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Naturschutzverband warnt vor Scheitern der Energiewende



Freiflächenphotovoltaik - Foto: NABU/Christoph Kasulke
29. November 2019 – In Baden-Württemberg sollen Strom, Wärme und Kraftstoffe 2050 zu insgesamt 80 Prozent aus erneuerbaren Quellen kommen. Wind- und Sonnenenergie haben im Südwesten dabei das größte Ausbaupotenzial. „Für die Energiewende ist ein massiver Ausbau der Sonnenenergienutzung unerlässlich – auf Dächern, an Fassaden, auf Parkplätzen und auch auf Freiflächen wie Wiesen und Äckern. Wir fordern daher Flächeneigentümerinnen und -eigentümer auf, ihre Potenziale noch besser auszuschöpfen“, sagt der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle. Mit Blick auf den Spitzenplatz des Landes beim Bundesländervergleich Erneuerbare Energien fügt er an: „Spitzenreiter zu sein ist ja ganz nett, aber davon ist das Klima noch nicht gerettet. Deshalb darf sich Baden-Württemberg darauf nicht ausruhen. Gerade bei Photovoltaik kann das Land noch mehr, wir müssen den Ausbau noch energischer angehen.“
Damit 2050 rund 30 Prozent der Bruttostromerzeugung aus heimischer Solarenergie stammt, müsse deutlich mehr passieren, so Enssle: „Photovoltaik und Windenergie sind bei uns die Hauptpfeiler der Energiewende. Dafür muss die aktuell installierte Photovoltaikleistung auf rund 17 Gigawatt verdreifacht werden. Mittelfristig brauchen wir eine Solardachpflicht für alle Neubauten und Dachsanierungen und auch mehr Freiflächen-PV-Anlagen. Es ärgert mich, dass insbesondere bei der Freiflächen-Photovoltaik nach dem Sankt-Florians-Prinzip in den Gemeinderäten Anlage um Anlage abgelehnt wird. Die kommunalen Volksvertreterinnen und -vertreter müssen mehr Verantwortung für die Energiewende übernehmen, sonst kommen wir nicht weiter.“
Jüngstes Beispiel ist der geplante Bau eines zwölf Hektar großen Solarparks auf einer Ackerfläche in Laichingen, der etwa 2.400 Haushalte mit Strom versorgt hätte. Was als Beitrag der Stadt zur Energiewende geplant war, wurde jetzt in einem Bürgerentscheid gestoppt. Nur 41 Prozent der Einwohner stimmten für, 59 Prozent gegen das Projekt. Auch der Gemeinderat hatte mehrheitlich einen entsprechenden Bebauungsplan abgelehnt, um landwirtschaftlichen Boden vor dem Flächenverbrauch zu schützen, obwohl es einen rechtskräftigen Flächennutzungsplan gab, in dem die Flächen dargestellt sind. Flächeneigentümer und Pächter standen hinter der Planung, ebenso örtliche Naturschützerinnen und Naturschützer.
„Wenn es vor Ort konkret wird, werden die Pläne gern in letzter Minute gestoppt“, kritisiert Enssle. Die Kleinstadt im Alb-Donau-Kreis sei ein Beispiel unter vielen. „Mit dem Argument, wertvolle Ackerflächen zu schützen, werden Anlagen für erneuerbare Energien verhindert, während an anderer Stelle weiterhin großflächig Böden von den gleichen Gemeinderäten für Gewerbegebiete, Wohnbebauung und Straßen versiegelt werden. Im Jahr 2018 wurden täglich 4,5 Hektar Fläche neu durch Siedlungen oder Straßen bebaut. Durch Freiflächenphotovoltaikanlagen findet dagegen keine dauerhafte Bebauung statt, die Anlagen lassen sich nach Nutzungsende problem- und rückstandslos wieder abbauen.“
Ein weiterer Vorteil: Die Böden unter Freiflächen-Solaranlagen können sich in der Zeit ohne landwirtschaftliche Nutzung vom Düngemittel- und Pestizideinsatz erholen. Bei entsprechender Gestaltung und Pflege der Grünflächen zwischen den Anlagen können sich artenreiches Grünland und wertvolle Lebensräume für verschiedene Tierarten, wie Wildbienen, Heuschrecken, Feldhasen und Vögel entwickeln. Neuntöter, Goldammer und Grasmücken etwa nutzen Module und Zäune als Ansitzwarten und verlagern deshalb zum Teil ihre Reviere in die Grenzbereiche der Anlagen.
NABU-Landesvorsitzende Enssle fordert alle Kommunen und Regionen des Landes daher auf, ihre Flächenpotenziale zu prüfen und zu nutzen. „Mit dem Bau der Anlagen können wir zwei große Krisen unserer Zeit anpacken und die Bürgerinnen und Bürger vor Ort beteiligen. Das Prinzip, `überall, nur nicht bei uns´, darf sich nicht durchsetzen, sonst passiert am Ende gar nichts und wir steuern unaufhaltsam in die Klimakrise. Dass wir jetzt Handeln, ist eine Frage der Generationengerechtigkeit“, so Enssle. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist für ihn ein unverzichtbarer Baustein zum Klimaschutz. Photovoltaik ist dabei mit Abstand der naturverträglichste Energieträger.