Pflege und Bewirtschaftung von Streuobstwiesen
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Junge Steinkäuze - Foto: Klaus Beisswänger
20. Mai 2020 – Riesige Augen und ein kuscheliger Flaum – der Anblick eines jungen Steinkäuzchens wärmt vielen Menschen das Herz. Damit das so bleibt, mahnt der NABU zum Internationalen Tag der Artenvielfalt, am 22. Mai, den Lebensraum der kleinen Eule – die Streuobstwiesen - besser zu schützen: „Baden-Württemberg liebt seine Streuobstwiesen – kümmert sich aber zu wenig um sie. Damit dieser wunderbare Lebensraum als Heimat des Steinkauzes eine Zukunft hat, muss die Landesregierung ihr Versprechen aus dem Volksbegehren umsetzen und das Artenschutzgesetz zügig verabschieden“, fordert der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle. Darin enthalten ist ein besserer Schutz von Streuobstwiesen vor Bebauung und eine verbesserte Förderung der Pflege von Streuobstwiesen.
Der Schwund der Streuobstwiesen im Land ist dramatisch. Untersuchungen der Universität Hohenheim belegen einen Rückgang von 18 Millionen Hochstammbäumen im Jahr 1965 auf noch geschätzte 7,1 Millionen in 2018. Verloren gingen so auch viele Baumhöhlen, die als Wohnraum für Steinkäuze, Fledermäuse und seltene Vögel, wie Wendehals und Halsbandschnäpper, dienen. „Wir müssen vor allem die weitere Zerstörung von Streuobstwiesen an Ortsrändern für Neubaugebiete stoppen. Aber auch die Überalterung ist vielerorts sichtbar, zum Beispiel in Form von Misteln, die sich wie Kopfläuse massenhaft auf ungepflegten Bäumen ausbreiten. Diese Bäume brauchen dringend einen Schnitt“, sagt Enssle.
Streuobstwiesen bieten vielen verschiedenen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. - Foto: Hannes Huber
Südwesten trägt besondere Verantwortung für Streuobst und Steinkäuze
Der Südwesten ist reich an Streuobstwiesen und trägt damit auch eine besondere Verantwortung für den Steinkauz, von dem es bundesweit nur noch rund 7.000 Paare gibt. Weil heute nur noch etwa 550 bis 650 Brutpaare der einst häufigen Eulenart in Baden-Württemberg leben, setzt sich der NABU vielerorts für eine Wiederansiedlung ein, so auch im Landkreis Tübingen. Trotz hoher Streuobstdichte leben hier nur noch vereinzelt Steinkauzpaare. Der NABU hat bisher mit dem Verein Vielfalt e.V. 25 Steinkauzröhren als Ersatzquartiere in Obstbäume gehängt. Sie werden ab Herbst von Ehrenamtlichen betreut. „Nisthilfen sind ein wichtiger Baustein für den Steinkauzschutz im Land“, sagt NABU-Projektleiterin Ingrid Stützle. Trotzdem warnt sie zum Tag der Artenvielfalt davor, die anderen Bausteine zu vergessen. „Die Streuobstwiesen in Baden-Württemberg sind ein stark bedrohtes Artenparadies. Bebauung und Rodung, fehlende Nachpflanzungen von Hochstämmen, Trockenheit und Klimastress gefährden und zerstören wertvolle Streuobstwiesen. Außerdem wird dem Steinkauz die Nahrung zur Jungenaufzucht knapp, weil auf überdüngten, häufig gemähten und gespritzten Flächen kaum noch Insekten leben“, warnt die Ornithologin Stützle. So ist etwa am Bodensee der Steinkauz komplett verschwunden, wie Zählungen von 2010 und eine ornithologische Studie des Jahres 2019 zeigen. Einzelne Projekte versuchen, die ab und zu dort rufenden Käuzchen wieder anzusiedeln.
Die erschreckende Bestandsentwicklung des Steinkauzes hat vielerorts NABU-Gruppen zu ehrgeizigen Schutzprogrammen animiert. Weil des Kauzes liebstes Versteck – trockene, gut belüftete Baumhöhlen in alten Obstbäumen oder Kopfweiden – selten geworden sind, hängen NABU-Aktive seit Jahrzehnten Nisthilfen auf – mit Erfolg. Ab Mitte Mai schlüpfen so auch in Lahr, Fellbach, Remseck, Haigerloch, Böblingen, Aspach und an weiteren Orten im Land wieder kleine Steinkäuzchen aus ihren Eiern.
Mit speziellen Brutröhren für Nachwuchs sorgen
Im Kreis Böblingen sind gleich mehrere NABU-Gruppen aktiv. Hier brütete die bedrohte Eulenart das erste Mal wieder nach 25 Jahren Abwesenheit. Markus Bihler vom NABU Mötzingen investierte anfangs sein Weihnachtsgeld in drei Steinkauzröhren und schaute nach fünf Jahren glücklich in die Röhre: Ein erstes Brutpaar war eingezogen. 77 Brutröhren später ist die Population auf vier Brutpaare gewachsen, die zur Hälfte von Bebauung bedroht sind. Weitere 25 Niströhren hängen bei Magstadt, Maichingen, Gärtringen und Hochberg.
In Köngen (Kreis Esslingen) verzeichnete der NABU 2019 nach 40 Jahren Einsatz für den Kauz einen Beringungsrekord mit 120 Nestlingen. Ein Preis des Zwiefalter Naturfonds würdigt den Einsatz für aktuell 25 brütende Paare. „Leider nimmt der Druck auf das Habitat Streuobstwiese ständig zu. Neueste Bedrohung in Köngen stellen Drohnen dar, die zwischen die Bäume im Landschaftsschutzgebiet geflogen werden“, teilt die AG Steinkauz mit.
Im Rems-Murr-Kreis sind 2019 dank des Engagements der NABU-Steinkauzgruppe 135 Jungvögel geschlüpft. Die 325 Niströhren sind wichtig, weil Naturhöhlen fehlen. In Remseck liegt das größte Steinkauzgebiet des Landkreises Ludwigsburg, mit mehr als 80 Steinkauzröhren. Seit den 80er Jahren engagiert sich der NABU dort und freute sich 2019 über 19 Bruten und 35 Jungvögel.
Eine besondere Erfolgsgeschichte stellt die Entwicklung der Steinkauzbestände entlang des Oberrheins zwischen Basel und Karlsruhe dar. Hier leben wieder rund 150 Brutpaare –Tendenz steigend. Damit sie erfolgreich brüten können, haben NABU-Gruppen und Einzelpersonen in den Streuobstgebieten Nisthilfen installiert. Seit 2019 kooperiert der NABU zudem grenzübergreifend im Interregprojekt „Ramsar Biodiversität“ zum Schutz des Steinkauzes und fünf weiterer Tierarten beidseits des Rheins. Finanziert wird es je zur Hälfte durch EU-Mittel einerseits und die Naturschutzreferate der Regierungspräsidien Karlsruhe und Freiburg sowie öffentliche und private Einrichtungen andererseits.
Kurzer Steckbrief: Charakterart der extensiv genutzten Streuobstwiesen
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Streuobstwiesen spielen für die biologische Vielfalt eine herausragende Rolle. Mit über 5.000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten zählen sie zu den artenreichsten Lebensräumen. Mehr →
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