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Mehr ...Pestizide zerstören weiter ungehindert unsere Natur
Eine der Hauptursachen für den Rückgang der Artenvielfalt



Pestizide sind eine der Hauptursachen für den Rückgang der Artenvielfalt in unserer Agrarlandschaft. - Foto: Michael Rau
22. Mai 2017 – „Geht es mit dem Gifteinsatz in der Landwirtschaft so weiter, ist der stumme Frühling auch bei uns schon bald die bittere Realität“, warnt der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle. „Pestizide zerstören unsere Natur. Sie sind eine der Hauptursachen für den Rückgang der Artenvielfalt in unserer Agrarlandschaft.“ Der heute von der grünen Bundestagsfraktion veröffentlichte Plan zur Reduktion des Pestizideinsatzes auf deutschen Äckern weise daher in die absolut richtige Richtung und solle von der Bundesregierung daher schleunigst aufgegriffen werden.
Doch nicht nur die Bundesregierung ist aus Sicht der Naturschützerinnen und Naturschützer in der Pflicht: „Auch die grün-schwarze Landesregierung in Baden-Württemberg kann und muss mehr tun“, fordert Enssle. So solle das Land in Wasser- und Quellschutzgebieten Pestizide verbieten und die pestizidfreie Landwirtschaft noch stärker in landwirtschaftlichen Förderprogrammen wie FAKT (Förderprogramm für Agrarumwelt, Klimaschutz und Tierwohl) unterstützen. Außerdem müssten pestizidfreie Bewirtschaftungsmethoden bei der staatlichen Beratung landwirtschaftlicher Betriebe eine größere Rolle spielen. Auch die Forschung an den Hochschulen müsse intensiviert werden. Wie im Koalitionsvertrag vereinbart, muss hierfür eigens eine Professur für Ökolandbau an der landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Hohenheim eingerichtet werden. „Ganz wichtig: Das Land muss Vorbild sein und auf den 22.000 Hektar landwirtschaftlichen Flächen in Landesbesitz auf eine pestizidfreie Bewirtschaftung hinwirken. Hier ist vor allem Finanzministerin Edith Sitzmann gefordert, da ihr Haus die staatlichen Liegenschaften verwaltet.“ Bereits unter Grün-Rot hätte das Land hier aktiv werden können, doch das wurde leider verpasst. Grün-Schwarz solle nun nachsteuern, so Enssle.
„Wir fordern die Landesregierung auf, ihren Gestaltungsrahmen voll auszunutzen und alles dafür zu tun, um ein eigenes, ambitioniertes Pestizidreduktionsprogramm für Baden-Württemberg aufzulegen“, sagt der NABU-Landesvorsitzende. Ministerpräsident Winfried Kretschmann habe im Jahr 2006 als Abgeordneter des Landtags ein Pestizidreduktionsprogramm gefordert. Ziel war, den Einsatz synthetischer Pestizide in der baden-württembergischen Landwirtschaft bis 2015 um 90 Prozent zu senken (Landtagsdrucksache DRS 14/731). „Wir wissen, dass Ministerpräsident Kretschmann nicht der König von Württemberg ist. Doch auch als grüner Landeschef mit schwarzem Landwirtschaftsminister ist in dieser Sache deutlich mehr zu erreichen“, sagt Enssle. Die Bewahrung der Schöpfung sei ein ur-konservatives Thema und müsse daher auch die CDU bewegen. Außerdem zeigten tausende landwirtschaftliche Betriebe – auch solche, die konventionell wirtschaften – wie ohne die „chemisch-synthetische Keule“ erfolgreich Landwirtschaft betrieben werden könne. Diese gelte es weiter zu fördern.
„Ein Pestizidreduktionsprogramm braucht intensive Beratung und die Förderung der landwirtschaftlichen Betriebe“, betont auch NABU-Landwirtschaftsreferent Jochen Goedecke. „Das kostet Geld. Aber nur so können die Natur und zugleich die Lebensgrundlagen der landwirtschaftlichen Betriebe gesichert werden.“ Mindestens drei Millionen Euro müssten nach Einschätzung des NABU jährlich im Haushalt des Ministeriums für Ländlichen Raum (MLR) eingestellt werden, um die bestehenden Förderprogramme und Beratungsdienste in diesem Bereich weiter auszubauen.
Weitere Informationen finden Sie hier:
Landtagsdrucksache DRS 14/731 aus dem Jahr 2006