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Mehr ...NABU fordert deutlich mehr Engagement des Landes für Streuobst
Rückgang von mehr als zwei Millionen Hochstämmen



Streuobstwiesen bieten vielen verschiedenen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum. - Foto: Hannes Huber
10. Februar 2020 – Der NABU warnt davor, dass der rasante Rückgang der Hochstamm-Obstbäume im Land sich negativ auf die Artenvielfalt auswirkt. „Untersuchungen der Universität Hohenheim weisen in nur zehn Jahren, von 2008 bis 2018, einen dramatischen Rückgang von mehr als zwei Millionen Hochstämmen auf. Die Zahl der Bäume sank von zirka 9,3 auf etwa 7,1 Millionen in Baden-Württemberg. Rechnerisch gingen damit mehr als 200.000 Bäume pro Jahr verloren. Das sind acht Prozent der deutschen Bestände und zwei Prozent der Streuobstfläche ganz Europas, die in zehn Jahren gerodet wurden“, sagt Dr. Markus Rösler, Sprecher des NABU-Bundesfachausschusses Streuobst. Diesen höchst besorgniserregenden Prozess müsse das Land so schnell wie möglich stoppen. „Dazu bedarf es einer deutlich konsequenteren Umsetzung von Schutz, Pflanzung, Pflege, Vermarktung und Bildung, als dies bisher der Fall war“, so Rösler weiter.
Der Rückgang von mehr als zwei Millionen Apfel-, Birnen- und sonstigen Hochstamm-Obstbäumen ist für den NABU noch viel dramatischer als bisher befürchtet. Als Hauptursachen nennt der NABU die Ausweisung neuer Baugebiete, mangelnde Nachpflanzungen, den schleichenden Verlust durch Rodungen und zu niedrige Mostobstpreise durch die Keltereien. „Der starke Schwund von Streuobstbäumen hat direkten Einfluss auf den Artenbestand in diesem Lebensraum. Wendehals, Halsbandschnäpper und Gartenrotschwanz sind auf die Zimmermannsfähigkeiten der Höhlenbauer Grün-, Mittel-, Bunt- und Grauspecht angewiesen. Auch der Steinkauz und seltene Vogel- und Insektenarten brauchen ausgedehnte Streuobstbestände mit alten Baumriesen. Verschwinden diese Bäume, verschwinden auch die darin brütenden Vögel“, warnt Beate Draxler, baden-württembergische Ländervertreterin im Bundesfachausschuss Streuobst.
Damit sich der Streuobstbau wieder lohnt, braucht es nach Überzeugung des NABU vermehrte, gemeinsame Anstrengungen: „Verbraucher, Keltereien, Handel und die Landesregierung mit ihren Fördertöpfen sind gefragt. Die Streuobstbesitzerinnen und -besitzer müssen diese Fördermittel abrufen und ihre Bäume ausreichend pflegen. Jetzt, Anfang Februar, ist ein guter Zeitpunkt für einen Pflegeschnitt, um den Schwund zu bremsen und Arten zu erhalten. Mit dem Haushalt 2020/2021 wird die Baumschnittförderung für private Stücklesbesitzerinnen und -besitzer von 2,3 auf 3,3 Millionen Euro pro Jahr erhöht. Das ist ein wichtiger Impuls. Wir benötigen aber zudem einen konsequenten Schutz der Hochstämme und eine Förderung von Nachpflanzungen mit gesicherter Pflege“, fordert Draxler.
Auch die Vermarktung müsse besser gefördert werden. Dies umfasst die Angebote von Land, Kreisen und Gemeinden bei Kantinen, Messen, Gartenschauen und anderen Veranstaltungen. Um den Negativtrend zu stoppen, ist die detaillierte Umsetzung des Eckpunktepapiers und weiterer Maßnahmen der Landesregierung in Form von Gesetzen, Finanzmitteln und Modellprojekten notwendig. Draxler stellt klar: „Baden-Württemberg steht beim Streuobst europaweit in der Pflicht. Die Erwartung des NABU an die erforderlichen Maßnahmen sind daher auch besonders hoch.“
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