Die NABU-Sommerakademie 2018 wurde von der Stiftung Landesbank BW gefördert.
Dritte NABU-Sommerakademie in Bad Boll



Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der dritten NABU-Sommerakademie in Bad Boll. - Foto: Michael Eick
Auch im dritten Jahr reißt das große Interesse an der NABU-Sommerakademie, die in Kooperation mit der evangelischen Akademie Bad Boll veranstaltet wird, nicht ab. Die beiden Tage waren gefüllt mit Workshops und Exkursionen zu den Themen Artenvielfalt in Landwirtschaft und Kommunen, Botanik, Insekten und Vogelkunde. Die gemeinsamen Mahlzeiten und das gemütliche Beisammensein am Samstagabend boten viel Zeit für den wichtigen Austausch der Aktiven untereinander. NABU-Landeschef Johannes Enssle wünschte zum Start am Samstag allen Beteiligten eine schöne Tagung, spannende Erkenntnisse und gute Gespräche, für die die Akademie einen entspannten Rahmen bot.
Vogelstimmen am frühen Morgen
„Vogelkunde für Einsteigerinnen und Einsteiger“ stand für 16 Interessierte auf dem Programm. Fachmännisch betreuten Karin Kilchling-Hink vom NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen und Michael Eick, Aktive beim NABU Fellbach, den Workshop. Nach einem kurzen Input zu Anatomie und Verhalten ging es um die Vogelbeobachtung in der Praxis: Worauf gilt es bei einem flüchtigen Blick zu achten? Wie beschreibe ich meine Beobachtung? Da Vögel häufiger besser zu hören als zu sehen sind, schulten die Teilnehmenden ihre Ohren zuerst mit Aufnahmen von Vogelstimmen, bevor sie gemeinsam in den Akademiegarten zur Beobachtung gingen. Nach der frühmorgendlichen Exkursion am nächsten Tag konnten alle mindestens drei Arten am Gesang unterscheiden. Der unterhaltsame und informative Workshop endete mit praktischen Tipps für das richtige Fernglas und Spektiv sowie die passenden Bücher und Apps für die Vogelkunde.
Vom Dornröschen zum Stachelröschen
Haben Rosen Stacheln oder Dornen? Und worin genau liegt der Unterschied? Diese und viele andere Fragen wurden beim Botanik-Workshop von NABU-Fachreferentin Dr. Katrin Fritzsch und Philipp Remke, Landschaftsökologe beim Thomas Breunig Institut für Botanik und Landschaftskunde, beantwortet. Auf kleinen Exkursionen in der Umgebung untersuchten die Teilnehmenden den Aufbau von Blütenpflanzen und machten sich mit den gängigen botanischen Fachbegriffen vertraut. Kleiner Tipp: Dornröschen müsste eigentlich Stachelröschen heißen...
Mehr Artenvielfalt in Kommunen und Landwirtschaft
Die Artenvielfalt in der Feldflur geht seit Jahren massiv zurück. Über die Ursachen dafür und erfolgreiche Gegenmaßnahmen informierte NABU-Landwirtschaftsreferent Jochen Goedecke gemeinsam mit drei Gastreferenten. Wie lässt sich beispielsweise die vom NABU geforderte Pestizidreduktion von 50 Prozent plus erreichen? Und wie lässt sich mehr Blütenvielfalt auf Äcker und in Gemeinden bringen? Mit dem NABU-Projekt „Natur nah dran“ können Kommunen etwa durch Blühstreifen mehr Vielfalt schaffen. „Unsere Landschaft ist so dramatisch blütenarm, dass wir jeden Quadratmeter nutzen sollten“, machte NABU-Artenschutzreferent Martin Klatt deutlich. Wie solche Maßnahmen in der Stadt Bretten umgesetzt wurden, erklärte Gärtnermeister Manfred Jenning vom dortigen Bauhof bildreich. Warum „Bio“ besser für die Artenvielfalt ist und vor Überflutungen schützt war eines von vielen Themen von Bioland-Berater Martin Weiler. „Bioböden speichern doppelt so viel Wasser wie konventionelle“, sagte Weiler – und sie stecken voller Leben. Dr. Sonja Pfister vom ifab-Institut Mannheim stellte zudem verschiedene Methoden vor, wie Blühstreifen auf Äckern für Insektennahrung sorgen. Der Aufwand lohnt sich auf jeden Fall, denn auf den Flächen finden Insekten und Vögel Nistplätze, Verstecke und Nahrung und die Artenvielfalt steigt um das Vierfache.
Insekten – Erfolgsmodell der Evolution
Etwa 40.000 verschiedene Insektenarten gibt es allein in Mitteleuropa. Angesichts dieser Artenfülle ist es klar, dass niemand alle Arten kennen und unterscheiden kann. Deshalb erhielten die Teilnehmenden zunächst einen Überblick über die wissenschaftliche „Sortierung“ der Arten in die verschiedenen Ordnungen. Im weiteren Verlauf wurden heimische Libellen, Heuschrecken, Wildbienen und Schmetterlinge näher vorgestellt. Aber nicht nur in der Theorie, auch am lebenden Objekt: Am späten Abend wurden mit Hilfe eines sogenannten „Leuchtturms“ Nachtfalter angelockt und bestimmt. Und am Sonntag wurden Wildbienen und Schmetterlinge im Umfeld der Akademie gefangen, bestimmt und wieder in die Freiheit entlassen. Selbstverständlich wurde auch diskutiert, wie dem Rückgang der Insekten in unserer Kulturlandschaft begegnet werden kann.
Fast alle Vorträge und eine kleine Bildergalerie stehen im NABU-Netz zur Verfügung. Wer die NABU-Sommerakademie in diesem Jahr verpasst hat, kann sich auf neue, spannende Workshops im kommenden Jahr freuen: Das Wochenende am 06./07. Juli 2019 ist bereits reserviert für die nächste Sommerakademie.