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Mehr ...Kein gutes Jahr für Speisepilze
Tipps zum Sammeln



Steinpilz - Foto: Wolfgang Patczowsky/www.naturgucker.de
11. September 2018 – Das Jahr 2018 scheint kein gutes Jahr für Pilzliebhaber und Pilzliebhaberinnen zu werden, da es deutlich zu geringe Niederschläge gab. Ob der Herbst noch eine Wende zum Besseren bringt, ist eher unwahrscheinlich, so die Einschätzung von Karl-Heinz Johe, NABU-Fachbeauftragter für Pilze, Pilzsachverständiger der Deutschen Gesellschaft für Mykologie e.V. (DGfM) und Mitarbeiter der Pilzschule Schwäbischer Wald. Das sehr heiße und trockene Wetter in diesem Sommer hat die Pilze nicht gerade hervorgelockt. Je nach Standort sind bisher beispielsweise in geringen Mengen Parasol, Steinpilze oder Pfifferlinge zu finden gewesen. Durch vereinzelten Starkregen kommt es durchaus zu regionalen Unterschieden. Johe empfiehlt den Schwarzwald: „Dort regnet es gewöhnlich häufiger, oft sind dort eher mehr Pilze zu finden als in anderen Regionen Baden-Württembergs. Ansonsten werden die klassischen Speisepilzsammlerinnen und Speisepilzsammler in diesem Jahr wohl hungrig bleiben.“ Noch vor dem ersten strengen Frost im Herbst sollte man „in die Pilze“ gehen, da Frost die Zellen der Pilze zerstören kann und die Pilze rasch verderben lässt. Für die meisten bekannten Speisepilze ist dann die Saison beendet, wenn nicht nochmals eine längere milde Wetterperiode kommt.
Besondere Bedeutung für das Ökosystem
Für das Ökosystem Wald spielen Pilze eine bedeutende Rolle im natürlichen Recyclingsystem und tragen wesentlich zur Humusbildung bei, indem sie als Folgezersetzer (Saprobionten) abgestorbenes organisches Materialwie Holz, Nadeln und Laubstreu zersetzen. Zu den Saprobionten zählen viele Holzpilze, Champignons und Rüblinge. Viele Pilzarten sind auf Totholz angewiesen, deshalb ist es für Holzpilze wichtig, dass Waldbesitzer auch einige abgestorbene Bäume oder abgebrochene Äste im Wald belassen. Andere Pilze leben parasitär und entziehen ihrem Wirt einseitig lebenswichtige Nährstoffe. Die Grenze zwischen ihnen und den Folgezersetzern ist fließend. Ein Beispiel hierfür ist der Zunderschwamm, ein parasitischer Holzpilz, der auf der Buche oder Birke lebt und nach deren Absterben noch lange Jahre als Folgezersetzer am Totholz weiter wächst. Mykorrhizapilze wie Birkenpilz, Steinpilz und Pfifferling leben in Symbiose mit Pflanzen, sie versorgen beispielsweise Waldbäume über deren Wurzelhaare mit Wasser und den darin gelösten Nährstoffen sowie zusätzlichen Wuchs- und Wirkstoffen. Im Gegenzug erhalten sie von den Bäumen lebenswichtige Stoffwechselprodukte, hauptsächlich löslichen Zucker. Grundsätzlich lieben Pilze feuchtwarmes Wetter mit ausreichend Regen und finden in Wäldern ohne Bodenverdichtung und Bodenversauerung sowie hohen Stickstoffeinträgen beste Bedingungen vor. Damit Pilze ihre Rolle im Ökosystem erfüllen können, sollten totholzreiche Bannwälder beibehalten und erweitert werden. Dies trägt erheblich zum Pilz-Artenschutz bei.
Nachhaltiges Sammeln
Etwa ein Drittel der bisher untersuchten rund 4.400 Großpilzarten Deutschlands steht auf der Roten Liste und sollte geschont werden. Einige dürfen laut Bundesartenschutzverordnung vom Januar 2004 gar nicht gesammelt werden, wie der Anhängsel-Röhrling und der Schaf-Porling. Für Steinpilze, Raufußröhrlinge und Leistlinge wie dem Pfifferling, gilt eine Beschränkung auf zirka ein Kilo pro Tag und Person (§ 2 BArtSchV). „Ein nachhaltiges Sammeln mit bestmöglicher Rücksichtnahme auf die Natur sollte selbstverständlich sein, indem man keine Pilze mutwillig zerstört oder zu junge und zu alte Pilze im Wald belässt. Pilze dürfen nicht in Naturschutzgebieten gesammelt werden und auch nicht in Wäldern, in denen man die Wege nicht verlassen darf. Ebenfalls darf in Kultur- und Dickungskomplexen oder auf ungemähten Wiesen nicht gesammelt werden“, so Johe. Damit das leckere Pilzragout nicht mit einer Vergiftung im Krankenhaus endet, sollte man nur sammeln, was man auch ganz sicher kennt. Einige NABU-Gruppen bieten im Herbst Pilzführungen an, bei denen man Artenkenntnis vertiefen und mehr über die Aufgaben von Pilzen im Naturhaushalt erfahren kann. Auf den Seiten der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (www.DGfM-ev.de) werden neben Wissenswertem über Pilze auch die Namen der Pilzsachverständigen in Deutschland aufgeführt, die Pilz-Beratungen und ebenfalls Pilz-Führungen anbieten, häufig zusammen mit NABU-Gruppen.