freiwillige Helferinnen und Helfer aus der Gemeinde werden ebenso mithelfen wie Geflüchtete. „Außerdem planen wir im Frühjahr 2018 zwei Projekte mit unseren Konfirmandinnen und Konfirmanden“.
Ab dem Frühjahr 2018 werden Flächen rund um das Freizeitheim in Erkenbrechtsweiler, das künftig für Konfirmandenfreizeiten genutzt wird, umgestaltet. So entsteht nach und nach ein Parcours rund um das Thema Artenvielfalt, zu dem es künftig eine Rallye mit Fragen und Aufgaben geben soll. Die Teilnahme am Projekt „Kirchen für die Artenvielfalt“ erfolgt in Erkenbrechtsweiler-Hochwang durch die evangelische und katholische Kirchengemeinde in ökumenischer Kooperation.
Der NABU Baden-Württemberg, das Biosphärengebiet Schwäbische Alb und die Evangelische Landeskirche Württemberg starten ein zweijähriges Naturschutzprojekt zum Erhalt der biologischen Vielfalt. mehr →