Schwalbenfreundliches Haus
Da es den Schwalben in Deutschland nicht besonders gut geht, hat der NABU die Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ ins Leben gerufen. Mehr →
Die Rauchschwalben finden immer weniger Nistmöglichkeiten und Nahrung. - Foto: Christoph Kasulke
9. September 2020 – In diesen Tagen machen sich die ersten Schwalben auf den Weg ins Winterquartier. Europas kalte Monate verbringen sie südlich der Sahara. „Gute Reise!“ wünschen ihnen der NABU und die Bauernverbände in Baden-Württemberg, der Landesbauernverband (LBV) und der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband (BLHV). Sie hoffen auf eine sichere Rückkehr der Glücksboten – und auf viele Höfe, die sie willkommen heißen werden. Mit einem Infoflyer werben die drei Verbände gemeinsam dafür, den Tieren Nistmöglichkeiten zu bieten. Der NABU zeichnet Gebäude als „Schwalbenfreundliches Haus“ aus, wenn unter ihren Dächern Schwalben brüten dürfen. Jede dritte Plakette in Baden-Württemberg geht bereits an einen landwirtschaftlichen Betrieb. An mindestens 370 Stalltüren und Bauernhäusern im Land hängt schon eine Plakette.
Wie wichtig dieses Engagement vieler Landwirtsfamilien ist, zeigt der Blick auf die Statistik. Die Zahl der Mehl- und Rauchschwalben nimmt seit Jahren ab. Die Gründe dafür sind vielfältig, erklärt NABU-Schwalbenexperte Rudi Apel: „Der Rückgang der Insekten wirkt sich auf die Schwalben aus, die zur Aufzucht ihrer Jungen zwingend auf diese Eiweißquelle angewiesen sind. Immer seltener zieren Misthaufen unsere Dörfer, die früher mit ihren Fliegen ein reich gedecktes Buffet für die wendigen Flugkünstler waren. Wege und Hofeinfahrten sind meist asphaltiert, so dass den Schwalben lehmige Pfützen fehlen. Dort holen sie Baumaterial für ihre beeindruckenden Nester unter den Dachvorsprüngen und an Balken.“
Gefährliche Reise ins Winterquartier und zurück
Oft werden Schwalbennester bei der energetischen Sanierung von Gebäuden ohne Ersatz entfernt – obwohl dies verboten ist und nach der Sanierung Kunstnester anzubringen sind. Manche Häuslebesitzerinnen und -besitzer entfernen Nester auch, weil sie sich an den Ausscheidungen der Vögel stören. Dabei kann hier ein Kotbrett mit mindestens 60 Zentimeter Abstand unterhalb des Nests das Problem schnell lösen. „Weitere Gefahren drohen den Flugakrobaten auf ihrem langen Zug in die Überwinterungsgebiete und wieder zurück. Umso wichtiger ist es, dass wir hier bei uns etwas für den Schutz dieses heimischen Brutvogels tun“, sagt Rudi Apel.
Seit mehr als zehn Jahren vergibt der NABU die Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“. „Unser Ziel ist es, dass noch sehr viel mehr Höfe in Baden-Württemberg dabei helfen, die Not der fliegenden Glücksboten zu lindern. Ich freue mich daher sehr, dass der Landesbauernverband und der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband unsere Aktion unterstützen. Mit dem neuen Infoflyer wollen wir gezielt landwirtschaftliche Familien ansprechen, auf deren Höfen Schwalben brüten und die dies fördern“, sagt der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle. „Bei all den Querelen, die es zwischen Naturschutz und Landwirtschaft immer wieder gibt: An den Schwalben können wir sehen, dass wir gemeinsam viel mehr erreichen und aufeinander angewiesen sind.“
Infoflyer und Schwalbenhotline für interessierte Landwirte
Der Flyer „Hoftor auf für Schwalben!“ informiert kurz und knapp über die Lebensweise der Kulturfolger und gibt Tipps zum guten Miteinander. Er ist beim NABU und über die regionalen Geschäftsstellen der Bauernverbände sowie auf www.NABU-BW.de/schwalbenfreundlicheshaus erhältlich. Informationen zur Aktion und zu den Schwalben erteilt der Schwalbenbeauftragte des NABU Baden-Württemberg, Rudi Apel, gerne. Für den Erhalt der ganzjährig geschützten Nester führt er viele Gespräche und hilft bei Problemen, damit die Nistmöglichkeiten erhalten bleiben. Kontakt zur Schwalben-Hotline des NABU BW: Rudi Apel, Tel.: 07754.7139, Schwalben@NABU-BW.de.
Häufige Fragen zu Hygiene im Stall
Der Flyer räumt mit Vorurteilen, zum Beispiel zur Hygiene im Stall, auf: „Wenn ein Landwirt Schwalben in seinem Stall hat, ist das aus amtstierärztlicher Sicht sehr zu begrüßen. Wenn die Hygienemaßnahmen in Milchkammer, Futtergang und Futterlager eingehalten werden, ergeben sich für uns als Behörde wegen der Nester bei Kontrollen keine Probleme“, stellt Dr. Christian Bretzinger, Amtstierarzt des Landratsamts Breisgau-Hochschwarzwald, klar. Es gibt keine Hinweise darauf, dass Schwalben für Nutztiere relevante Krankheiten übertragen. Im Gegenteil: Als flinke Jäger können Schwalben als Hygienepolizei das Heer an Fliegen in Schach halten. Jedes Schwalbenpaar frisst während der etwa dreimonatigen Brutzeit über ein Kilogramm Insekten. Fehlt diese Nahrung, gehen auch die Küken leer aus. Mit gezielten Angeboten zum Nisten und Kotbrettern unterm Nest ziehen die Koloniebrüter im Stall dorthin, wo es nicht stört.
Schwalben beim Haupt- und Landgestüt Marbach und auf vielen weiteren Höfen
Auf eine lange Schwalben-Tradition blickt das Haupt- und Landgestüt Marbach bei Münsingen. Hier können Schwalben auf naturnah bewirtschafteten Wiesen und Koppeln ausreichend Insekten jagen, an vielen Plätzen auf dem Hof und in den Pferdeställen kleben die halbrunden Lehmnester in den Ecken und an Balken. Schwalben fliegen flink ein und aus. Das Baumaterial finden sie rundherum. Der NABU hofft, dass noch sehr viel mehr Höfe diesem Beispiel von der Schwäbischen Alb folgen und Schwalben gezielt unterstützen. „Die aktuellen Impulse durch das Volksbegehren ,Rettet die Bienen‘ und die bundesweiten Agrarproteste zeigen die Dringlichkeit, mit der jetzt entschlossen zukunftsfähige politische Lösungen für Landwirtschaft und Artenvielfalt gesucht werden müssen, von denen auch die Schwalben profitieren“, betont der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle.
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