Mit einer NABU-Geschenkpatenschaft für Wildbienen oder Greifvögel schenken Sie Ihren Lieben ein ganz besonderes Stück Natur.
Mehr ...Appell an Autofahrer: „Achtung, Kröten kreuzen“
Amphibien erwachen bei feuchtmilden Temperaturen aus der Winterstarre



Erdkröte - Foto: Gerlinde Yakisikli
2. März 2018 – Der Frühling macht sich bereit. Im Westen steigen die Temperaturen nächste Woche deutlich und auch die Nächte im Flachland bleiben weitgehend frostfrei. „In geschützten Lagen könnten dann die Amphibienwanderungen langsam einsetzen. Ab etwa fünf Grad nachts und Regen geht es los“, sagt Hubert Laufer, NABU-Amphibienexperte in Baden-Württemberg. Eine ungewöhnlich lange Wärmeperiode hatte im Januar an Rhein und Mosel bereits die ersten forschen Spring- und Grasfrösche auf Wanderschaft geschickt, auch Erdkröten waren unterwegs. Die schnellsten waren die Lurche in Bruchsal, die sich bereits Anfang Januar auf den Weg machten. „Doch der neuerliche Kälteeinbruch mit Nachtfrost und Schnee hat die Amphibien erneut in einen Dornröschenschlaf geschickt, aus dem sie erst jetzt erwachen, wenn es nachts einige Tage ein paar Grad über Null bleibt und draußen feucht ist“, so Laufer. Dann endet die Winterstarre und die Tiere wandern in Richtung ihrer Laichgewässer.
Achtung: Amphibien auf Achse!
Auch der Aufbau von Schutzzäunen startet in vielen Regionen Anfang März. Seit Jahren sind NABU-Aktive in ganz Baden-Württemberg am Start, um Kröten und Frösche sicher über die Straßen zu bringen. „Dass die Wanderungen in Schüben und teils überraschend früh einsetzen, macht die Planung für die Ehrenamtlichen nicht gerade einfach“, erklärt NABU-Artenschutzfachmann Martin Klatt. Umso wichtiger sei es, dass Autofahrerinnen und Autofahrer aufmerksam sind und bei feuchtwarmen Temperaturen auf kreuzende Kröten achten. „Typischerweise sind im März die meisten Tiere unterwegs, wenn auch die Erdkröten loslaufen, die den größten Anteil an den hiesigen Amphibien ausmachen.“ Dann laufen und hüpfen hunderte, manchmal tausende Erdkröten, Grasfrösche und Molche vom Überwinterungsquartier zu ihrem Laichgewässer.
Ohne Zebrastreifen sicher über die Straße
„Amphibien legen ihren Laich, also ihre Eier, in einem kleinen See, Teich, Weiher oder Tümpel. Unterwegs lauern häufig tödliche Gefahren“, erklärt Laufer. Oftmals müssen die Tiere auf ihrer bis zu zwei Kilometer langen Wanderstrecke eine befahrene Straße überqueren – ohne Zebrastreifen oder Ampel. „Das ist wie ein Hindernislauf, den die Kröten und Frösche nur verlieren können. Hinzu kommt, dass die allermeisten Amphibien auf der Roten Liste gefährdeter Arten stehen. Ihr Schutz sollte daher eine Selbstverständlichkeit sein“, so der Amphibienkenner.
„Wir müssen den Tieren mehr Wege bauen sowie ihre Lebensräume sichern und erweitern. Denn durch Straßen, Siedlungen und Gewerbeflächen ist unsere Landschaft zerschnitten“, fordert NABU-Fachmann Klatt. Ein wichtiger Baustein hierzu ist das Landeskonzept zur Wiedervernetzung an Straßen in Baden-Württemberg.
NABU: Maßnahmen für Amphibien sind überfällig
Damit Wildtiere sicher von A nach B kommen, sind diverse Machbarkeitsstudien geplant oder liegen vor, zum Beispiel um Wildtierkorridore an der A 5 durchlässiger zu machen und Konfliktstellen zu entschärfen. Die Grünbrücke „Imberg“ an der A 8 bei Merklingen soll laut Landesverkehrsministerium im Frühjahr 2018 fertig sein. Von den 40 priorisierten Amphibienschutzmaßnahmen – davon 16 an Bundes- und Landesstraßen – wurden nach Angaben des Ministeriums bisher drei umgesetzt, eine ist in Planung. An den 95 erfassten Amphibienwanderstrecken könnten im Zuge von Straßenerhaltungsmaßnahmen laut Verkehrsministerium 39 Maßnahmen in den nächsten drei bis vier Jahren umgesetzt werden. „Das sind wichtige und angesichts unseres dichten Straßenverkehrsnetzes auch überfällige Schritte, die jetzt ohne Zögern geplant und umgesetzt werden müssen“, kommentiert NABU-Artenschutzreferent Klatt.
Hintergrund: Über das ehrenamtliche Engagement
Um die wandernden Amphibien kümmern sich jedes Jahr Naturschützerinnen und Naturschützer vor Ort, darunter viele NABU-Gruppen in ganz Baden-Württemberg. Sie stellen am Straßenrand Schutzzäune auf, an denen die Tiere in Eimern gefangen und von freiwilligen Helferinnen und Helfern über die Straße getragen werden. Der NABU bittet alle, die motorisiert unterwegs sind, um besondere Vorsicht und Rücksichtnahme, da die Ehrenamtlichen vor allem bei Regen und in den Morgen- und Abendstunden unterwegs sind und mitunter schlecht erkennbar sind. Bis zu geschätzte 400.000 Tiere bewahren Ehrenamtliche so alljährlich vor dem Tod auf der Straße. Wer wissen möchte, wo die Tiere unterwegs sind und wo Hilfe gefragt ist, findet Informationen unter: www.NABU.de/kroetenwanderung
Hintergrund: Über das „Landeskonzept Wiedervernetzung“
Im „Landeskonzept Wiedervernetzung an Straßen in Baden-Württemberg“ des Ministeriums für Verkehr (VM) sind die Hotspots der Konflikte von Amphibienwanderstrecken und Straßeninfrastruktur festgehalten. Diese Brennpunkte, an denen besonders viele Amphibien zu Tode kommen, hatte der NABU im Auftrag des Ministeriums ermittelt.
Weitere Informationen und eine Übersicht der 40 gefährlichsten Wanderstrecken in Baden-Württemberg