Berichte und Aktionen – "Natur nah dran" 2020



Digitales Vernetzungstreffen 2020
Wildblumen und -stauden trotzen dem Klimawandel

Die robusten "Natur nah dran"-Flächen in Rottweil trotzen der Trockenheit.
16. Oktober 2020 –Verkehrsinseln mit Wildstauden, Wildblumenwiesen im Park oder heimische Sträucher am Straßenrand trotzen dem Klimawandel und blühen auch in Zukunft bunt. Das verdeutlichte Naturgartenplaner Dr. Reinhard Witt bei seinem Vortrag Mitte Oktober im Rahmen eines digitalen Treffens der Kommunen, die in den letzten Jahren mit dem NABU-Projekt „Natur nah dran“ Flächen mit Wildblumen und -stauden angelegt haben.
Wildpflanzen haben über die Jahrhunderte gelernt, mit Hitze, Trockenheit und kurzzeitiger Staunässe zurechtzukommen. Deutlich pflegeintensiver werden mit den trockener und heißer werdenden Sommern hingegen die noch weit verbreiteten Blumenbeete mit exotischen Zuchtpflanzen sowie kurz gemähte Rasenflächen. Denn sie sind auf künstliche Bewässerung angewiesen – ein Luxus, den sich immer mehr Städte und Gemeinden bei zunehmender Wasserknappheit nicht mehr leisten können. Deshalb verzichten sie in wärmeren Regionen Europas schon heute darauf.
NABU-Projektleiter Martin Klatt bestärkte die Teilnehmenden, weiter zu machen: „Wildblumenwiesen und Wildstaudenflächen helfen den Wildbienen und Schmetterlingen, die hier Nahrung und Unterschlupf finden. Und sie tragen dazu bei, die Siedlungen auch in Zukunft lebenswert zu halten – denn die naturnahen Grünflächen fördern nicht nur die biologische Vielfalt, sondern sorgen auch für Abkühlung in der Siedlung.“ Eine weitere Besonderheit der artenreichen naturnahen Grünflächen ist, dass sie sich im Laufe der Jahre dynamisch entwickeln. Sie passen sich damit optimal an den Standort und sich verändernde Bedingungen an. Martin Klatt bringt das auf eine einfache Formel: „Wenn Kommunen Flächen mit Wildpflanzen aus 50 Arten anlegen und 20 von ihnen durch extreme Sommerhitze ausfallen, bleiben immer noch 30 Arten im Bestand. Eine naturnahe Wiese oder ein Saum mit Wildstauden repariert sich sozusagen selbst. Wo es noch viele Wildpflanzenarten gibt, füllen sie durch ihre Samen schnell die Lücken, die auf vertrockneten Rasen oder Blumenbeeten schon heute vielerorts entstehen.“
Im Rahmen des Online-Seminars tauschten sich Mitarbeitende der „Natur nah dran“-Kommunen aus ganz Baden-Württemberg miteinander aus. Die meisten von ihnen spüren die Folgen des Klimawandels bereits heute vor Ort und bereiten sich in ihrem Grünflächenmanagement darauf vor. Sie waren sich einig, dass die Bevölkerung bei diesem Wandel miteinbezogen werden muss. Das gelte auch für die Pflege der Flächen, fasst Martin Klatt ein weiteres wichtiges Gesprächsthema des Seminars zusammen: „Die Wildstaudenflächen sind im Herbst und Winter braun und trocken, das gefällt nicht allen Menschen. Ihre Stängel müssen aber im Winter stehen bleiben, denn sie dienen vielen Wildbienenarten und anderen Insekten als Kinderstube. Von den Samen ernähren sich Vögel wie der Distelfink. Im Gegensatz zu diesen Staudenflächen werden Wildblumenwiesen im Herbst noch einmal gemäht, denn zur Erhaltung ihrer speziellen Artenvielfalt ist der zweimalige Schnitt notwendig.“
Pflanzaktionen mit „Natur nah dran“ in Marbach am Neckar und in Renningen
Start der Flächenumwandlung in 15 Kommunen

Gelungener Anlage-Workshop trotz Masken, Mindestabstand und Hygieneregeln - Foto: NABU/Anette Marquardt
29./30. September 2020 –Insgesamt rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den 15 diesjährigen „Natur nah dran“-Kommunen haben am 29. bzw. 30. September 2020 mehrere Flächen in Marbach bzw. Renningen mit Wildpflanzen bestückt. Damit startet die Umwandlung kommunaler Flächen zu wertvollen Lebensräumen für Pelzbienen, Schwalbenschwänze und Stieglitze. Die Teilnehmenden erhielten praxisnahe Tipps, die sie in ihren Heimatgemeinden umsetzen können.
„Wir können es kaum erwarten, dass die mit ‚Natur nah dran‘ angelegten Wildblumen und Stauden in ein paar Monaten anfangen zu blühen“, freute sich NABU-Projektleiter Martin Klatt. „Die Bevölkerung darf sich auf mehr lebendige Natur mitten in ihrer Gemeinde freuen. Schließlich profitieren nicht nur Bienen und Schmetterlinge – die naturnahen Flächen laden auch Kinder, Erwachsene und Senioren zum Verweilen, Staunen und Erleben ein.“ Doch vorerst heißt es: Geduld bewahren. Denn naturnahe Flächen benötigen etwas mehr Zeit, um sich zu entwickeln, sind dafür aber nachhaltige kleine Biotope für viele Jahre. „Beobachten lohnt sich, denn die naturnahen Flächen verändern sich ständig. Im nächsten Jahr werden noch einige einjährige Pflanzen blühen, in den Folgejahren kommen dann die mehrjährigen zum Vorschein. Nach einiger Zeit hat sich dann eine stabile Pflanzengemeinschaft etabliert“, beschrieb Martin Klatt die Dynamik.
Unter praktischer Anleitung des Naturgartenplaners Dr. Reinhard Witt lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Besonderheiten bei der Anlage von Wildblumenwiesen kennen und erhielten Tipps zum Setzen von Wildpflanzen. Witt erläuterte auch, wie wichtig die sorgfältige Vorbereitung des Untergrunds ist. Dieser sollte für das Gedeihen der Wildpflanzen möglichst mager sein und keine Samen oder Wurzelstücke weniger erwünschter Pflanzen enthalten, weshalb auch Schotter und sauberer Kompost eingearbeitet wurden. Der Naturgartenplaner betonte, dass die Flächen nicht mit den Schottergärten zu verwechseln seien, die das Land vor kurzem verboten hat: Zwar kommt in einige „Natur nah dran“-Flächen ebenfalls grobes Material, aber auch ein Feinanteil mit verschiedenen Korngrößen, ergänzt durch Grünschnittkompost. So können Wildpflanzen und -stauden gedeihen, die in einem Schottergarten kaum eine Überlebenschance hätten.
Weitere Bilder finden Sie hier.
„Natur nah dran“ in Ilsfeld und Rottweil: Wegerich-Natternkopf, Färberkamille und Nickende Distel für Wildbienen und Schmetterlinge
Pflegeeinsatz sorgt für eine gute Entwicklung der Wildblumen

Gemeinsame Pflege einer "Natur nah dran"-Fläche in Rottweil. Foto: NABU/A. Marquardt
23. Juli 2020 – Es blüht für Mauerbienen, Bläulinge und Distelfinken: Am 21. Juli 2020 und 22. Juli 2020, trafen sich die 13 Kommunen, die 2019 am NABU-Projekt „Natur nah dran“ teil-genommen hatten, in Rottweil und Ilsfeld. Gemeinsam begutachteten und pflegten sie bei einem Workshop die Blühflächen, die sie im September 2019 mit Wildstauden und -blumen bepflanzt hatten. Unter Anleitung des Naturgartenplaners Dr. Reinhard Witt unterschieden die jeweils rund 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer – aufgeteilt auf zwei Gruppen – welche Jungpflanzen der im Vorjahr eingebrachten Arten bereits auf den Flächen zu sehen sind. Einige weniger erwünschte Arten, die die Fläche schnell zu überwuchern drohen und deren Samen sich noch im Boden befunden hatten, wurden entfernt. So haben die zum Teil noch kleinen Wildblumen und -stauden Platz und Licht, um zu wachsen.
„Die im Projekt angelegten Biotope benötigen Anfangs etwas Geduld und Pflege, um sich zu entwickeln. Interessant ist auch, dass sie sich im Laufe der ersten Jahre immer weiter verändern“, erklärt Martin Klatt vom NABU Baden-Württemberg. „Blühen beispielsweise im ersten Jahr noch viele einjährige Pflanzen wie Mohn, Wegerich-Natternkopf oder Acker-Rittersporn, etabliert sich über die Jahre eine stabile Pflanzengemeinschaft mit mehrjährigen Arten – das macht die Flächen als Lebensraum so attraktiv für viele Insekten und andere Tiere. Wer genau hinschaut, entdeckt bereits jetzt viele kleine Vorboten der kommenden Jahre. In Rottweil und Ilsfeld zeigen sich zum Beispiel schon Mauerpfeffer, Witwenblume und echtes Labkraut.“
Die Teilnehmenden erhielten bei der Veranstaltung viele Anregungen und Tipps, wie die Wildblumenwiesen und Wildstaudenflächen dauerhaft gepflegt werden und wie mit eventuellen anfänglichen Schwierigkeiten umgegangen werden kann. Zu Gast in Rottweil waren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Grünflächenämter, Stadtgärtnereien und Bauhöfe der für 2019 für „Natur nah dran“ ausgewählten Kommunen. Das sind: Bad Krozingen, Dürnau, Eberdingen, Edingen-Neckarhausen, Engstingen, Ilsfeld, Kehl, Kornwestheim, Lauchringen, Rottweil, Schwäbisch Hall, Sigmaringen und Wiesloch.
Wildbienen summen mitten in Ilsfeld und Rottweil
„Besonders erfreulich ist, dass wir hier schon zahlreiche Wildblumen wie Rotes Leimkraut und Flachblättriger Mannstreu sehen konnten, an denen nicht nur Honigbienen Nahrung finden, sondern auch die anspruchsvolleren Wildbienen“ sagt Martin Klatt. „Das ist besonders wichtig, denn von den rund 460 Wildbienenarten in Baden-Württemberg sind über die Hälfte in ihrem Bestand gefährdet. Da leisten Flächen wie die mit ‚Natur nah dran‘ angelegten einen wertvollen Beitrag, um die wichtigen Bestäuber zu schützen. In Ilsfeld und Rottweil summen und brummen etwa die Auen-Schenkelbiene oder die Gelbbindige Furchenbiene mitten in der Stadt.“
Die Teilnehmenden erhielten bereits im April eine Online-Schulung mit Reinhard Witt und dem NABU-Team, da zu diesem Zeitpunkt ein Treffen vor Ort wegen der Corona-Pandemie nicht möglich war. Martin Klatt freute sich, die Zuständigen der Kommunen nun wieder in Rottweil und Ilsfeld zu sehen: „Die Teilnehmenden waren sich einig: Die Tipps aus dem Online-Seminar und der virtuelle Austausch mit den anderen Kommunen haben ihnen sehr geholfen. Ein Treffen vor Ort ist aber durch nichts zu ersetzen: Hier konnten wir gemeinsam die Pflanzen anfassen, riechen und entscheiden, ob sie entfernt werden müssen oder die Fläche bereichern. Diese Erfahrungen sind für die Arbeitspraxis unentbehrlich.“
Hintergrund:
Das NABU-Projekt „Natur nah dran“ wird gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Kli-ma und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Ziel ist es, Städte und Gemeinden mit Rat und Tat dabei zu unterstützen, Grünflächen im Sinne der Biodiversität umzugestalten.
Planung für „Natur nah dran“-Projektflächen startet nach Besichtigung und Online-Schulung
NABU besucht Kommunen des Jahrgangs 2020

Naturgartenplaner Reinhard Witt begutachtete mit Mitarbeitenden der Stadt Renningen Grünflächen. Foto: NABU/A. Marquardt
13. Mai 2020 – Vielfältig, naturnah und insektenfreundlich: Am Dienstag, 5. Mai, nahmen rund 50 Vertreterinnen und Vertreter der für 2020 ausgewählten „Natur nah dran“-Kommunen an einer Online-Schulung im Rahmen des NABU Projektes teil. Die Teilneh-menden erhielten bei der Veranstaltung viele Anregungen und Tipps, wie im Siedlungsraum artenreiche Lebensräume für Wildbienen, Distelfinken und Schwalbenschwänze geschaffen werden können. Bei einer gemeinsamen Begehung zwischen 6. und 14. Mai erkundeten Vertretende des NABU und der Städte und Gemeinden sowie die Naturgartenplaner/-innen Dr. Reinhard Witt, Michaela Senk, Sebastian Frey, Eva Distler, Martin Weiß und Stella Friede, wie sich die Maßnahmen vor Ort umsetzen lassen.
Dabei nahmen sie Grünflächen in Augenschein, die in den Kommunen im Laufe des Projekts in kleine Biotope umgewandelt werden sollen. Die Fachleute begutachteten dabei die jeweiligen Standorte und gaben erste Empfehlungen für die passenden Maßnahmen. Beispielsweise, ob eine Fläche grundlegend umgestaltet werden sollte, um einen dauerhaften Erfolg zu ermöglichen.
Die Begehung der Flächen bildet gemeinsam mit der Schulung die Grundlage für den nächsten Schritt: die Detailplanung für die ausgewählten Flächen. Anschließend geht es dann an die Umsetzung. „Das Entscheidende dabei ist: Geduld, Geduld, Geduld“, betonte NABU-Projektleiter Martin Klatt. Das bestätigten die Erfahrungen aus Kommunen, die bereits länger ihre Flächen umgestalten, so Klatt weiter: „Dabei kommen verschiedene Maßnahmen zum Einsatz. Auf manchen Flächen funktioniert das oft auf Anhieb gut, andere brauchen vielleicht etwas länger. Deshalb ist es wichtig, die Bevölkerung von Anfang an mit einzubeziehen, etwa über Artikel im Amtsblatt oder Informationsveranstaltungen.“
Wildpflanzenflächen sind gut für Insekten und sparen langfristig Arbeit
Warum sich das für die Natur und die teilnehmenden Kommunen lohnt, erläuterte Martin Klatt in der Online-Schulung: „Auf den Projektflächen entstehen wertvolle Wildpflanzenflächen, die sich im Laufe der Zeit immer weiter entwickeln werden. Für die Insekten zählt jeder Quadratmeter. Bei der Anlage naturnaher Flächen gibt es einiges zu beachten. Zwar sehen beispielsweise einjährige Blühmischungen im ersten Jahr toll aus, müssen aber jährlich neu eingesät werden und verursachen daher in der folgenden Zeit mehr Arbeit.“
Die Teilnehmenden konnten sich bei der Online-Schulung einen ersten Eindruck verschaffen, wie dauerhafte und dem Standort angepasste mehrjährige Blumenwiesen und Wildstaudenbeete angelegt werden. Dazu zeigten Naturgartenplaner Reinhard Witt und Projektleiter Martin Klatt auch Fotos aus anderen Kommunen, die bereits beim NABU-Projekt dabei sind. Anette Marquardt vom NABU gab Tipps, wie Öffentlichkeitsarbeit zur Akzeptanz und zum Erfolg der Umgestaltung vor Ort beitragen kann.
Online-Schulung und Begehung mit Sicherheitsabstand: Austausch trotz Corona
Die Auftaktschulung und Begehung fanden wegen der Corona-Pandemie dieses Jahr unter erschwerten Bedingungen statt. Normalerweise besuchen die Teilnehmenden aus den neu-en Projektkommunen eine Stadt oder Gemeinde, die bereits im Vorjahr mit der naturnahen Umgestaltung ihrer Flächen begonnen hat. Weil das in diesem Jahr nicht möglich war, stellte der NABU kurzerhand eine Online-Schulung, ein sogenanntes „Webinar“, auf die Beine. „Uns war es wichtig, die Kommunen in diesen schwierigen Zeiten nicht alleine zu lassen. Die Begehungen sind zentral, um gemeinsam mit den Kommunen die besten Maßnahmen für die Flächen vor Ort zu finden. Deshalb haben wir diese in kleinerer Besetzung als sonst und mit ausreichend Sicherheitsabstand auch dieses Jahr durchgeführt.“
An der Schulung nahmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Grünflächenämter, Stadtgärtnereien und Bauhöfe der für 2020 für „Natur nah dran“ ausgewählten Kommunen teil. Das sind: Achern, Dornstadt, Emmendingen, Görwihl, Horb am Neckar, Karlsbad, Marbach, Neckarsulm, Neuenburg am Rhein, Ostrach, Renningen, Waldenbuch, Baindt, Zaisenhausen, Künzelsau.
Hintergrund:
Das NABU-Projekt „Natur nah dran“ wird gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg sowie im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes. Ziel ist es, Städte und Gemeinden mit Rat und Tat dabei zu unterstützen, Grünflächen im Sinne der Biodiversität umzugestalten.
„Natur nah dran“ in Ilsfeld und Rottweil: Wildtulpen, Wiesen-Salbei und Schneeglanz für Wildbienen und Schmetterlinge
Online-Schulung zur Flächenpflege für Mitarbeitende der Kommunen auch in Zeiten der Corona-Pandemie

Vorhang auf für Wildtulpe und Traubenhyazinthe: Mitarbeitende aus den „Natur nah dran“-Kommunen erfuhren im Webinar, welche Wildblumen auf den gemeinsam angelegten Flächen schon blühen – und welche man jetzt entfernen muss. Foto: NABU/A. Marquardt
28. April – Erste Blüten auf den neu angelegten Projektflächen: Am 21. bzw. 22. April 2020 trafen sich die 6 Kommunen, die 2019 am NABU-Projekt „Natur nah dran“ teilgenommen hatten, zum Online-Seminar. Gemeinsam begutachteten sie die Wildpflanzen-Blühflächen, die sie im Herbst 2019 in Ilsfeld bzw. Rottweil angelegt hatten. Der NABU-Landesverband hat kurzerhand ein sogenanntes „Webinar“ auf die Beine gestellt, um die Mitarbeitenden der Städte und Gemeinden trotz der derzeitigen Kontaktbeschränkungen weiter bei der Pflege der Fläche zu unterstützen. Im Mittelpunkt stand ein Video mit einem Rundgang mit Naturgartenplaner Dr. Reinhard Witt auf den Flächen in Ilsfeld bzw. Rottweil. Er zeigte, welche Jungpflanzen der im Vorjahr eingebrachten Arten bereits auf den gemeinsam angelegten Beispielflächen in Ilsfeld bzw. Rottweil zu sehen sind. Und vor allem, wie die Jungpflanzen der Arten zu erkennen sind, die die Fläche schnell überwuchern würden und deren Samen noch im Boden geschlummert hatten. Anhand von eingesandtem Bildmaterial aus den Kommunen konnte Reinhard Witt außerdem individuelle Tipps zur weiteren Pflege der Flächen geben.
Auf diesen aktuellen Fotos sind bereits die ersten Blüten zu sehen, auf denen Hummeln und andere Insekten den dringend benötigten Pollen finden. Naturgartenplaner Witt wies darauf hin, dass viele weitere Flächen, die heute vielleicht noch etwas unspektakulär aussehen, bald bunt blühen werden. NABU-Projektleiter Martin Klatt ergänzt: „Die im Projekt angelegten Wildblumenflächen brauchen anfangs etwas Geduld und Pflege, um sich zu entwickeln. Das gilt vor allem für Standorte mit mageren, nährstoffarmen Böden. Hier dauert es etwas länger, bis die Pflanzen sich in voller Pracht zeigen. Auf lange Sicht werden dies aber besonders artenreiche Flächen, die Mauerbienen, Bläulingen oder Distelfinken für viele Jahre Nahrung und Unterschlupf bieten.“
„Webinar“: Neuland für NABU und Kommunen
Die Teilnehmenden erhielten bei der Veranstaltung viele Anregungen und Tipps, wie die Wildblumenwiesen und Wildstaudenflächen dauerhaft gepflegt werden und wie mit eventuellen anfänglichen Schwierigkeiten umgegangen werden kann. Das Format des „Webinars“ war für alle Beteiligten eine ungewohnte Erfahrung, beschreibt Martin Klatt: „Wir haben gemeinsam Neuland betreten und dabei viel gelernt. Uns war es wichtig, die Kommunen in diesen schwierigen Zeiten nicht alleine zu lassen. Hoffentlich können wir im Juni dann die Flächen in Ilsfeld bzw. Rottweil wieder gemeinsam begehen.“
Am Webinar nahmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Grünflächenämter, Stadtgärtne-reien und Bauhöfe der 13 für 2019 für „Natur nah dran“ ausgewählten Kommunen teil. Das sind: Bad Krozingen, Dürnau, Eberdingen, Edingen-Neckarhausen, Engstingen, Ilsfeld, Kehl, Kornwestheim, Lauchringen, Rottweil, Schwäbisch Hall, Sigmaringen, Wiesloch.
Hintergrund:
Das NABU-Projekt „Natur nah dran“ wird gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg sowie im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie des Landes. Ziel ist es, Städte und Gemeinden mit Rat und Tat dabei zu unterstützen, Grünflächen im Sinne der Biodiversität umzugestalten.
Mehr Wohnraum für Wildbienen
Förderprojekt „Natur nah dran“ mit 15 Kommunen in 2020

Natur nah dran - Foto: NABU/Anette Marquardt
12. März 2020– Artenreiche Wildblumenwiesen und blühende Straßenränder in den Gemeinden: Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (UM) hat am heutigen Donnerstag die Kommunen bekannt gegeben, die für eine Förderung im Rahmen des Kooperationsprojekts „Natur nah dran“ 2020 mit dem NABU ausgewählt wurden. Für die fünfte und vorerst finale Bewerbungsrunde war das Interesse ungebrochen groß: 73 Bewerbungen waren beim NABU eingegangen. Auch um die Anstrengungen gegen das Insektensterben zu verstärken, hat das Umweltministerium für 2020 eine Förderung für 15 weitere Kommunen zugesagt. Gemeinsam mit dem NABU und mit Unterstützung durch das UM legen die Städte und Gemeinden blühende Biotope für viele Jahre an. Zudem gibt es derzeit Überlegungen, das erfolgreiche Projekt fortzusetzen.
„Tiere wie Wildbienen und Schmetterlinge benötigen dringend neuen Lebensraum. Den Städten und Gemeinden kommt hier eine Schlüsselrolle zu, denn in allen Kommunen gibt es Grünstreifen, Verkehrsinseln oder Brachflächen, die mit den passenden Wildpflanzen zu blühenden Biotopen werden können“, sagt der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle. „Immer häufiger sind unsere Sommer trocken und heiß. Das überstehen robuste Wildstauden und -blumen besser als empfindliche Zierpflanzen.“
„Für das fünfte Förderjahr haben sich wieder viel mehr Kommunen beworben, als es Förderplätze gibt. Umso erfreulicher ist, dass in diesem Jahr nicht nur zehn, sondern 15 zusätzliche Kommunen teilnehmen können“, berichtet Martin Klatt vom NABU. „Wildblumen rund um das Rathaus, ein artenreiches Band an Grünflächen durch die ganze Siedlung oder die aktive Einbeziehung von Bürgerinnen und Bürgern sowie Schulen – die ausgewählten Städte und Gemeinden haben engagierte Konzepte und zum Teil schon konkrete Vorschläge zur Umsetzung eingereicht. Die Fülle der Bewerbungen hat uns sehr gefreut, doch die Auswahl nicht leichter gemacht. Wir gratulieren und freuen uns auf die gemeinsame Anlage von wertvollen Lebensräumen inmitten der Siedlungen.“
Für die Förderung im Rahmen von „Natur nah dran“ 2020 wurden ausgewählt:
• Regierungsbezirk Freiburg: Achern, Emmendingen, Görwihl und Neuenburg am Rhein
• Regierungsbezirk Karlsruhe: Horb am Neckar, Karlsbad und Zaisenhausen
• Regierungsbezirk Stuttgart: Künzelsau, Marbach, Neckarsulm, Renningen und Waldenbuch
• Regierungsbezirk Tübingen: Baindt, Dornstadt und Ostrach
Insgesamt waren im Verlauf des Projekts 336 Bewerbungen beim NABU eingegangen. Diese kamen von 229 unterschiedlichen Kommunen – einige hatten sich mehrfach beworben – und damit von knapp einem Viertel der 1.101 baden-württembergischen Gemeinden. Gingen 2016 zunächst 58 und in den Folgejahren 69, 62 und 72 Bewerbungen ein, waren es für dieses Jahr 73.
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