NABU: So wird der Balkon zur Naturoase für fliegende Besucher

Insektenfreundliche Blüten zum Muttertag schenken – Angebote für Wildbienen und Vögel schaffen

10. Mai 2019 – „Blütenparadies ersetzt Betonwüste“ – nach diesem Motto könnten Millionen Balkone in Baden-Württemberg naturfreundlich umgestaltet werden. Ein erster kleiner Schritt könnte sein, zum Muttertag am kommenden Sonntag eine insektenfreundliche, heimische Staude zu verschenken. Ob kleiner Balkon oder große Dachterrasse, viele Flächen bieten nicht nur uns Menschen Luft, Sonne und sind ein Stück schnell erreichbare Natur auf wenigen Quadratmetern. „Balkone bergen ein großes Potenzial für die Natur. Hier kann man relativ günstig und mit überschaubarem Aufwand eine blühende und kühlende Wohlfühloase für sich selbst und die fliegenden Nachbarn einrichten“, sagt NABU-Gartenexpertin Anna Sesterhenn. Boden, Wände und Dach können begrünt, bepflanzt und mit Rankgittern ausgestattet werden. „So erweitern Balkonfreundinnen und -freunde die Natur im Siedlungsraum und schaffen sich ein grünes Freiluftzimmer“, wirbt Sesterhenn.

Mit wenigen Schritten zum kleinen Insektenparadies
Ein kleines Schmetterlings- und Bienenparadies entsteht durch einen Balkonkasten oder -kübel mit vielen nektarreichen Pflanzen, wie Thymian, Wiesenflockenblume, Glockenblumen, Salbei und Schafgarbe. Kugeldisteln sind ein Magnet für zahlreiche Hummelarten. Wer Wildbienen die Möglichkeit geben möchte, für Nachwuchs zu sorgen, kann für einige Arten an sonnigen Stellen Holzklötze mit unterschiedlichen Bohrungen anbringen.

Vögel brüten auf Balkonen, wenn sich die Störungen im Rahmen halten. Das kann die Amsel sein, die den Balkonkasten nutzt, um ihre Jungen groß zu ziehen. Kohl- und Blaumeise, aber auch der Kleiber nutzen solche Nistkästen in luftiger Höhe. Der Kleiber mauert das Flugloch kunstvoll zu, damit es seinem Körpermaß angepasst ist. Der Star bezieht mitunter einen Starenkasten an der Hauswand, und schmettert von dort abends seine, andere Vögel imitierenden Lieder. Auch Halbhöhlenbrüter wie Hausrotschwanz, Grauschnäpper oder Bachstelze nutzen Nistkästen auf Balkonen. Sind sie in ruhigeren Ecken angebracht und unter Dachvorsprüngen, werden sie lieber angenommen. Allerdings sollten Fensterscheiben und Balkontüren vogelsicher gestalten werden.

Fassaden begrünen
Hervorragende Brutmöglichkeiten für unsere Gartenvögel bieten auch begrünte Fassaden. Gibt es etwas Schöneres, als dem Fiepen einer jungen Amsel im Blätterwald des Efeus zu lauschen, während man auf dem Balkon sitzt? „Amseln lieben die Struktur von Fassadengrün und den Schutz des Blätterdaches“, sagt NABU-Ornithologe Stefan Bosch. Der kühlende grüne Blätterwald an der Hauswand ist im Sommer auch ein Segen fürs Kleinklima. Hierfür gibt es eine große Vielfalt an Pflanzen – von bezaubernd duftenden Kletterrosen bis zum klassischen Wilden Wein. Auch das Balkongitter kann zu einer blütenreichen, berankten Fläche werden, Sichtschutz inklusive. Wer schwere Pflanzkübel platziert, muss die Tragfähigkeit seines Balkons beachten.

Hintergrund:
Das Projekt „Blühende Gärten – damit es summt und brummt!“ gibt Tipps für naturnahes Grün im Siedlungsraum. Dazu finden mit dem Volkshochschulverband Vorträge in ganz Baden-Württemberg statt. Das Projekt wird vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg gefördert und läuft bis Ende März 2020. Ziel ist es, die biologische Vielfalt im Siedlungsbereich auf privaten Flächen zu stärken. Infos und Termine gibt es auf der Webseite zum Projekt.