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Mehr ...NABU besorgt über starke Ausbreitung von Misteln auf Streuobstwiesen
Spätwinter und zeitiges Frühjahr für Baumschnitt nutzen, befallene Bäume sanieren



Die im Winter weithin sichtbaren kugelförmigen Pflanzen sehen harmlos aus, entziehen dem Wirt mit ihren Saugwurzeln aber Wasser und Nährstoffe. - Foto: NABU/Stefan Bosch
14. Februar 2018 – Die Laubholzmistel ist eine zauberhafte Pflanze mit tückischen Folgen. Einmal da, breitet sich der Halbschmarotzer innerhalb weniger Jahre in einem Gebiet weiträumig aus. „Küssen unterm Mistelzweig und Druidenzauber klingt toll. Doch wer Misteln nicht schnell zu Leibe rückt, hat lange Ärger mit ihnen“, sagt NABU-Fachmann Stefan Bosch. Er ist angesichts des starken Zuwachses der Pflanze alarmiert. „In manchen Gegenden des Landes ist kaum ein Baum mistelfrei.“ Der NABU weist darauf hin, dass es im Saarland und in Rheinland-Pfalz Regionen gibt, in denen die Streuobstbestände von den Obstbäuerinnen und -bauern aufgegeben werden. „Der Mistelbefall als Folge insbesondere schlechter Baumpflege ist dort massiv. Vereinzelt werden sogar Birnbäume befallen, die bisher als resistent gegenüber der Mistel galten“, so der Sprecher des NABU-Bundesfachausschusses Streuobst, Dr. Markus Rösler.
„Die im Winter weithin sichtbaren kugelförmigen Pflanzen sehen harmlos aus, entziehen dem Wirt mit ihren Saugwurzeln aber Wasser und Nährstoffe“, erklärt Bosch. Besonders häufig betroffen sind Apfelbäume, aber auch Ebereschen, Pappeln, Weiden, Weißdorn oder Birken. „Der Verlust an Nährstoffen und Wasser schwächt den Baum. Kommen noch Trockenheit oder mangelnde Düngung dazu, können Misteln den Baum so weit schwächen, dass er abstirbt.“
Bosch und Rösler sorgen sich besonders um die alten, hochstämmigen Streuobstbäume, die viele Gegenden Baden-Württembergs prägen. „Mit ihren Baumhöhlen bieten sie Höhlenbrütern wie dem seltenen Wendehals, dem Halsbandschnäpper oder dem kleinen Gartenrotschwanz einen unentbehrlichen Platz, um im Frühjahr den Nachwuchs aufzuziehen“, sagen die Vogelexperten. „Werden die Baumkronen nicht gepflegt, breitet sich die Mistel über den ganzen Baum aus und kann ihn im Laufe einiger Jahre völlig überwuchern“. Umso wichtiger ist es, verlorene Hochstämme wieder durch Hochstämme mit mindestens 180 Zentimetern Stammhöhe zu ersetzen. „Bäume mit niedrigerer Stammhöhe sind zwar im unteren Bereich leichter zu beernten, helfen den Höhlenbrütern aber nicht weiter, da die Spechte dort keine Bruthöhlen zimmern.“

Jetzt im späten Winter oder im zeitigen Frühjahr ist ein guter Zeitpunkt, um befallene Obstbäume zu sanieren. - Foto: NABU/Stefan Bosch
Jetzt im späten Winter oder im zeitigen Frühjahr ist ein guter Zeitpunkt, um befallene Obstbäume zu sanieren. „Abschneiden alleine reicht nicht, um die Misteln los zu werden“, warnt Bosch. Äste müssen je nach Art des Befalls komplett entfernt und dabei mindestens 30 bis 50 Zentimeter ins gesunde Holz zurück abgesägt werden. Alternativ kann an der betroffenen Stelle mit einer Kerbe tief ins Holz geschnitten und die Pflanze samt Wurzeln entfernt werden. Die Wurzeln sind als grüne Stellen im Holz erkennbar. Helfen kann auch, die grünen Büschel mit Beeren zu entfernen, um die Verbreitung der Samen einzuschränken. Nach Angaben von Rösler gibt es bundesweit schlechte Erfahrungen mit der Bekämpfung, wenn sich die Misteln an einem Baum ausgebreitet haben: „Dann kann man nur alle zwei bis drei Jahre die wachsenden Misteln systematisch abschneiden. Es dauert vier Jahre, bis sie Beeren bilden, über die sie weiter vermehrt werden“.
Für die Ausbreitung sorgen insbesondere Vögel wie die Misteldrossel, die die Beeren fressen und den klebrigen Samen ausscheiden, wo sie gerade sitzen. „Die klebrigen Stoffe samt Samen passieren den Magen der Vögel und haften auf den Ästen. Oftmals landen sie an schwer erreichbaren Stellen, hoch oben im Baum, wo sich die Vögel gern aufhalten“, erläutert Bosch. Nach Angaben von Rösler sind über 20 Vogelarten nachgewiesen, die die Mistelsamen verbreiten, darunter Star, Mönchsgrasmücke, Wacholderdrossel und Seidenschwanz. Hinzu kommt das „Abtropfen“ von Samen aus der Krone auf darunter liegende Äste.
Mehr Informationen:
Während die Mistel in früheren Zeiten eine verehrte, wertvolle und oft auch seltene Pflanze war, stellt sie heute in einigen Regionen Deutschlands eine Gefahr für Obstbäume dar. Ein NABU-Infopapier informiert über die Ausbreitung der Laubholzmistel und den Umgang mit ihr. Mehr →