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Mehr ...Steinkäuze werben als Botschafter für Streuobstwiesenschutz
Landesumweltministerin Walker und NABU-Landeschef Enssle bei Beringungstermin in Wendlingen



Steinkauz an Niströhre - Foto: NABU/Winfried Rusch
19. Juni 2021 – Riesige Augen und ein kuscheliger Flaum – der Anblick eines jungen Steinkauzes wärmt vielen Menschen das Herz. Damit die kleinen Eulen eine Zukunft im Land haben, setzen sich viele ehrenamtlich Aktive für ihren Lebensraum Streuobstwiesen ein und schaffen dort Nistplätze – so auch in und um Wendlingen am Neckar. Sicher hat das Engagement dazu beigetragen, dass sich der Bestand des Steinkauzes wieder stabilisiert hat. Während er in den 1950er bis 1960er Jahren noch mit 500 bis 880 Brutpaaren im Land vertreten war, schwanden die Bestände danach rasant, auf nur noch 150 bis 200 Brutpaare laut der Roten Liste 1996.
Diese erschreckende Bestandsentwicklung des Steinkauzes hatte die Aktiven des NABU Köngen-Wendlingen bereits vor 44 Jahren auf den Plan gerufen, die ein ehrgeiziges Schutzprogramm für den Steinkauz starteten. Vom Erfolg des Projekts machte sich Landesumweltministerin Thekla Walker MdL am Samstag (19.6.) bei einem Beringungstermin zum Ende der Brutsaison selbst ein Bild. „Die Streuobstwiesen als Lebensraum für Steinkäuze und viele andere Arten zu erhalten, erfordert viel Wissen und Arbeit. Ohne den leidenschaftlichen Einsatz von Naturschutzaktiven, Streuobstinitiativen, Landwirten sowie Bürgerinnen und Bürgern würden die Streuobstwiesen im Land brach fallen und verwildern. Für dieses Engagement möchte ich mich bei allen, auch im Namen des Steinkauzes, bedanken. Als Land wollen wir uns mit vielfältigen Maßnahmen noch stärker für die Pflege und nachhaltige Bewirtschaftung unserer Streuobstwiesen einsetzen, auch mit einer besseren Förderung“, so die Ministerin beim Ortstermin.

Landesumweltministerin Thekla Walker und NABU-Landeschef Johannes Enssle mit Steinkäuzen - Foto: NABU/Claudia Wild
Besserer Schutz für ein bedrohtes Artenparadies notwendig
„Baden-Württemberg trägt für den Erhalt der Streuobstwiesen eine besondere Verantwortung. Fast jeder zweite Streuobstbaum in Deutschland steht bei uns im Ländle. Damit haben wir auch eine besondere Verantwortung für den Steinkauz. Wir müssen unsere Schutzbemühungen für die Streuobstwiesen und die kleinen Käuze noch verstärken. Jede und jeder kann zum Erhalt der heimischen Streuobstwiesen beitragen, zum Beispiel mit dem Kauf von Saft aus ungespritzten, hochstämmigen Streuobstwiesen“, betont der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle. Leider fielen auch heute noch zahlreiche Streuobstwiesen der Rodung und Bebauung zum Opfer. Fehlende Pflege und Nachpflanzung von Hochstämmen sowie ein zu starker Mistelbefall – als Folge des Pflegemangels – machen den Bäumen zu schaffen. „Der aufgrund des Volksbegehrens im Juli 2020 von der Landesregierung eingeführte Streuobstwiesen-Paragraph im Landesnaturschutzgesetz sollte die Streuobstwiesen eigentlich besser schützen. Doch landauf, landab stellen wir leider immer noch fest, dass Kommunen munter Neubaugebiete in die Streuobstwiesen planen. Ich befürchte, dass wir hier schon bald Nachbesserungen brauchen“, so Enssle.
NABU Köngen-Wendlingen: In 44 Jahren über 150 Brutröhren für die Käuze
Vom Steinkauz leben bundesweit nur noch rund 7.000 Brutpaare, davon etwa 550 bis 650 in Baden-Württemberg. Schwerpunkt im Land ist die Region Mittlerer Neckar sowie der Rheingraben. Am Bodensee, wo sehr viele Streuobstwiesen in Intensivobstanlagen umgewandelt wurden, ist der Steinkauzbestand in den 1990er Jahren erloschen. Weil sein liebstes Versteck – trockene, gut belüftete Baumhöhlen in alten Obstbäumen oder Kopfweiden – selten geworden sind, haben die Heimwerker der Artenschutzgruppe Steinkauz des NABU Köngen-Wendlingen in 44 Jahren 156 spezielle Niströhren gebaut oder gekauft, angepasst und aufgehängt. Ihr Lohn: Der Bestand ist über die Jahre stetig gewachsen, sodass vergangenes Jahr 95 Nestlinge von rund 50 Steinkauzpaaren in Wendlingen und Umgebung beringt werden konnten. „Leider nimmt der Druck auf das Habitat Streuobstwiese auch bei uns weiter zu. Durch die Ausweisung neuer Baugebiete gehen Lebensräume verloren. Auch Lärm während der Brutzeit und Hitzephasen im Sommer bedrohen die Tiere“, teilt Albrecht Gärtner von der AG Steinkauz mit.
Steckbrief Steinkauz – Charakterart naturnaher Streuobstwiesen
- Der Steinkauz ist die kleinste Eulenart in Deutschland.
- Zu seinen bevorzugten Lebensräumen in Baden-Württemberg gehören Streuobstwiesen mit alten, höhlenreichen Bäumen. Die schützenden Baumhöhlen bieten Platz zur Aufzucht der Jungen und werden als Versteck genutzt.
- Während er in den 1950er bis 1960er Jahren noch mit 500 bis 880 Brutpaaren im Land vertreten war, schwanden die Bestände danach rasant, auf nur noch 150 bis 200 Brutpaare laut Rote Liste 1996. Erst 20 Jahre später (2007) konnte der „stark gefährdete“ Vogel in die Vorwarnliste aufsteigen, mit dann 420 bis 450 Paaren. Bei der letzten Zählung 2016 wurden 550 bis 650 Paare erfasst.
- Mit dem Einbruch der Dunkelheit geht der Steinkauz auf Beutesuche. Von einer Sitzwarte aus spürt die kleine Eule neben Regenwürmern, Nachtfaltern und Laufkäfern auch Kleinsäuger wie Feld- oder Wühlmäuse in den Wiesen auf.
- Ende Februar beginnt die Balz der Steinkäuze. Mitte April legt das Weibchen dann drei bis sechs Eier. Die Jungen schlüpfen nach etwa vierwöchiger Brut und verlassen im Alter von fünf bis sechs Wochen zeitweise das Nest. Sie werden gefüttert, bis sie flügge sind und sich meist in der Nähe ein eigenes Revier suchen.
- Ein Steinkauz-Paar bleibt sich und seinem Revier ein Leben lang treu.
Streuobstwiesen
Mit mehr als 5.000 Tier- und Pflanzenarten zählen die Streuobstbestände in Baden-Württemberg zu den artenreichsten Lebensräumen im Land und darüber hinaus. Trotzdem werden sie nicht als Biotop kartiert, was ihren Schutz erschwert. Seit 31.Juli 2020 sind Streuobstwiesen in § 33a Naturschutzgesetz besser geschützt und dürfen nur nach behördlicher Genehmigung gerodet werden. Ob normales Bauverfahren oder nach § 13b Baugesetzbuch – in beiden Fällen gilt der Streuobstschutz, jedoch erst ab einer Größe von 1.500 Quadratmetern und auch, wenn das Verfahren vor Juli 2020 gestartet wurde.
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Wir sind mit ihm kulturell eng verbunden, seine schwefelgelben Augen wirken streng, sein Verhalten ist koboldhaft - die Rede ist von unserem Steinkauz. Die kleine Eule ist selten geworden, in vielen Bundesländern steht sie auf der Roten Liste und ist vielerorts sogar vom Aussterben bedroht. Mehr →
Trotz intensiver Bemühungen für den Erhalt der Streuobstbestände sind schon seit Jahrzehnten Überalterung und ein Rückgang der Bestände zu beobachten. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Mehr →