Kleine Glücksboten in Gefahr
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Schwalben sind auf unsere Hilfe angewiesen. Als Anreiz dafür, gibt es die Auszeichnung "Schwalbenfreundliches Haus". - Foto: Rudi Apel
19. Juni 2017 – Die Erfolgsbilanz von Rudi Apel kann sich sehen lassen. Der Schwalbenexperte des NABU Baden-Württemberg hat sein Herzensthema für eine Initiative genutzt. Als Koordinator für das „Schwalbenfreundliche Haus“ im Ländle lässt Apel zum Wohl der seltener werdenden Flugkünstler nicht locker – mit Erfolg: 100 Plaketten in nur sechs Wochen lautet das Ergebnis. Ausgezeichnet werden Häuser mit mindestens drei Schwalbennestern, doch dabei bleibt es meist nicht. „Ich sage den Leuten immer: Schwalben sind Koloniebrüter, das beginnt bei zehn Nestern“, und flugs hängen noch ein paar neue Nester am Haus.
So auch bei Apels Nachbarin Renate Kaiser aus Görwihl im Landkreis Waldshut, wo Apel täglich seine Milch holt. Zu den neun kunstvoll gebauten Schwalbennestern am Bauernhaus der NABU-aktiven Familie hat Apel ein Kunstnest angebracht, bei dem auch fix eine Rauchschwalbenfamilie einzog. Die rund 30 Milchkühle, Bullen und Kälber sorgen dafür, dass viele Mücken und so auch Schwalben im Stall fliegen. Jetzt schmückt Plakette Nummer 100 das Haus. Die 99. Plakette brachte Apel zuvor bei Thomas Mutter an. Für den Rüßwihler Landwirt gehören Schwalben schon immer zum Hof dazu.
Dass Schwalben unsere Hilfe brauchen, indem wir ihnen Brutmöglichkeiten bieten, hat mehrere Ursachen. Alte Bauernhäuser mit Ställen verschwinden und machen Neubauten Platz. Viele kleinere Nebenerwerbsbauern und -bäuerinnen geben auf. Außerdem hat in den letzten Jahren ein enormes Insektensterben eingesetzt, dessen Hauptursache in der intensiven Landwirtschaft mit ihren monotonen Feldern ohne jegliche Vogelnahrung und dem weiter steigenden Einsatz von Insektengiften auf den Feldern zu finden ist.
„Schwalben liegen mir schon immer sehr am Herzen“, sagt Apel. Er informiert und wirbt unermüdlich seit dem Jahr 2010 für die flinken Flugkünstlerinnen: „Eine Schwalbe frisst rund 1.200 Insekten und Schnaken – am Tag wohlgemerkt“. So garantieren Schwalbennester am Haus ruhigen Schlaf und ein gutes Gewissen. Seit dem Start der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ im Jahr 2010 bis heute wurden allein in Baden-Württemberg bereits rund 750 Häuser ausgezeichnet. Manche davon bieten bis zu 100 Schwalbenfamilien ein Zuhause. Übrigens fühlen sich Schwalben nicht nur auf dem Land wohl: „Große Kolonien mit mehr als 100 Nestern gibt es auch mitten in Freiburg“, ergänzt Apel.
Informationen für den Hintergrund:
Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“: Wer ein Gebäude auszeichnen lassen möchte, kann sich unterwww.NABU-BW.de/schwalbenfreundlicheshaus bewerben.
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