Ein lautloser Jäger der Nacht: Der Waldkauz. - Foto: Peter Kühn
NABU stellt Tiere der Nacht vor
Nachtaktiv mit allen Sinnen


21. Dezember 2016 - Nicht nur der Waldkauz – Vogel des Jahres 2017 – unternimmt dann seine nächtlichen Beutezüge. Der lautlose Jäger der Nacht sieht und hört besonders gut und findet so präzise seine Beute. Auch viele andere Tiere führen ein mehr oder weniger verborgenes Leben in der Nacht. Zur längsten Nacht des Jahres stellt der NABU Baden-Württemberg einige dieser „Tiere der Nacht“ vor.
Nachts werden alle Sinne geschärft. Das merkt man beim Lauschen nach Geräuschen, Laufen in freier Natur oder konzentrierten Beobachten. Nacht- und dämmerungsaktive Tiere wie der Vogel des Jahres haben im Laufe der Evolution besonders fein ausgeprägte Sinne entwickelt, um sich auch nachts zurechtfinden und effizient jagen zu können: So hat der Fuchs ein besonders gutes Gehör. Seine großen, spitzen Ohren kann er in verschiedene Richtungen bewegen. Auf diese Weise hört er Beutetiere in seiner Nähe, sogar unter der Schneedecke. Wildschweine sind bekannt für ihre guten Riecher. Sie erschnüffeln sogar Larven, die in der Erde stecken. Mit ihren Nasen wühlen sie die Erde auf und gelangen dadurch an Futter. Wie der Fuchs haben auch Wildschweine ihren Aktionsradius auf Siedlungsgebiete erweitert. Waschbären wühlen gern in Flussbetten nach Würmern oder Schnecken und können sich dabei auf ihren hervorragenden Tastsinn verlassen, auch nachts. Dabei helfen ihnen empfindliche Härchen an ihrer Schnauze. Katzen sehen nachts besonders gut. Eine spezielle Spiegel-Schicht in ihren Augen verstärkt das Licht – eine wichtige Voraussetzung für die erfolgreiche nächtliche Jagd auf Mäuse. Fledermäuse orientieren sich mithilfe der Ultraschall-Echoortung. Sie erzeugen Laute in einem Bereich von etwa 20 bis 100 Kilohertz, die für Menschen nur mit sogenannten „Bat-Detektoren“ wahrnehmbar sind. Aktuell halten die Tiere Winterschlaf und überdauern so die besonders insektenarme Zeit.
Hintergrund: Der Waldkauz
Waldkäuze sind Standvögel, sie ziehen also nicht wie Zugvögel im Winter weg. Man erkennt sie an ihrem kompakten Körperbau und dem rindenfarbigen, grau- oder rotbraunen Gefieder. Auf ihrem gedrungenen Rumpf sitzt ein großer Kopf ohne Federohren. Die großen runden „Knopfaugen“ geben ihnen ein freundliches Aussehen. Der stark gekrümmte Schnabel ist gelblich gefärbt. Waldkäuze werden mit 40 bis 42 Zentimetern Länge etwa so groß wie Krähen und wiegen ungefähr ein halbes Kilogramm. Wie alle Eulen fliegen sie dank ihres speziellen Gefieders nahezu geräuschlos.
Hintergrund: Waldkauz als Vogel des Jahres 2017
- Stellvertretend für alle Eulenarten hat der NABU den Waldkauz für 2017 zum Vogel des Jahres gewählt. Damit wollen die Naturschützerinnen und Naturschützer für den Erhalt alter Bäume im Wald oder in Parks werben und eine breite Öffentlichkeit für die Bedürfnisse höhlenbewohnender Tiere sensibilisieren. Eulen sind unverzichtbarer Teil der Artenvielfalt.
- Der Bestand des Waldkauzes in Deutschland beträgt 43.000 bis 75.000 Brutpaare und wird langfristig als stabil eingeschätzt. Der für die Arterhaltung entscheidende Bruterfolg hängt jedoch vor allem von der Qualität des Lebensraums ab. Das Fällen alter Höhlenbäume, eintönige Wälder und ausgeräumte Agrarlandschaften ohne Nahrung sind damit die größten Gefahren für einen gesunden Waldkauzbestand.
- Auch wenn sein Name anderes vermuten lässt, ist der Vogel des Jahres 2017 keinesfalls nur im Wald zu Hause. Als ideal gilt ein Lebensraum mit einem Waldanteil von 40 bis 80 Prozent, dazu Lichtungen und angrenzende Felder. Längst ist er daher auch in städtischen Parkanlagen, Gärten oder auf Friedhöfen mit altem Baumbestand und geeigneten Bruthöhlen zuhause.
- Übrigens: Die Bezeichnung „Kauz“ ist eine Besonderheit im deutschen Sprachraum, denn in anderen europäischen Ländern gibt es kein eigenes Wort für Eulen mit rundem Kopf ohne Federohren – sie werden wie andere Eulenarten allgemein als „Eulen“ bezeichnet.