Mit einer NABU-Geschenkpatenschaft für Wildbienen oder Greifvögel schenken Sie Ihren Lieben ein ganz besonderes Stück Natur.
Mehr ...Die Stadt der Zukunft ist grün
Klimawandel erfordert mutige Maßnahmen



Balkon mit Dreilappiger Jungfernrebe/Wilder Wein - Foto: Helge May
Viele Stunden Sonnenschein, Temperaturen um die 30 Grad täglich – die Stadt schwitzt. Der Klimawandel und die damit einhergehenden Trocken- und Hitzeperioden stellen die Städte in Baden-Württemberg vor besondere Herausforderungen. Wie zukunftsfähiges Wohnen, Leben und eine nachhaltige Mobilität aussehen, darauf müssen Landesregierung und Kommunen Antworten finden und diese konsequent umsetzen. „Die Stadt der Zukunft ist grün, arm an Autos und betreibt eine funktionierende Kreislaufwirtschaft. Sie baut Fahrrad- und Fußwege aus, erweitert den öffentlichen Nahverkehr und sorgt für Grün im ganzen städtischen Raum – auf Dächern, an Fassaden, an Straßen und Plätzen. Nur so können wir der Überhitzung der Städte in den heißen Sommermonaten entgegenwirken. Wer täglich in Großstädten wie Stuttgart zur Arbeit geht weiß, was das bedeutet“, sagt Johannes Enssle, Landesvorsitzender des NABU Baden-Württemberg.
Alle Klima-Prognosen prophezeien, dass wir uns auf extreme Hitzeperioden einstellen müssen. „Im Jahr 2050 könnte ein Jahrhundertsommer wie 2003 zur Normalität gehören“, zitiert Enssle Studien des Weltklimarates. Nach vorsichtigen Schätzungen des Sozialministeriums in Baden-Württemberg starben im Hitzesommer 2003 in 1.000 untersuchten Pflegeheimen zwischen 16 und 24 Prozent mehr Menschen als im Vorjahr. In jeder der neun als extrem identifizierten Hitzewellen aus der Vergangenheit im Südwesten kamen über 16 Tage verteilt im Mittel etwa 180 Personen mehr ums Leben als statistisch erwartet.
„Der nachvollziehbare Wunsch nach mehr Wohnraum darf nicht zur Folge haben, dass der aktuell bereits dramatische Artenschwund weiter befeuert wird“, betont Hans-Peter Kleemann, Ingenieur und NABU-Fachbeauftragter für Infrastrukturprojekte. Er schlägt vor, verstärkt auf Einzelgebäude mit vielen, auch kleineren Wohnungen anstelle der oft noch üblichen Einzelhaussiedlungen zu setzen und auch stärker als bisher in die Höhe zu bauen. Diese sollten von einem grünen Saum umgeben sein, ergänzt um ein Naturdach und eine bewachsene Fassade.
„Es zeugt nicht gerade von Innovationsgeist, wenn das von Ministerin Hoffmeister-Kraut geführte Wirtschaftsministerium die Fassaden- und Dachbegrünung und die Fahrradstellplätze wieder aus dem Entwurf zur neuen Landesbauordnung streichen will. Wir brauchen mehr, statt weniger Grün!“, fordert NABU-Landeschef Enssle. Begrünte Dächer und Fassaden speichern Feuchtigkeit und kühlen die Städte an heißen Tagen. Denn Kletterpflanzen wie Efeu, wilder Wein oder Pfeifenwinde verdunsten ständig Wasser über ihre Blattflächen, was auf die Umgebungsluft kühlend wirkt. Die Pflanzen binden Kohlendioxid und setzen Sauerstoff frei – wenn auch in kleinen Mengen. Und sie binden Staub, was angesichts der Feinstaubbelastung in vielen Städten des Landes wichtig und nützlich ist.
Enssle und sein Stellvertreter Kleemann kritisieren die einseitige Argumentation des Wirtschaftsministeriums, das wichtige ökologische Aufwertungen zum reinen Kostenaspekt stilisiert. „Die drei Umwelt- und Naturschutzverbände NABU, BUND und LNV vertreten in der Wohnraumallianz die Stimmen der Natur und der Bevölkerung. Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut sollte sich nicht einseitig vor den Karren der Bauindustrie spannen lassen und die Fehler von gestern nach morgen überführen. Fahrrad-Abstellplätze sowie Fassaden- und Dachbegrünung in der Stadt sind zentrale Investitionen in die Zukunftsfähigkeit unserer Städte. Eine Kostenbremse muss an anderer Stelle ansetzen, etwa indem Leerstände aktiviert und innerstädtische, erschlossene Bauflächen auf den Markt kommen.“