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Trauer um Richard Schneider



Völlig unerwartet verstarb der stellvertretende Leiter des NABU-Vogelschutzzentrums Mössingen Richard Schneider am 12.03.2017 auf seiner Streuobstwiese nahe Rottenburg am Neckar. Er war ein leidenschaftlicher Vogelbeobachter, Avifaunist und Naturschützer. Auf dem Gebiet der Vogelbestimmung war er ein herausragender Experte und er engagierte sich mit ganzer Kraft vor allem gegen den sinnlosen Tod von Vögeln an Stromfreileitungen.
Richard Schneider wurde am 07.05.1962 in Rottenburg am Neckar geboren und ist dort gemeinsam mit seinem älteren Bruder in der Familie aufgewachsen. Schon in der Kindheit unternahm er erste Ausflüge in die Umgebung Rottenburgs, um Vögel und die Natur zu beobachten. Je älter er wurde, desto weiter entfernte Ziele steuerte er an, zunächst innerhalb Baden-Württembergs und später auf vielen Reisen ins Ausland. Ein Fernglas und ein Spektiv gehörten immer zu seiner wichtigsten Ausrüstung. Nach dem Abitur und der Zeit bei der Bundeswehr studierte Richard Schneider Molekularbiologie und Physiologie an der Universität Tübingen. Mit dem Abschluss eines Diplom-Biologen arbeitete er danach am Institut für Mikrobiologie II in Tübingen.
Im Jahr 2000 wechselte er ans NABU-Vogelschutzzentrum in Mössingen, wo er als Ornithologe und stellvertretender Leiter bis zu seinem Tod tätig war. Er folgte damit seiner großer Leidenschaft und Berufung für die Avifaunistik und widmete sich mit Hingabe seinen beruflichen Aufgaben. Richard Schneider war ganz wesentlich am Aufbau und an der Weiterentwicklung des Zentrums beteiligt. Für zahlreiche Zivildienstleistende, Freiwillige im Ökologischen Jahr und Bundesfreiwilligendienst, für Praktikantinnen und Praktikanten war er eine Vertrauensperson.
Schwerpunkt seiner Arbeit ab dem Jahr 2002 war die Koordinierung des Monitorings häufiger Brutvögel Baden-Württembergs. Trotz erheblicher Fluktuation bei den teils weit über hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gelang es Richard Schneider immer wieder, das Monitoring in Schwung zu halten. Er gewann mit seiner freundlichen Art und immensen Fachkompetenz jährlich neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Es war für ihn selbstverständlich, das Monitoring in enger Kooperation mit der Ornithologischen Gesellschaft Baden-Württemberg (OGBW) sowie bundesweit mit dem Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA) durchzuführen. Auch der Blick in andere Länder Europas gehörte für ihn immer dazu. Eine schwere Belastung in dieser Hinsicht war es für Richard Schneider, den Niedergang der Vogelwelt besonders in der Agrarlandschaft erleben zu müssen.
Sein zweiter Schwerpunkt in der Arbeit war die Beratung des Daimler-Werkes in Sindelfingen in vogel- und naturschutzfachlichen Fragen. Hier führte er ein Brutvogelmonitoring auf dem Werksgelände durch und errang viele kleine und große Erfolge für den Naturschutz in einem der weltweit größten Pkw-Entwicklungs- und Produktionswerke.
Neben seinen beruflichen Tätigkeiten engagierte sich Richard Schneider ehrenamtlich als stellvertretender Sprecher der NABU-Bundesarbeitsgruppe Stromtod, deren Ziel es ist, Unfälle unzähliger Vögel an Stromfreileitungen zu verhindern. Dieses Engagement führte ihn immer wieder auf Reisen ins In- und Ausland, um für Vögel gefährliche Stromleitungen zu identifizieren und Abhilfe zu schaffen. Dabei kam er im Jahr 2001 bei einem schweren Autounfall in Polen fast ums Leben. Dieses Ereignis konnte seine Leidenschaft nicht stoppen und auch andere körperliche Beschwerden hielten ihn nicht auf. Alljährlich reiste er mit seinem Bruder nach Spanien in die Extremadura und mit Freunden in andere Länder, immer um dort Vögel zu beobachten und Bestimmungstechniken zu verfeinern.
In Rottenburg und im Kreis Tübingen galt sein ehrenamtliches Engagement dem Naturschutz in jeder Hinsicht. Richard Schneider war hier viele Jahre im Vorstand der NABU-Gruppe Rottenburg tätig und kannte die Gegend wie kaum ein anderer. Er hinterlässt eine große Lücke im ehrenamtlichen Naturschutz und wird in seiner bescheidenen und warmherzigen Art vielen Menschen sehr fehlen.
Veröffentlichungen unter Beteiligung von Richard Schneider:
Dobler, G. & R. Schneider (1988): Hinweise zur Bestimmung des Rauhfußbussards Buteo lagopus. Limicola 2: 179-194.
Schürenberg, B., R. Schneider & H. Jerrentrup (2009): Follow-up of Recommendation No. 110 (2004) on minimising adverse effects of above-ground electricity transmission facilities (power lines) on birds. NGO Report. Convention on the Conservation of European Wildlife and Habitats (Bern Convention). Council of Europe Publishing, Strasbourg T-PVS/Files (2009) 15.
Haas, D., M. Nipkow, G. Fiedler, R. Schneider, W. Haas & B. Schürenberg (NABU – German Society for Nature Conservation, BirdLife Germany) (2005): Protecting birds from power lines. Convention on the Conservation of European Wildlife and Habitats (Bern Convention). Council of Europe Publishing, Strasbourg. Nature and environment, No. 140.
Haas, D., Nipkow, M., Fiedler, G., Schneider, R., Haas, W., Schürenberg,B. (2003): Protecting Birds on Powerlines: A practical guide on the risks to birds from electricity transmission facilities and how to minimize any such adverse effects. Erstellt im Auftrag der Berner Konvention. Originalbericht auf Deutsch und Englisch unter www.birdsandpowerlines.org.
Haas, D., Nipkow, M., Schneider-Jacoby, M. & R. Schneider (2005): Vorsicht: Stromschlag! Empfehlungen zum Vogelschutz an Energiefreileitungen, 20 Seiten. CMS-Broschüre, übersetzt in 4 weitere Sprachen: Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Russisch. NABU Bundesverband und Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (Hrsg.).
Haas, D., K.F. Gauggel & R. Schneider (2008): Betrachtungen zu Freileitungen und Mastenkonstruktionen in Island. S. 278 – 284 in Haas, D. & B. Schürenberg (Hrsg.): Stromtod von Vögeln. Grundlagen und Standards zum Vogelschutz an Freileitungen. Ökologie der Vögel, Band 26, 303 S.
Schürenberg, B., R. Schneider & H. Jerrentrup (2009): Follow-up of Recommendation No. 110 (2004) on minimising adverse effects of above-ground electricity transmission facilities (power lines) on birds. NGO Report. Convention on the Conservation of European Wildlife and Habitats (Bern Convention). Council of Europe Publishing, Strasbourg T-PVS/Files (2009) 15
Dr. Daniel Schmidt-Rothmund
Leitung NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen