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Mehr ...Naturverträgliche Landwirtschaft ist Schlüssel zum Artenschutz
Gemischte Bilanz zum Tag des Artenschutzes


1. März 2018 – Der NABU Baden-Württemberg nimmt den internationalen Tag des Artenschutzes zum Anlass für einen Blick auf Verlierer und Gewinner des Artenschutzes im Südwesten. „Leider müssen wir klar feststellen: Die Verlierer wie Rebhuhn und Feldlerche finden in unserer Feldflur weder Nahrung noch Lebensräume. Ohne eine Kehrtwende in der Landwirtschaft können wir diese Arten nicht retten“, ist sich NABU-Artenschutzreferent Martin Klatt sicher. Zu den Gewinnern bei den Vögeln gehören etliche vormals extrem gefährdete Arten. Sie stehen heute auch zum Teil aufgrund gezielter Schutzmaßnahmen wieder besser da, wie der Schwarzstorch, der Uhu und der Wanderfalke. Bezeichnenderweise alles Arten, die nicht in der Agrarlandschaft leben müssen. Auch bei den Insekten haben die Arten deutlich verloren, die auf Ackerrandstreifen und blütenreiche Wiesen angewiesen sind, während die Vielfalt im Siedlungsraum gestiegen ist. „Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist der Verzicht auf Herbizide und Insektizide. Außerdem brauchen wir wieder mehr Blütenvielfalt auf unseren zunehmend sterilen Äckern“, betont der Biologe.
Storchenbestände legen etwas zu
Scheinbar ein Gewinner im baden-württembergischen Naturschutz ist der Weißstorch. „Die Marke von 1.000 Brutpaaren ist geknackt“, sagt die Storchenbeauftragte des Landes, Ute Reinhard. Doch über diesen Erfolg kann sich die Storchenexpertin nur bedingt freuen, geht er doch überwiegend auf den derzeit verkürzten Zugweg und spanische Müllkippen als Winterquartier zurück. Sobald die Müllkippen abgedeckt würden, könnte sich die Lage sehr schnell wieder ändern. „Der Bruterfolg bleibt heute häufiger aus“, sagt Reinhard. Der NABU-Wappenvogel könne sich dauerhaft nur erfolgreich halten, wenn der Verlust an Lebensraum gestoppt und das Nahrungsangebot wieder verbessert würde. „Dazu müssen Feuchtgebiete erhalten und Wiesen weniger gedüngt und zeitlich gestaffelt gemäht werden“, fordert sie. „Auch der Mais- und Rapsanbau für Biogas in der Agrarlandschaft ist für den Storch und viele andere Arten sehr kontraproduktiv.“
Zu den Klimaverlierern zählen Watvögel wie die Bekassine. Der taubengroße Schnepfenvogel mit dem beige-braunen Federkleid und dem markanten Schnabel wird wegen seines lautstarken Balzflugs gern „Himmelsziege“ oder „Meckervogel“ genannt. „Die Bekassine hätte guten Grund, sich zu beschweren. Denn mit Mooren und Feuchtwiesen schwindet ihr Lebensraum zusehends. Es ist allerhöchste Zeit, die Moorschutzkonzeption des Landes endlich konsequent umzusetzen, denn in Baden-Württemberg ist der Anteil der Moore auf mickrige 1,3 Prozent der Landesfläche geschrumpft“, sagt Martin Klatt.
Klimagewinner: Wildbiene 2018
Zu den Klimagewinnern gehört die Wildbiene des Jahres 2018. Die Gelbbindige Furchenbiene stammt aus dem westlichen Mittelmeerraum, hat sich mit einsetzendem Klimawandel immer weiter nach Norden und in die Mittelgebirge ausgebreitet. „Durch den Klimawandel findet diese Wildbiene zunehmend trocken-warme Lebensräume, auch bei uns. Sie besucht gerne die Blüten von Korbblütlern wie Flockenblumen oder Ferkelkraut und ist häufig an Disteln unterwegs. „Wie alle Wildbienen ist die Gelbbindige Furchenbiene auf blumenreiche Wiesen und Wegränder sowie die Neuanlage von Blühflächen aus heimischen Wildpflanzen angewiesen. Damit es blütenbesuchenden Insekten bei uns wieder besser geht, kann jeder Landwirt und jede Gärtnerin einen Beitrag leisten, Blühstreifen anlegen und auf Insektizide und Herbizide verzichten“, so Klatt.
Verlierer gibt es auch unter den Amphibien. „Der einst sehr häufige Grasfrosch kommt wohl auf die nächste Rote Liste in Baden-Württemberg“, befürchtet Klatt. Eigentlich ist der kleine Hüpfer sehr flexibel, sowohl beim Lebensraum insgesamt, als auch beim Laichplatz. Von langsam fließenden Bächen über Seen und (Garten-)Teiche bis zu wassergefüllten Reifenspuren wird alles ausprobiert. Doch trotz dieser großen Anpassungsfähigkeit gehen die Bestände unseres häufigsten Frosches zurück. „Auch der nachtaktive Lurch des Jahres 2018 ist heute bedroht. Während sich vor hundert Jahren massenhaft Grasfrösche in unkrautreichen Äckern, Wiesen und Weiden tummelten, sind mit diesen Lebensräumen auch die Tiere verschwunden“, warnt der NABU-Artenschutzreferent.