Gemeinsam mit der Verbandsspitze forderten die rund 250 Delegierten und Aktiven, die Seilbahnpläne durch das Naturschutzgebiet Taubergießen ad acta zu legen und mit der Suche nach einer naturschutzverträglichen Alternative zu beginnen. -Foto: NABU/Michael Eick
24. November 2018 „Hände weg vom Taubergießen – kein Seilbahnrummel im letzten großen Auwald Baden-Württembergs!“ So lautet die deutliche Botschaft an Politik und Europapark Rust. Sie ist Teil einer Resolution, die die Landesvertreterversammlung als höchstes Gremium des NABU Baden-Württemberg am heutigen Samstag in Bruchsal verabschiedet hat. Gemeinsam mit der Verbandsspitze forderten die rund 250 Delegierten und Aktiven, die Seilbahnpläne durch das Naturschutzgebiet Taubergießen ad acta zu legen und mit der Suche nach einer naturschutzverträglichen Alternative zu beginnen. „Das Gebiet ist einer der letzten Rückzugsräume für die Natur am Rhein. Es beeindruckt mit unterschiedlichen Landschaftstypen – urwaldartige Auenwälder, Gewässer, Uferzungen, Wiesen und Halbtrockenrasen beherbergen unzählige Tier- und Pflanzenarten“, erklärte der Landesvorsitzende Johannes Enssle. Er forderte: „Baden-Württembergs Urwald am Oberrhein muss erhalten bleiben. Eine Seilbahn würde seltene Vogelarten wie Flussseeschwalbe, Eisvogel, Turteltaube und Neuntöter stören, und sogar Seeadler suchen hier nach Brutplätzen“, mahnt Enssle.
Mit 100.000 Mitgliedern ein Schwergewicht im Naturschutz
Doch der NABU hatte auf der Versammlung auch Grund zum Feiern. „Immer mehr Menschen im Land unterstützen uns mit einer Mitgliedschaft. Damit geben sie der Natur eine Stimme. Mit 100.000 Mitgliedern im Südwesten ist der NABU ein Schwergewicht in der Verbandslandschaft“, sagte Enssle. Mit dieser selbstbewussten Botschaft – festgehalten in einem Gruppenfoto – unterstreicht der NABU in Bruchsal seine Ziele und Forderungen für einen starken Arten- und Naturschutz im Land. Im Mittelpunkt des aktuellen Engagements steht der Einsatz für eine naturverträgliche Landwirtschaft und eine weitreichende Pestizidreduktion. Zahlreiche Projekte des NABU auf Bundes-, Landes- und lokaler Ebene sowie die aktuelle „114-Euro“-Agrarkampagne setzen sich für einen besseren Insekten- und Vogelschutz, den Erhalt von Ackerrändern oder mehr Blütenvielfalt im Offenland ein. NABU-Bundesvizepräsident Christian Unselt forderte ein Umsteuern in der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU: „Die GAP belohnt eine immer intensivere Bewirtschaftung. Es fehlen finanzielle Anreize für Naturschutzmaßnahmen. Seit Jahrzehnten schreitet der vielfach belegte dramatische Rückgang an Tier- und Pflanzenarten voran. Von jeder Bürgerin und jedem Bürger in der EU fließen 114 Euro an Steuermitteln in das verkrustete System der Agrarsubventionen – damit muss endlich Schluss sein. Die Natur und auch wir Steuerzahler haben etwas Besseres verdient“, appellierte Unselt an die Politik in Berlin und Brüssel.
Die Erfolge praktischer Naturschutzarbeit konnten die NABU-Aktiven bei einer Führung in die Saalbachniederung nördlich von Bruchsal am Sonntag erleben. Dieses größte zusammenhängende Wiesengebiet im nördlichen Baden-Württemberg wird seit 30 Jahren vom NABU Hambrücken betreut. Es bietet Rast- und Überwinterungsplätze für seltene Vogelarten und ist Lebensraum für Insekten und Amphibien.
Kontinuität im Landesvorstand und weiterer Ausbau der Strukturen im Land
Im aktuell zehnköpfigen Landesvorstand des NABU Baden-Württemberg haben sich Hans-Peter Kleemann (1. stellv. Landesvorsitzender), Prof. Dr. Markus Röhl (2. stellv. Landesvorsitzender) sowie Dr. Christoph Aly und Egbert Badey erneut zur Wahl gestellt. Alle Kandidaten wurden von der Versammlung mit großer Zustimmung im Amt bestätigt. Gewählt wurden auch die Delegierten für die Bundesvertreterversammlung 2019.
Die Versammlung hat zudem dem Haushaltsplan zugestimmt, der mit einem Gesamtvolumen von rund 5,6 Millionen Euro dank weiterhin steigender Mitgliederzahlen auf festen Füßen steht. Der NABU plant den weiteren Ausbau der Verbandsstrukturen, um die NABU-Gruppen im Land bei ihrer Arbeit bestmöglich und professionell zu unterstützen. Bis zum Sommer soll eine neue NABU-Bezirksgeschäftsstelle für den Bereich Rastatt – Karlsruhe – Baden-Baden die Arbeit aufnehmen.
Der NABU lehnt die Idee des Europaparks Rust ab, eine Seilbahn über den Rhein mitten durch das Naturschutzgebiet Taubergießen zu bauen. Im Naturschutzgebiet brüten seltene Vogelarten, wie der Eisvogel. Mehr →
