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Mehr ...Wir brauchen die neue Förderpolitik
NABU-Szenario für Reform der EU-Agrarförderung



Ökologische Landwirtschaft - Foto: Ingo Ludwichowski
7. November 2016 „Gerade in Baden-Württemberg würden viele landwirtschaftliche Betriebe von einer Umstellung der Agrarförderung profitieren: weg vom Gießkannenprinzip, hin zur Förderung von Leistungen für Natur und Gesellschaft “, sagt Jochen Goedecke, Landwirtschaftsreferent des NABU Baden-Württemberg, im Hinblick auf das heute vom NABU-Bundesverband in Berlin vorgelegte neue Modell für die EU-Agrarförderung. Bisher würden diese Leistungen nicht adäquat anerkannt.
„Unser Modell würde zum Beispiel die Anstrengungen von Betrieben anerkennen, die in extrem aufwändig zu bewirtschaftenden Regionen wie dem Schwarzwald oder der Schwäbischen Alb auf naturverträgliche Beweidung setzen, um unsere Kulturlandschaft zu erhalten.“ Eine Orientierung der Landwirtschaftsförderung an Naturschutzleistungen und Leistungen der Landwirtschaft für die Gesellschaft könnte auch eine Zukunftsperspektive für die fürs Land charakteristischen Streuobstwiesen mit ihrer außergewöhnlichen Artenvielfalt bedeuten: „Knapp die Hälfte des bundesweiten Streuobstbestands steht in Baden-Württemberg. Wir brauchen die neue Förderpolitik, um die Leistungen der Landwirtschaft für den Erhalt dieses extrem wichtigen Lebensraums zu honorieren.“
Auch in Gebieten mit viel Ackerbau brauche es die radikale Reform, um das Artensterben aufzuhalten. „Bei der Feldlerche, nur einer von vielen bedrohten Arten, sind die Bestände seit den 1980er Jahren um die Hälfte zurückgegangen. An diesem massiven Rückgang haben auch die aktuellen Förderprogramme nichts geändert. Das macht schon deutlich: Wir brauchen eine neue Strategie“, betont der NABU-Agrarexperte.
Hintergrund:
Der NABU fordert aufgrund der anhaltend schlechten Umweltbilanz der EU-Landwirtschaftspolitik drastische Änderungen bei der künftigen Agrarförderung, für die nächste Förderperiode ab 2021 werden bereits heute die Weichen gestellt. Dazu stellte der Verband am heutigen Montag eine beim Institut für Agrarökologie und Biodiversität (IFAB) Mannheim in Auftrag gegebene Studie vor. Anhand betriebswirtschaftlicher Zahlen wurde erstmals berechnet, wie die Agrarsubventionen in Zukunft so verteilt werden können, dass Landwirtinnen und Landwirte sowie die Umwelt gleichermaßen profitieren. Kern der Studie ist ein Modell, das die derzeitige ineffiziente „Gießkannenförderung“ durch Prämien für nachhaltiges Wirtschaften und Naturschutzleistungen ersetzt.
Das neue Modell würde Natur sowie Landwirtinnen und Landwirten künftig gleichermaßen nutzen: Bei gleich bleibender bundesweiter Fördersumme könnten drei Viertel der deutschen Agrarfläche besonders naturverträglich bewirtschaftet werden. Gleichzeitig würden auch die meisten Einkommen der teilnehmenden Betriebe steigen.
Dazu sieht das Modell folgende Änderungen vor: Statt, wie bisher, pauschal und überwiegend flächenbezogen Direktzahlungen an die Landwirtschaftsbetriebe auszugeben, sollte dieses „Gießkannenprinzip“ durch eine neue Prämie ersetzt werden, die an konkrete Nachhaltigkeitskriterien geknüpft ist. Zusammen mit gezielten Zahlungen für bestimmte Umweltleistungen und -maßnahmen würde dies zu einem ökonomisch attraktiven Anreiz für Landwirtinnen und Landwirte führen, der weit über den Ausgleich von Einkommensverlusten hinausgeht.