Der Vogel des Jahres 2021 ist das Rotkehlchen
Ergebnis ist da
Der erste öffentlich gewählte Vogel des Jahres ist das Rotkehlchen. Der beliebte Gartenvogel setzt sich in der Hauptwahl gegen Rauchschwalbe und Kiebitz durch. Mehr →
Der Graureiher war der erste Vogel des Jahres in Baden-Württemberg. - Foto: Tom Dove
Klaus Ruge hat den NABU stark geprägt. Er war Mitbegründer der DBV-Jugend, der heutigen NAJU, und war maßgeblich an der Entstehung der Verbandszeitschrift des NABU beteiligt. Auch die Idee zum Vogel des Jahres entstand unter seiner Mitwirkung. Im Interview erzählt der Biologe anlässlich des 50. Jubiläums der Vogelwahl, wie die Aktion hier in Baden-Württemberg ihren Anfang nahm.
1971 wurde der erste Vogel des Jahres gekürt. Sie waren einer der Initiatoren dieser Aktion. Wie kam es zur Idee des Jahresvogels?
Vor 50 Jahren war der NABU noch nicht der NABU, der er heute ist. Es gab den Deutschen Bund für Vogelschutz, kurz DBV. Es war aber alles noch nicht so zentral organisiert und man hatte gerade erst erreicht, dass die Einzelmitglieder in Landesverbänden zusammengefasst wurden. Also hatten wir damals den Gedanken, dass wir etwas brauchen, das die Menschen im NABU zusammenhält, für das alle aktiv werden können. Die eine Idee war eine Zeitschrift, die damals Wir und die Vögel hieß. Sie war im ersten Jahr aber nur baden-württembergisch. Die andere Idee war der Vogel des Jahres. Sie ist auch hier bei uns in Baden-Württemberg entstanden, genauer gesagt im Favoritepark in Ludwigsburg, wo früher die Vogelschutzwarte war. Dort haben wir einmal zusammengesessen und überlegt, was wir Pfiffiges auf die Beine stellen könnten. Und da hatten wir den Einfall: Wir wählen einen Vogel des Jahres! Erster baden-württembergischer Jahresvogel war der Graureiher, dessen Bestände damals erheblich zurückgegangen waren. Die anderen Landesverbände fanden die Aktion so gut, dass sie auch mitmachen wollten, und schon im darauffolgenden Jahr war es eine bundesweite Sache.
Zum 50. Jubiläum der Vogel des Jahres-Kampagne konnte zum ersten Mal deutschlandweit für den neuen Jahresvogel abgestimmt werden. Sind Sie mit dem Wahlergebnis zufrieden – und für welchen der zehn Finalisten haben Sie gestimmt?
Ich persönlich hätte nicht für das Rotkehlchen gestimmt. Natürlich habe ich das Rotkehlchen auch gerne und freue mich, wenn es bei mir im Garten brütet. Aber ich hätte einen Vogel gewählt, der wirklich bedroht ist und für den dringend etwas getan werden muss. Der Kiebitz war daher mein Favorit. Denn die größten Probleme liegen nicht im Garten, sondern im landwirtschaftlichen Bereich, der auch das Klima und die Artenvielfalt stark beeinflusst.
Finden Sie es gut, dass dieses Mal der Vogel des Jahres öffentlich gewählt wurde, etwa um noch mehr Aufmerksamkeit für den Schutz der Vögel zu bekommen?
Als einmalige Sache zum 50-jährigen Jubiläum war das eine gute PR-Aktion, mit der wir viele Leute erreicht haben. Allerdings war die ursprüngliche Intention ja ein bisschen anders: Wir wollten einen Vogel herausstellen, der bedroht ist und für den die NABU-Aktiven etwas tun können. Der erste bundesweite Vogel des Jahres war ja der Wanderfalke. Da ging es darum, Horstbewachungen und Ähnliches zu machen. Und es ging natürlich auch darum, auf konkrete Probleme aufmerksam zu machen, auch die Politik zu beeinflussen. Ich denke, die Vogel des Jahres-Wahl sollte in Zukunft wieder etwas modifiziert durchgeführt werden.
Tatsächlich ist für das nächste Mal ja vorgesehen, dass ein Fachgremium des NABU fünf Kandidaten nominiert, aus denen der Vogel des Jahres öffentlich gewählt wird. Halten Sie das für einen guten Kompromiss, um viele Menschen zu erreichen und einen bedrohten Vogel in den Fokus zu rücken?
Ja. Auf diese Weise hat der NABU die Möglichkeit, wirklich gefährdete Vögel vorzuschlagen. Das halte ich für wichtig. Schade ist nur, dass bei diesem Wahlmodus der neue Jahresvogel so spät angekündigt wird, dass er in Kalendern und Jahrbüchern voraussichtlich nicht mehr berücksichtigt werden kann. Auch für unsere Kinderbücher brauchten wir einen langen Vorlauf.
Sie haben schon mehrere Kinderbücher zu früheren Vögeln des Jahres geschrieben. Auch zum 50. Jubiläum haben Sie ein Buch verfasst: Das große Fest der Vögel. Darin treten gleich mehrere ehemalige Jahresvögel auf. Wie ist diese Geschichte entstanden?
Die Schwierigkeit bei den Vorbereitungen war, dass der neue Vogel des Jahres ja noch nicht bekannt war. Also habe ich mir zwei Bestandteile für das Buch überlegt: Zum einen treffen sich verschiedene Vögel, die alle schon einmal Vogel des Jahres waren – lustigerweise ist das Rotkehlchen der erste Vogel, der im Buch auftritt. Zum anderen geht es um einen Vogel, der auch schon mal Jahresvogel war, aber auch der Wappenvogel des NABU ist: der Weißstorch. Und so ergab sich dann die Geschichte für Das große Fest der Vögel.
Ist es Ihnen besonders wichtig, dass Sie mit Ihren Büchern gerade auch Kinder erreichen und für die Vögel und den Umweltschutz begeistern können?
Kinder sind die Naturschützerinnen und Naturschützer von morgen. Deshalb ist es wichtig, sie zu erreichen und für die Natur zu begeistern. Natürlich sollte man auch die Erwachsenen nicht vergessen, aber am besten fängt man schon bei den Kleinen an. Deswegen schreibe ich Kinderbücher. Wahrscheinlich hat auch mein familiärer Hintergrund dazu beigetragen: Meine Mutter war Lehrerin, mein Urgroßvater und meine beiden Schwestern haben unterrichtet.
Sie engagieren sich seit vielen Jahren für den NABU und sind Vorsitzender der NABU-Gruppe Marbach. Woher stammt Ihre Liebe zur Natur und insbesondere zu den Vögeln?
Dazu hat sicher beigetragen, dass ich eine Mutter hatte, die sehr naturverbunden war. Außerdem hatte ich von Kind auf einen Garten zu pflegen, und diese Pflege halte ich für einen ganz wichtigen Faktor. Bei uns gegenüber gab es eine große Gärtnerei, wo ich quasi als Sohn angesehen wurde. Da bin ich ständig herumgewuselt und habe dadurch das Gärtnerische und den Umgang mit Tieren in mich aufgenommen. Meine Liebe zur Natur war also schon durch meine Umgebung angelegt.
Vielen Dank für das Gespräch!
Lese-Fans können Das große Fest der Vögel einfach hier im Online-Shop des NABU Baden-Württemberg bestellen (12,80 Euro).
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