Geier sitzend - Foto: Alberto Giè
Der Gänsegeier mag sich im Moment nicht so recht entscheiden. Zwischen Andalusien und der Extremadura pendelt er mal hier hin, mal dort hin. Wie ein unentschlossener Teenager, könnte man meinen? „Stimmt!“, sagt Dr. Daniel Schmidt-Rothmund, Leiter des NABU-Vogelschutzzentrums in Mössingen. „Gänsegeier werden im Alter von vier bis fünf Jahren geschlechtsreif. ‚Unser‘ Geier ist mit seinen zwei Jahren mitten in der Teenager-Zeit und noch nicht auf Partner-Suche.“
Nach Essbarem hält der Geier aber ständig Ausschau – und behält dabei seine Artgenossen im Blick. „Stößt ein Geier in Richtung Boden, weil er dort einen frischen Kadaver findet, folgen schnell weitere“, erklärt der NABU-Vogelexperte. In Spanien gibt es mittlerweile sogenannte „Geier-Restaurants“: umzäunte Flächen, auf denen Nahrung für die bedrohten Vögel ausgelegt werden. „Dort sammeln sich dann bis zu 50 Geier und vertilgen das tote Tier, bis alles wieder sauber ist. Entgegen vieler Klischees sind sie sehr reinliche Vögel“, betont Daniel Schmidt-Rothmund. Apropos reinlich: Vielleicht ist ein Bad daran schuld, dass es kein aktuelles Foto von dem in Mössingen in Freiheit entlassenen Gänsegeier gibt? Eine ehrenamtliche Vogelschützerin aus dem Raum Tübingen traf in Spanien an einem Gewässer zufällig auf das Tier, wollte die Daten seines Senders abrufen und ihn fotografieren – als Angler ihn verscheuchten. So ein Pech!
In Mössingen wurde ein geretteter Gänsegeier aus Schleswig-Holstein wieder in die Freiheit entlassen, dadurch sollte seine Chancen für eine erfolgreiche Reise in den Süden erhöht werden. Durch einen Sender kann die Reise des Vogel genauestens verfolgt werden. Mehr →
