Patenschaft für Greifvögel
Ob Sperber, Rotmilan oder Habicht – Viele Greifvogelarten haben es schwer im Ländle. Helfen Sie uns dabei, den Herrschern der Lüfte in Baden-Württemberg wieder eine Heimat zu geben. Mehr →
NABU-Landeschef Johannes Enssle und MdL Karl-Wilhelm Röhm lassen im NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen genesenen Greifvogel frei. -Foto: Ingrid Stützle
26. Juli 2018 – Nach fast sechs Wochen Pflege im NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen ist heute ein genesener Rotmilan in die Freiheit entlassen worden. Karl-Wilhelm Röhm, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion, und NABU-Landesvorsitzender Johannes Enssle nutzten die Gelegenheit, sich den faszinierenden Greifvogel aus nächster Nähe anzusehen und sich über dessen Lebensraum und Schutz auszutauschen. Wie geht es den eleganten Segelfliegern mit dem tief gegabelten, rostroten Schwanz im Südwesten? Das und mehr erklärte Daniel Schmidt-Rothmund, Leiter des NABU-Vogelschutzzentrums, bei einem Rundgang über das Gelände.
Der junge Rotmilan war Mitte Juni am Rande einer Wiese bei Langenenslingen im Landkreis Biberach flugunfähig am Straßenrand gefunden worden. Verletzt war er nicht, vermutlich aber aus dem elterlichen Nest gefallen, bevor er richtig fliegen konnte. Vom Team des NABU-Zentrums großgezogen, wurde er jetzt auf die Reise geschickt. Nach kurzem Orientierungsflug landete der junge Milan auf einem Baum. „In den kommenden Tagen muss er seine neue Umgebung kennenlernen, damit er noch mehr zu Kräften kommt und erfolgreich jagen kann“, so der Biologe. Rotmilane ernähren sich überwiegend von Mäusen und Kleinvögeln. „Wo Rotmilane ihre Kreise ziehen, wie hier auf der Schwäbischen Alb, finden die Tiere ausreichend Nahrung. Da ihr Suchflug meist in mittlerer Höhe stattfindet, kann man sie dabei häufig gut beobachten“, sagt NABU-Landeschef Johannes Enssle.
Bei uns in Baden-Württemberg gibt es um die 3000 Rotmilan-Brutpaare. - Foto: NABU/Bernd Stahlschmidt
„Ich freue mich, dass es dem NABU-Vogelschutzzentrum gelungen ist, dem Tier zu helfen, sodass wir es heute frei lassen können. Hier am Albtrauf liegt eine reich strukturierte Kulturlandschaft mit Wiesen, Wäldern und Feldgehölzen, die wir auch zum Schutz des Rotmilans pflegen und erhalten“, so Röhm. Das Land hat für den Schutz der großen Greifvögel eine besondere Verantwortung, denn hier leben rund 15 Prozent des gesamtdeutschen Bestandes.
Aktuell ziehen geschätzt mehr als 3.000 Rotmilan-Brutpaare über Baden-Württemberg ihre Kreise, Tendenz leicht steigend. In ganz Deutschland brüten etwa 60 Prozent der Weltpopulation. „Am Rotmilan zeigt sich, wie komplex Vogelschutz oft ist. Denn die Tiere brauchen neben ungestörten Brutplätzen in alten, hohen Bäumen eine reich strukturierte, benachbarte Feldflur zur Nahrungssuche. Der Schlüssel zum erfolgreichen Artenschutz ist – wie für das Rebhuhn, die Feldlerche und für viele Insekten auch – eine vielfältige, naturverträgliche Landwirtschaft, am besten ohne chemische Pestizide und künstliche Düngemittel. Auf großflächigen Monokulturen finden weder der Rotmilan noch andere Tiere ausreichend Nahrung und Deckung“, betont NABU-Landeschef Enssle.
Der Rotmilan ist mit seinen langen, kontrastreichen Flügeln eine elegante, unverwechselbare und imposante Erscheinung. Ruhig gleitet er über Wiesen und Felder, immer auf der Suche nach Mäusen und anderer Nahrung. Dabei blickt er fast konstant nach unten, was ihm manchmal zum Verhängnis wird: „Die Rotorblätter einer Windenergieanlage drehen sich für die Vögel zu schnell und werden nicht rechtzeitig gesehen“, so Ornithologe Schmidt-Rothmund. Für den Schutz des Rotmilans hat das Land das Konzept der Rotmilan-Dichtezentren ins Leben gerufen. In diesen Dichtezentren ist der Bau von Windenergieanlagen nur sehr eingeschränkt möglich. „Dass der Windenergie im Südwesten zurzeit der Aufwind fehlt, ist nicht die Schuld des Rotmilans, der oft als Hinderungsgrund für den Ausbau der Windenergie ins Feld geführt wird. Die Verantwortung dafür liegt in Berlin, wo die die Rahmenbedingungen für den weiteren Ausbau der Windenergie verändert wurden.
Mit etwa 65 Zentimetern Körperlänge und einer beeindruckenden Spannweite von bis zu 1,80 Metern ist der Rotmilan etwas größer als ein Mäusebussard. Sein Gefieder ist bräunlich, der Kopf weißlich bis grau. Sein besonderes Kennzeichen ist der lange, gegabelte, rostrote Schwanz. Wissenschaftlich Milvus milvus, volkstümlich Gabelweihe genannt, fliegt er meist in scheinbar „schwerelosem“ Gleitflug, ähnlich einem Spielzeugdrachen (Englisch „Red Kite“, roter Drachen). Dabei ruft er eher selten.
Zur Beute des Rotmilans zählen Mäuse und andere Kleinsäuger, Vögel bis zur Größe von jungen Krähen, Reptilien, Amphibien und Fische. Aber auch Großinsekten und Regenwürmer stehen auf dem Speiseplan. Oft sammelt der „Rote Adler“ seine Nahrung als Aas auf, beispielsweise Straßen- oder Mähopfer. Der Rotmilan baut seinen bis zu einem Meter hohen und breiten Horst in Bäumen – oft in über 20 Metern Höhe. Sein Gelege besteht aus zwei bis drei, selten vier Eiern. Nach einer Nestlingszeit von etwa sechs bis acht Wochen werden die Jungvögel flügge, bleiben aber noch vier Wochen im Familienverband. Dann kann man manchmal die Kontaktrufe zwischen Eltern- und Jungtieren hören. Der Bestand des Rotmilans ist in Baden-Württemberg aktuell nicht gefährdet. Trotzdem lauern auf ihn immer wieder Gefahren. Rotmilane werden illegal verfolgt, erleiden Stromschläge an ungesicherten Leitungsmasten und es hat sich außerdem gezeigt, dass sie häufig an Windkraftanlagen verunglücken, wenn sie in deren Nähe nach Beutetieren suchen. Aus diesem Grund sollte das unmittelbare Umfeld von Windkraftanlagen so gestaltet werden, dass sie dort keine Nahrung suchen.
Maßnahmen zum Schutz sind: Erhalt und Förderung einer reichstrukturierten Kulturlandschaft mit einem bunten Wechsel von Grünland, Äckern und Feldgehölzen, besserer Vogelschutz an Energiefreileitungen und Bahnanlagen, naturnahe Waldbewirtschaftung, Schutz von Brut- und Winterschlafplätzen.
Ob Sperber, Rotmilan oder Habicht – Viele Greifvogelarten haben es schwer im Ländle. Helfen Sie uns dabei, den Herrschern der Lüfte in Baden-Württemberg wieder eine Heimat zu geben. Mehr →
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