Streuobstwissen
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Streuobst-Äpfel - Foto: NABU/Martin Klatt
4. November 2021 – Die Streuobstbestände in Baden-Württemberg sind europaweit einmalig. Im Albvorland befindet sich das größte zusammenhängende Streuobstgebiet Europas, insgesamt besitzt der Südwesten etwa 100.000 Hektar an Streuobstfläche. „Diesen einmaligen Kultur- und Naturschatz gilt es zu erhalten. Dafür müssen sich Land und Kommunen gemeinsam noch stärker ins Zeug legen, um Stücklebesitzende und engagierte Vereine stärker zu unterstützen. Unsere Streuobstwiesen sind Heimat für über 5.000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten und damit einer der artenreichsten Lebensräume in Mitteleuropa. Sie sind bedroht, da trotz gesetzlichem Schutz im ganzen Land weiterhin Bauland auf Streuobstwiesen ausgewiesen wird“, beklagt Ingrid Eberhardt-Schad, stellvertretende Geschäftsführerin des NABU Baden-Württemberg.
Als Erfolg des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ stehen seit rund einem Jahr Streuobstbestände ab einer Größe von 1.500 Quadratmetern zwar unter Schutz. „Doch das Bewusstsein für den Wert dieses Schatzkästchens ist weder in den Gemeinden, noch in den Landratsämtern angekommen", betont die NABU-Expertin. In steilen Lagen sei die Pflege mühsam, es fehle oft die Zeit, das Know-how oder das passende Werkzeug für eine fachgerechte Baumpflege. „Wir können den Niedergang der Streuobstbestände durch Überalterung nur gemeinsam stoppen. Die Baumschnittprämie des Landes auch für Privatpersonen ist vorbildlich, wird aber nur für unter zehn Prozent der Hochstamm-Obstbäume im Land genutzt. Hier bedarf es einer deutlichen Aufstockung der Finanzmittel. Das gilt auch für den Entschädigungsausgleich für das Mähen um die Bäume herum. Baden-Württemberg zahlt hierfür aktuell 2,50 Euro je Baum, Bayern 8 bis 12 Euro. Da ist bei uns im Land noch viel Luft nach oben.“
Mäßige Streuobsternte trotz Regen
Nach Einschätzung des NABU fällt die Streuobsternte 2021 im Südwesten mäßig aus, mit regional deutlichen Unterschieden im Obstaufkommen: „Obstbäume tragen immer nur jedes zweite Jahr eine reiche Ernte. Nach der Megaernte 2020 war mit einem schwachen Jahr zu rechnen, trotzdem hatten wir nach fünf Jahren endlich wieder nennenswert Äpfel – nach Komplettausfällen 2017 und 2019“, sagt NABU-Streuobstexperte Ralf Hilzinger. Allerdings hätten Spätfröste im Frühjahr die frühen Apfelsorten geschädigt. Hilzinger schätzt die diesjährige Ernte im Land auf ein Drittel des Vorjahres, maximal rechnet er mit rund 150.000 Tonnen bei den Äpfeln.
Welche Bäume sich durch den diesjährigen Regen von den drei vergangenen Hitzesommern wieder erholen können, ist offen: „Der Baumbestand leidet sichtbar nach der Trockenheit der vergangenen Jahre. Abgestorbene Wurzeln können kein Wasser mehr aufnehmen, selbst wenn es ausreichend regnet. Selbst tiefwurzelnde Hochstamm-Obstbäume sind teils geschwächt“, sagt Markus Rösler, Sprecher des NABU-Bundesfachausschuss Streuobst.
Das Bücken muss sich lohnen
Für eine rentable Bewirtschaftung der Hochstamm-Obstbäume braucht es einen angemessenen Preis für das ausgelesene Obst, betont der NABU-Sprecher: „Bei 10 bis 15 Euro je Doppelzentner liegt der Stundenlohn für die Bewirtschaftenden weit unter Mindestlohn. Verbraucherinnen und Verbraucher können durch ihren Kauf von Streuobstprodukten aus dem Südwesten den Schutz und Erhalt der wertvollen Streuobstwiesen direkt unterstützen und dabei besonders Aufpreis-Initiativen stärken“, rät Rösler. Das NABU-Qualitätszeichen zum Beispiel steht für 100 Prozent Hochstamm, Pestizidfreiheit und Nachpflanzgebot. Diese Kriterien gelten für rund 50 Aufpreisvermarkter in Baden-Württemberg, die für Streuobst einen höheren Preis bezahlen. „Das Bücken muss sich wieder mehr lohnen, damit Streuobstwiesen als Hotspots der biologischen Vielfalt nicht länger auf der Roten Liste der Biotoptypen Deutschlands stehen“, so Rösler.
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Streuobstwiesen spielen für die biologische Vielfalt eine herausragende Rolle. Mit über 5.000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten zählen sie zu den artenreichsten Lebensräumen. Mehr →
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