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Mehr ...Michael Nowak und die Kanarenschmätzer
Eine ganz besondere Vogelart



Der Kanarenschmätzer ist laut BirdLife International immer noch eine gefährdete Art - Foto: Michael Nowak
Warum interessiert Sie genau diese Vogelart?
Tarabilla Canaria, wie ihn die Spanier bezeichnen, hat es mir einfach angetan. Grund ist aber nicht der, dass dieser kleine Bursche aktuell nur noch auf Fuerteventura vorkommt – es ist halt ein liebenswerter Vogel, der eine besondere Aufmerksamkeit verdient, wie aber viele andere Arten auch.
Was fasziniert Sie so an diesem Projekt, was macht es so besonders?
Ich war schon immer ein Mensch, der die Abgeschiedenheit liebt. In der Vogelart finde ich einen Teil von mir selbst. Der Lebensraum, die Barrancos, sind faszinierend und wären es noch mehr, wenn zumindest Teilbereiche von den Gebieten den notwendigen Schutz bekommen würden. Denkbar wäre unter anderem, dass alle Touristen, die die Insel besuchen, fünf Euro zahlen müssen. Mit dem Geld würde sich viel zum Schutz dieser Art finanzieren lassen. Nutznießer wären somit auch viele andere Tier- und Pflanzenarten.
Haben Sie ähnliche Aktionen schon einmal gemacht?
Ja, wenn man dies so bezeichnen kann. Ich habe einige Jahre im Auftrag der Vogelwarte Radolfzell beringt. Speziell den Halsband- und Trauerschnäpper und deren Hybriden. Leider musste ich dies aus beruflichen Gründen aufgeben. Ein weiteres Steckenpferd ist die hübsche Zwergschnepfe sowie die Kartierung von Libellen. Alles was mit Natur/Naturschutz/Kartierarbeiten zu tun hat, mache ich sehr gerne und man könnte wahrscheinlich so manches als Aktion bezeichnen.
Konnten Sie neue Erkenntnisse über den Kanarenschmätzer gewinnen?
Ich denke schon, speziell was die Nahrung betrifft. So haben die Kanarenschmätzer ein viel breit gefächerteres Nahrungsspektrum als zunächst angenommen. In der Literatur und den Fachbeiträgen, die mir zugänglich sind, ist überwiegend von kleinen Insekten die Rede. Allerdings mögen sie auch Beeren. Es stehen sogar regelmäßig Libellen auf dem Speiseplan. Diese sind offenbar nicht immer einfach zu erbeuten, doch der Aufwand scheint sich zu lohnen.
Aber auch über die Verhaltensweisen gegenüber anderen Vogelarten, habe ich Neues dazugelernt. Das Verhalten gegenüber potentiellen Nahrungskonkurrenten, wie zum Beispiel dem Fitis, Trauerschnäpper oder Gartenrotschwanz, die regelmäßig auf dem Durchzug die Kanarischen Inseln passieren, ist unterschiedlich. Der Fitis und Trauerschnäpper wird nach allen Beobachtungen im unmittelbaren Bereich geduldet. Der Gartenrotschwanz hingegen wird vehement angegriffen und über größere Distanz auch verjagt.
Was passiert nun mit den Ergebnissen?
Geplant ist ein Bericht für eine Fachzeitschrift. Allerdings sind die Auswertungen noch nicht ganz abgeschlossen und um ein umfassenderes Bild zu bekommen, sind noch mindestens zwei weitere Reisen geplant.
Der Kanarenschmätzer steht auf der Vorwarnliste bedrohter Tierarten. Ist das noch aktuell? Was ist Ihr Eindruck von der Populationsentwicklung?
Der Kanarenschmätzer ist laut BirdLife International immer noch eine gefährdete Art. Zur Bestandsentwicklung kann ich persönlich keine Angaben machen, da mir langjährige Untersuchungsergebnisse über diese Art fehlen. Nach Literaturangaben ist allerdings ein Bestandsrückgang anzunehmen. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Hauptursache dürfte aber der Verlust guter Habitate durch die Überweidung von Ziegen und Schafen sein. Die durch den Menschen neu eingebürgerten Arten, wie zum Beispiel das Atlashörnchen oder der Wanderigel wirken sich offenbar auch negativ auf den Bestand aus. Ganz grob zusammengefasst ist es ein negativer Kreislauf, denn je mehr beweidet wird, je mehr Atlashörnchen es beispielsweise gibt, umso weniger Pflanzen kommen hoch. Die Pflanzen sind unter anderem ein wichtiger Bestandteil für die Entwicklung von verschiedenen Insekten, die wiederum als Nahrung für den Kanarenschmätzer dienen.
Haben Sie schon ein nächstes Projekt geplant?
Konkret, was bestimmte Arten betrifft noch nicht, da der Kanarenschmätzer, als auch die Zwergschnepfe noch abgeschlossen werden müssen. Was den Naturschutz imLandkreis Göppingen angeht – da hätte ich schon Ideen, um Schutzgebiete, wie zum Beispiel flächenhafte Naturdenkmale, effektiver zu betreuen. Hierzu müsste der Landkreis lediglich einen Personalposten (Betreuung, Kartierung, kleine Pflegemaßnahmen, …) zur Verfügung stellen, was meiner Meinung nach finanziell kein Problem darstellen sollte.