Durch die Beringung erfährt man mehr über die Vögel. Beispielsweise wo fliegen sie hin und wo lassen sie sich nieder? - Foto: Adam Schnabler
Im Einsatz für die Natur am Kletterfelsen
DAV und NABU beringen einen jungen Uhu


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DAV-Kletterer Ronald Nordmann, NABU-Landesvorsitzender Johannes Enssle, Jürgen Becht (Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz) und Michelle Müssig (Landesvorstand DAV BW) (von links) bei der Uhu-Beringung. - Foto: DAV BW
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Nach der Beringung wird der Jung-Uhu wieder in sein Nest gesetzt. - Foto: Adam Schnabler
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Der Uhu ist die größte einheimische Eulenart. - Foto: Adam Schnabler
11. Mai 2017 – „So eine Beringung ist immer wieder ein tolles Erlebnis, besonders bei einem so eindrucksvollen Vogel wie dem Uhu, unserer größten einheimischen Eulenart“, sagt der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle. „Durch die Beringung erfahren wir mehr über die Vögel. Wo fliegen sie hin und wo lassen sie sich nieder? Wir wissen, was mit einzelnen Tieren passiert und welchen Gefährdungen sie ausgesetzt sind, auch wenn sie etwa an Stromleitungen zu Schaden kommen.“ Michelle Müssig, stellvertretende Vorsitzende des DAV-Landesverbands, zeigt sich ebenfalls beeindruckt: „Ich freue mich, dass wir heute gemeinsam mit dem NABU diese Aktion durchführen können.“ Um die Uhus zu beringen, seilt sich Ronald Nordmann vom Arbeitskreis Klettern und Naturschutz (AKN) Lenninger Tal ein Stück am Felsen ab und holt die Junguhus vorsichtig aus dem Horst. Er bringt sie huckepack im Rucksack nach oben, wo sie von Jürgen Becht, Geschäftsführender Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz (AGW), beringt werden. Anschließend geht es auf dem gleichen Weg zurück.
Bereits 2005 hatten sich DAV und NABU Baden-Württemberg auf gemeinsame Leitlinien für den Natur- und Vogelschutz an Kletterfelsen verständigt. „Dazu gehören auch Einschränkungen im Kletterbetrieb. Die nehmen wir in Kauf, weil Felsbiotope sehr empfindliche Lebensräume sind“, erklärt Müssig. „Wir haben hier viele seltene Pflanzenarten, die an die besonderen Lebensbedingungen am Felsen angepasst sind. Und felsenbrütende Vogelarten reagieren insbesondere im Frühjahr sehr empfindlich auf Störungen und sind mitunter sogar gezwungen, ihre Nester aufzugeben und den Nachwuchs im Stich zu lassen“, ergänzt Enssle.
„Wir freuen uns, die gemeinsame Erklärung zum Schutz der Natur an Kletterfelsen mit der Uhu-Beringung neu mit Leben zu füllen“, betont der NABU-Landesvorsitzende. Vor Ort mit dabei ist auch die AGW, in der sich Vogelexperten wie Jürgen Becht seit vielen Jahren für felsenbrütende Greifvögel einsetzen. „Ohne die Kooperation der Verbände gäbe es viele Brutstätten schon nicht mehr“, ist Becht überzeugt. Die stellvertretende DAV-Landesverbandsvorsitzende ergänzt: „Dass die Uhus hier mitten in einem beliebten Klettergebiet brüten, sollte sie nicht weiter stören. Der Teil des Tobelfelsens, an dem sie ihre Brutstätte eingerichtet haben, ist zum Schutz von Flora und Fauna ganzjährig gesperrt.“ Für die Bekanntmachung der zeitlichen Sperrungen und die Einhaltung der Kletterregeln sorgt der AKN Lenninger Tal.
Vogelschützerinnen und -schützer sowie Kletterfans haben gute Erfahrungen mit flexiblen Schutzzeiten für die Felsenbrüter Wanderfalke und Kolkrabe gemacht und setzen sich gemeinsam dafür ein, dass die Regelungen landesweit eingeführt werden. „Von der guten Zusammenarbeit beim Vogelschutz profitieren beide Seiten“, sagt Müssig. Der DAV habe sich dem naturverträglichen Klettern verschrieben. Informationen zu Sperrzeiten von Felsen finde man auf der DAV-Homepage oder auf Hinweisschildern direkt an den Einstiegsstellen der Kletterfelsen.
Hintergrundinformationen:
Wissenswertes über den Uhu, Deutschlands größte Eulenart: www.nabu.de
Beringung: Ziel der Beringung ist es, mehr über das Leben der Vögel zu erfahren. Die Markierungen der Vögel mit leichten Aluringen ermöglichen Rückschlüsse auf Zugverhalten, Bestandsentwicklung, Ortstreue und Vieles mehr. Stationen in Radolfzell, auf Helgoland und Hiddensee sowie die europäische Euring-Zentrale in den Niederlanden bilden ein dichtes Daten-Netz, mit dessen Hilfe sich Rückschlüsse über Zugrouten, Veränderungen durch den Klimawandel und Gefährdungsursachen sammeln lassen.
Gemeinsame Erklärung Klettern und Naturschutz von NABU und DAV Baden-Württemberg
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