Mit einer NABU-Geschenkpatenschaft für Wildbienen oder Greifvögel schenken Sie Ihren Lieben ein ganz besonderes Stück Natur.
Mehr ...Blumen für den Stieglitz
Ein gut gedeckter Tisch



Stieglitz - Foto: Bernhard Etspueler
Für den Vogelschutz interessiert sich NABU-Artenschutzreferent Martin Klatt schon seit seiner Jugend, als er mit einem erfahrenen „Orni“ regelmäßig zur Vogelbeobachtung ging. Von der lokalen ornithologischen Arbeitsgemeinschaft bis zum DBV, dem heutigen NABU, war es dann nur noch ein kleiner Schritt. Über den Vogel des Jahres 2016 sagt er: „Der Stieglitz gefiel mir schon immer, nicht nur wegen seiner Lebhaftigkeit und Geselligkeit, sondern auch wegen seiner auffälligen Flügelfärbung: schwarz und gelb – die Farben von Borussia Dortmund!“
Der NABU rät, jetzt Wildblumenwiesen für den Vogel des Jahres zu säen. Warum?
Die Samen, die sich aus den Blumen entwickeln, liefern für den Stieglitz die ideale Nahrung. Der „eingefleischte“ Vegetarier braucht praktisch das ganze Jahr über Sämereien: zur Zeit der Jungenaufzucht auch noch nicht ganz reife Samen etwa vom Löwenzahn, im Sommer gerne Blumensamen von der Wiese, etwa von Flockenblumen und später dann die trockenen Samen von Disteln und Karden. Gerade die kann er auch noch im Winter ernten. Wichtig ist also die Aussaat von Blumen für den Stieglitz-Speiseplan des ganzen Jahres!
Welche Samen eignen sich – und woher bekomme ich die?
Am besten sind Samenmischungen von Wildblumen geeignet, denn diese „kennt“ der Stieglitz am besten. Neben typischen Wiesenblumen bieten auch mehrjährige Wildstauden einen gut gedeckten Tisch für den Vogel des Jahres. Wildpflanzensamen bzw. entsprechende Mischungen bekommt man nicht in jedem Gartencenter, aber bei spezialisierten Anbietern wie zum Beispiel Rieger-Hoffmann, dem Hof Berg-Garten oder der Gärtnerei Strickler.
Dann kann ich endlich loslegen – oder muss ich den Boden erst noch vorbereiten?
Die Faustregel lautet: „Je magerer der Boden, desto bunter die Blütenpracht“. Bei allzu gut gedüngten Böden empfiehlt es sich, den Standort vor der Aussaat von Blumenmischungen durch das Untermengen von Sand „auszumagern“. Damit eröffnet man vielen Pflanzen die Chance, zu blühen und Samen zu bilden. Auf „fetten“ Böden setzt sich nicht selten nur der nährstoffliebende und konkurrenzstarke Löwenzahn durch – bunt ist anders!
Der Stieglitz soll ja jedes Jahr satt werden. Muss ich dann immer neu säen oder halten die Blumen, die ich gesät habe, mehrere Jahre? Wie muss ich die Blumenwiese pflegen?
Eine wirkliche Blumenwiese setzt sich aus Blumen und Gräsern zusammen, die in der ausgesäten Artengemeinschaft viele Jahre oder gar Jahrzehnte Bestand haben kann. Wichtig ist, regelmäßig zu mähen, am besten zweimal im Jahr. Das Schnittgut räumt man nach dem Antrocknen ab, um nicht auf Dauer durch das liegen bleibende Material im Boden Nährstoffe anzureichern. Der erste Schnitt ab der zweiten Junihälfte und der zweite Schnitt Ende September sorgen in der Regel dafür, dass sich zweimal im Jahr ein üppiges Blumen- und damit Samenangebot entwickelt. Eine Wiese ist also ein „verlässlich gedeckter Tisch“ für den Stieglitz. Dass es bei der ersten Mahd immer auch blühende Pflanzen trifft, ist nicht dramatisch. Schlechter wäre es zu spät zu mähen. Denn dann reicht die Zeit des restlichen Sommers oft nicht mehr für die Entwicklung einer zweiten Blütenwelle aus. Damit Stieglitze auch im Winter Nahrung finden, lässt man nach der zweiten Mahd so genannte Altgrasstreifen stehen.
Wenn der Vogel des Jahres dann gar nicht bei mir auftaucht – war alles umsonst? Oder freuen sich auch andere Tiere an der Blumenwiese?
Wildblumen helfen nicht nur dem Stieglitz: Vor der Samenreife müssen die Blumen von blütenbesuchenden Insekten bestäubt werden. Bienen, Schmetterlinge, Schwebfliegen und Käfer werden das Blütenangebot auf jeden Fall sehr zu schätzen wissen!
Die Stieglitz-Brutzeit hat ja gerade begonnen. Hast du noch irgendwelche Tipps für Last-Minute-Maßnahmen, mit denen man den Garten Stieglitz-freundlicher macht?
Eine simple Sofortmaßnahme ist, das stehen zu lassen, was auf bisher häufig gemähten Gartenstücken wächst. So können Blumen und Gräser ausreifen und dem Stieglitz Nahrung bieten. Naturschutz ist aber weniger eine Disziplin für Sprinter als für Marathon-Läufer – es kommt auf den langen Atem an. Deshalb ist ein kleiner Plan nicht schlecht, nach dem im Herbst der Boden für eine Blumenwiese oder einen Wildstaudensaum vorbereitet und ein Platz für beerentragende heimische Sträucher ausgesucht wird.
Wenn ich keinen Garten habe: Kann ich trotzdem etwas für den farbenfrohen Vogel tun?
Im Blumenkasten lassen sich auch auf kleinem Raum Pflanzen aussäen, die Samen für den Stieglitz bilden. Das sind dann allerdings keine Wiesenblumen, sondern eher solche, die früher als „Ackerunkräuter“ bekannt waren. Kornblumen zum Beispiel werden gerne von den Vögeln besucht, auch die Färberkamille funktioniert gut. Und indirekt helfen wir dem Stieglitz durch den Kauf unserer Lebensmittel in Bioläden oder direkt beim Biobetrieb. Denn biologisch wirtschaftende Landwirte belassen auf ihren Betriebsflächen regelmäßig blühende Ackerrand- und Altgrasstreifen und fördern insgesamt die biologische Vielfalt auf dem Acker.
Tipp aus dem Online-Shop des NABU Baden-Württemberg: Infopaket „Naturnaher Garten" mit den Broschüren „Gartenlust“ und „Wohnvergnügen“ und einem Samentütchen. Gratis dazu gibt’s die Aufkleber-Postkarte zum Vogel des Jahres!