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Mehr ...Komm‘ zurück, kleiner Kauz
Hilfe für Steinkäuze im Kreis Tübingen



Junge Steinkäuze - Foto: Klaus Beisswänger
10. Dezember 2019 – Bis Anfang der 1960er Jahre war der Steinkauz in den Streuobstregionen Baden-Württembergs weit verbreitet. Im Landkreis Tübingen leben heute nur noch vereinzelte Brutpaare. „Komm‘ zurück, kleiner Kauz“ – das hoffen viele Menschen im Landkreis, die auf ihrer Streuobstwiese dem Steinkauz eine Heimat bieten möchten. Ihre Bemühungen bündeln das NABU-Vogelschutzzentrum in Mössingen und der Verein VIELFALT im Landkreis Tübingen in einem neuen gemeinsamen Projekt. Unter dem Titel „Steinkauzschutz im Landkreis Tübingen“ bringt das Projektteam bis Frühjahr 2020 insgesamt 25 Niströhren an ausgesuchten Standorten an.
„Wir wollen große Teile des Landkreises wieder zum Steinkauz-Lebensraum machen“, nennt Ingrid Stützle, stellvertretende Leiterin des NABU-Vogelschutzzentrums, das Projektziel. Um dies zu erreichen, braucht es offene Ohren und helfende Hände. „Wir möchten auf Besitzerinnen und Besitzer von Streuobstwiesen zugehen und sie bitten, an ihren Bäumen Niströhren aufhängen zu dürfen. Und wir sind auf der Suche nach Betreuerinnen und Betreuern, die sich um die Niströhren kümmern“, sagt die Vogelschützerin. Eine oder mehrere Röhren können Einzelpersonen betreuen, aber auch Schulklassen oder andere Gruppen. Sie erhalten eine Einführung und einen Leitfaden zur sachgerechten Pflege der Nisthilfen. Zieht dann ein Steinkauz-Paar ein und brütet, stellt das Projektteam Wildkameras zur Verfügung, um die Tiere zu beobachten. „Das ermöglicht spannende Einblicke in das Leben der kleinen Eulen und hilft dabei, ein Bewusstsein für ihre Bedürfnisse zu entwickeln“, betont Stützle. Wer am Leben der Tiere Anteil nimmt, lernt auch die Gefahren für Steinkäuze kennen, etwa Marder und andere Beutegreifer. Neben dem Verlust an Unterschlupfmöglichkeiten leiden die Käuze auch unter dem Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, die ihr Nahrungsangebot verringern. Streuobstwiesen fallen dem zunehmenden Flächenverbrauch zum Opfer oder werden mangels Zeit gerodet oder ohne Pflege sich selbst überlassen.
Wer eine Streuobstwiese besitzt, kann diese jedoch durch eine naturverträgliche Bewirtschaftung zu einem wertvollen Steinkauz-Refugium entwickeln. Dazu gehören eine extensive Mahd oder Beweidung, die den Bewuchs schonend kurz halten, der Erhalt alter Obstbäume mit natürlichen Höhlen und der Verzicht auf Dünger und Spritzmittel. Kolja Schümann, Geschäftsführer von VIELFALT im Landkreis Tübingen e. V., erklärt, dass auch die Entscheidung an der Ladentheke zählt: „Wir Verbraucherinnen und Verbraucher haben es in der Hand, durch den Kauf von regionalen Obstprodukten den Erhalt von naturnahen Streuobstwiesen im Landkreis zu sichern und damit dem Steinkauz und weiteren Tieren ein Zuhause zu bieten. Sind wir bereit, etwa einen höheren Preis für guten Streuobstsaft zu zahlen, steigen bei den Bewirtschaftenden nicht nur die Einnahmen, sondern auch deren Motivation. Bei PLENUM bringen wir das auf die kurze Formel ‚Schützen durch Nützen‘.“
Das Projekt „Steinkauzschutz im Landkreis Tübingen“ wird gefördert durch PLENUM im Landkreis Tübingen sowie durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg.
Steinkauz-Betreuer/-in werden – so geht das:
Wer Steinkauz-Betreuer/-in werden möchte, kann sich an das NABU-Vogelschutzzentrum in Mössingen wenden, per E-Mail an Info@NABU-Vogelschutzzentrum.de oder telefonisch unter 07473.10 22.
Terminhinweis:
Am Samstag, 14. Dezember 2019, ist das Projekt „Steinkauzschutz im Landkreis Tübingen“ auf dem Tübinger Weihnachtsmarkt vertreten (Neue Gasse). Das Projektteam informiert über die Vorhaben der nächsten Wochen und beantwortet Fragen. Interessierte können sich als Betreuer/-in anmelden.
Hintergrund: Eine Charakterart der extensiv genutzten Streuobstwiesen
Der Steinkauz zählt zu den kleinsten Eulenarten in Deutschland. Zu seinen bevorzugten Lebensräumen in Baden-Württemberg gehören Streuobstwiesen mit alten, höhlenreichen Bäumen. Die schützenden Baumhöhlen bieten Platz zur Aufzucht der Jungen und werden als Versteck genutzt. Mit dem Einbruch der Dunkelheit geht der Steinkauz auf Beutesuche. Von einer Sitzwarte aus spürt die kleine Eule neben Regenwürmern, Nachtfaltern und Laufkäfern auch Kleinsäuger wie Feld- oder Wühlmäuse in den Wiesen auf. Ende Februar beginnt die Balz der Steinkäuze, Mitte April legt das Weibchen dann drei bis sechs Eier. Die Jungen schlüpfen nach etwa vierwöchiger Brut und verlassen im Alter von fünf bis sechs Wochen zeitweise das Nest. Sie werden gefüttert, bis sie flügge sind und sich meist in der Nähe ein eigenes Revier suchen. Ein Steinkauz-Paar bleibt sich und seinem Revier ein Leben lang treu.