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Mehr ...Pilz-Jahr 2016
NABU gibt Tipps zum naturbewussten Sammeln



Steinpilz - Foto: NABU/Krzysztof Wesolowski
14. September 2016 - Und wo es immer wieder geregnet hat, waren im Juni und Juli zum Beispiel Pfifferlinge, Perlpilze oder Sommer-Steinpilze zu finden“, berichtet NABU-Pilzfachmann Karl-Heinz Johe. „Wenn jetzt wie angekündigt eine kühlere, feuchte Periode die trockenen Wochen ablöst, dürfte die Ausbeute ganz ordentlich ausfallen. Das nasskalte Frühjahr hat ja in vielen Regionen gute Voraussetzungen geschaffen.“ Mit einer Pilzschwemme wie 2014 sei aber vermutlich nicht mehr zu rechnen.
Tipps zum naturbewussten Sammeln
Der NABU-Experte, der andere Fungi-Fans zu „PilzCoaches“ an der Pilzschule Schwäbischer Wald in Ruppertshofen ausbildet, rät eindringlich dazu, nur Speisepilze zu sammeln und zu verzehren, die man gut kennt, und unbekannte, zu junge oder zu alte Pilze stehen zu lassen. „Das ist besser für die Gesundheit und die Natur“, sagt Johe. Für private Zwecke darf man in der Regel ein Kilogramm pro Tag und Person sammeln. Macht man es richtig, schadet das Absammeln der Pilzfruchtkörper dem eigentlichen Lebewesen Pilz im Boden nicht. „Richtig heißt: vorsichtig herausdrehen oder abschneiden, nachdem man den Pilz genau bestimmt hat“, erklärt der Fachmann und betont: „Dass die Pilzsuche in Naturschutzgebieten grundsätzlich tabu ist, versteht sich von selbst.“
Außerdem sollte man das Wild im Wald nicht unnötig stören, spätestens mit beginnender Dämmerung die Suche einstellen und sich dann nur noch auf festen Waldwegen bewegen. Über regionale Sammelverbote kann man sich bei Forstamt oder Stadtverwaltung informieren. „Wichtig zu wissen ist, dass eine Reihe von Speisepilzen nach der Bundesartenschutzverordnung geschützt ist. So dürfen beispielsweise Morcheln, Trüffeln und seltene, geschützte Röhrlinge wie der Anhängsel-Röhrling oder Porlinge wie der Schafporling nicht im Korb landen“, sagt Johe.
Wichtige Rolle im natürlichen Gefüge
Mittlerweile stehen mehr als 450 der über 3.000 Pilzarten in Baden-Württemberg auf der Roten Liste der gefährdeten Großpilze in Deutschland*. Hauptursuchen für den Artenrückgang bei Pilzen sind Umwelteinflüsse wie die Bodenverdichtung und das Übermaß an Nährstoffen, die zum Beispiel durch intensive Landwirtschaft in den Boden gelangen. „Viele Menschen wissen kaum etwas über die Rolle der Pilze im Ökosystem und nehmen sie vor allem als Bereicherung des Speiseplans in der zweiten Jahreshälfte wahr“, berichtet Johe. „Dabei sind Pilze das ganze Jahr hindurch aktiv – und faszinierend. Der größte Teil eines Pilzes wächst als fein verzweigtes Geflecht – das so genannte Myzel – beispielsweise im Erdboden, in Holz oder Laub. Die im Sommer und Herbst an der Oberfläche sichtbaren Fruchtkörper dienen der Sporenproduktion und damit der Fortpflanzung.“ Im natürlichen Gefüge des Waldes spielen Pilze eine wichtige Rolle, etwa indem sie totes organisches Material zersetzen, oder eine Lebensgemeinschaft mit Bäumen zum gegenseitigen Nutzen als sogenannte Mykorrhizapilze bilden.
* Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Mykologie und NABU, 1992
Pilze in Baden-Württemberg:
In Baden-Württemberg gibt es über 3.000 unterschiedliche Großpilze, rund 150 davon sind Speisepilze. Etwa 90 Prozent der tödlichen Pilzvergiftungen gehen auf die Giftstoffe des Grünen Knollenblätterpilzes (Amanita phalloides) zurück, die sich durch Kochen nicht unschädlich machen lassen. Verwechselungsgefahr besteht vor allem mit Champignons.
PilzCoach:
Seit 2013 gibt es die Ausbildung zum PilzCoach, die von der Deutschen Gesellschaft für Mykologie angeboten wird. Ziel ist es, das Bewusstsein für die Allgegenwart der im Verborgenen lebenden Pilze zu stärken. Denn trotz ihrer immensen ökologischen Bedeutung kommen sie in den Lehrplänen der Schulen so gut wie nicht vor.