Astrid Eckenfels (NABU Lahr) untersucht einen Nistkasten - Foto: NABU Lahr
Im Einsatz für den Steinkauz
Regine Fricke (NABU Lahr) im Interview



Liebe Frau Fricke, wie viele junge Steinkäuze konnten Sie denn in dieser Saison beringen?
Die Steinkauzgruppe des Nabu Lahr betreut 115 Brutröhren am Oberrhein zwischen Wittenweier und Altenheim. In diesem Jahr haben wir 24 Brutpaare gezählt, von denen 16 erfolgreich gebrütet haben. Insgesamt waren es 60 Jungvögel, 45 konnten wir beringen.
Ist der Bestand im Raum Lahr damit stabil?
Das Verhältnis von Brutpaaren und Jungvögeln hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert. Aber der Bestand geht ganz klar zurück. 2008 haben wir noch 35 Brutpaare und 82 Jungvögel gezählt.
Was sind aus Ihrer Sicht die Hauptgründe dafür?
Der wichtigste Grund ist die Veränderung der Landschaft durch intensive landwirtschaftliche Nutzung, wodurch große Streuobstwiesenflächen in Ackerflächen oder Spalierobstplantagen umgewandelt wurden. Und der Schwund geht weiter. Immer wieder müssen wir bei der Kontrolle im Frühjahr feststellen, dass eine weitere Obstbaumreihe zwei Metern Maisfeld zum Opfer fiel. Auch durch Neubaugebiete in Ortsrandlagen gehen immer wieder Wiesen mit alten Hochstammobstbäumen verloren. Der Rückgang von Beutetieren – etwa durch regelmäßigen Bodenumbruch oder Pestizide – kann auch eine Rolle spielen. Erhöhte Verluste unter den Steinkäuzen entstehen auch durch zunehmenden Straßen- und Schienenverkehr. Das haben wir durch den Fund von Ringen belegen können.
Entmutigt Sie dieser Bestandsrückgang?
Nein, eigentlich im Gegenteil. Wir lassen uns nicht entmutigen, sondern überlegen stattdessen, wie wir den Steinkauz noch besser unterstützen können. So untersuchen wir die Gebiete, in denen der Steinkauz besonders stark zurückgegangen ist, in Bezug auf Landnutzung, Bewirtschaftung, Mähzeitpunkt, Baumaßnahmen, Verdacht auf erhöhte Prädation etc. und vergleichen sie mit vom Steinkauz gut besetzten Gebieten. Dann können wir ähnliche Flächen suchen, wo wir bislang ungenutzte Röhren anbringen. Außerdem wollen wir in stark von Staren genutzten Gebieten zusätzlich Starenkästen aufhängen. Denn der Star ist ja ebenfalls ein Höhlenbrüter und breitet sich bei uns stark aus. Allein in diesem Jahr waren 38 unserer Röhren von Staren belegt. Wir wollen herausfinden, ob er den Steinkauz möglicherweise verdrängt.
Auch in diesem Jahr konnten Besucherinnen und Besucher bei den Beringungen dabei sein. Wie war die Resonanz?
Wir hatten in diesem Jahr 18 Besucherinnen und Besucher, darüber haben wir uns sehr gefreut. Die Leute waren unglaublich interessiert, sie haben uns Löcher in den Bauch gefragt. Viele wissen nicht, wie wichtig die Beringung ist: Dass man dadurch erfährt, woher ein Steinkauz kommt und wie weit er geflogen ist. Wir haben ein Tier gefunden, das ich im vergangenen Jahr beringt hatte, an diesem Beispiel konnte ich das gut erklären. Wir haben auch über den Lebensraum Streuobstwiese gesprochen, und wie wichtig dessen Erhalt ist. Dazu kann jede und jeder etwas beitragen, zum Beispiel durch den Kauf von Streuobstsaft und –most.
Und wie war es für Ihre Gäste, den Steinkauz sozusagen hautnah zu erleben?
Das war natürlich ein schönes Erlebnis. Ich finde es immer wieder interessant, die verschiedenen Persönlichkeiten der Steinkäuze kennenzulernen. Manche schauen uns aufmerksam an, manche sind eher teilnahmslos und andere wehren sich mit Flügeln und Füßen. Es ist wichtig, dass die Menschen diese faszinierenden Vögel kennenlernen. Nur was man kennt und schätzt, schützt man auch. Und die Steinkäuze brauchen unseren Schutz ganz dringend.
Vielen Dank für das Gespräch!