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Mehr ...Wege in eine nachhaltige Wirtschaft
Interview mit Prof. Christian Kreiß



Prof. Dr. Christian Kreiß referiert bei den Naturschutztagen 2017. - Foto: privat
Was läuft Ihrer Ansicht nach falsch in unserem Wirtschaftssystem?
Der ständige Wachstumswahn. Wir produzieren und verbrauchen viel zu viel und dauernd noch mehr. Jeder von uns hat im Durchschnitt schon 10.000 Dinge. Warum soll das immer noch mehr werden? Das verbraucht Ressourcen, Energie, produziert Müll, kurz: Es schadet der Umwelt und uns – und wofür? Weniger kann mehr sein.
Wieso ist der Wandel zu einem nachhaltigen Wirtschaften bislang nicht erfolgt?
Man braucht nur zu fragen: Wer profitiert denn von dem Wachstumssystem? Das sind vor allem die Vermögenseigentümer, die oberen zehn oder gar nur ein Prozent. Während die Löhne der Durchschnittsverdiener in praktisch allen Industrieländern seit Jahrzehnten real sinken oder stagnieren, steigen die Einkommen der Top zehn oder ein Prozent exponentiell an. Über starke Lobbyarbeit wird alles unternommen, dass dieses System, das ständiges Wirtschaftswachstum zu Lasten der Durchschnittsverdiener erzwingt, auch so bleibt. Mit Erfolg.
Welche konkreten Änderungen sind in Ihren Augen die wichtigsten?
Der geistige Haupttreiber zu dem immer-mehr-haben-müssen-Wahn ist kommerzielle Werbung zu Profitzwecken. Die müssen wir so schnell wie möglich und so stark wie möglich abbauen, am besten 90 Prozent davon. Sinnvoll wären Verbote wie bei der Tabakwerbung oder am besten eine Abschaffung der steuerlichen Absetzbarkeit von Werbeausgaben für werbende Unternehmen. Das würde uns an die zehn Milliarden Euro Steuereinnahmen pro Jahr bescheren, die wir gezielt für Umweltprojekte ausgeben könnten. Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: Die unsäglich lästige, umwelt- und menschenfeindliche Werbung wird sich deutlich reduzieren und wir hätten endlich einen Geldsegen für vernünftige Umweltanliegen.