Giftschlangen im Ländle?
Erkundet man an warmen Tagen das Ländle zu Fuß, trifft man gelegentlich auf eine Schlange: Sechs Schlangenarten kommen bei uns vor. Mehr →
Ringelnatter - Foto: NABU/Hubert Laufer
14. Juli 2022 – Erkundet man an warmen Tagen den Südwesten zu Fuß, trifft man an sonnigen Plätzen gelegentlich auf eine Schlange. Solche Begegnungen sind rar, denn den Reptilien mangelt es an geeignetem Lebensraum und Nahrung. Wer in der Natur auf eine Schlange trifft, sollte Ruhe bewahren und dem Tier Raum zur Flucht lassen. „Rücken Sie einer Schlange nicht auf die Pelle, dann kann man eine außergewöhnliche Naturbeobachtung machen“, rät NABU-Reptilienexperte Hubert Laufer.
Seltenes Schlangen-Sonnenbad im Naturgarten
Am ehesten trifft man die streng geschützten heimischen Schlangen an ruhigen Wanderwegen, Bahndämmen, trockenen Wegrändern oder in naturnahen Gärten. Auch große Naturgärten oder Wiesenstückle können mit etwas Glück die Sonnenanbeterinnen anlocken. Dafür brauchen sie dort passende Versteckmöglichkeiten, Stellen zum Sonnenbaden, frostsichere Überwinterungsplätze und ausreichend Nahrung.
Zwei Giftschlangen im Südwesten heimisch
Noch sind sechs der weltweit über 2.700 Schlangenarten in Baden-Württemberg zuhause: Neben der Östlichen Ringelnatter sind dies Barren-Ringelnatter, Äskulapnatter, Schlingnatter, Kreuzotter und Aspisviper. Nur der Biss einer Kreuzotter oder Aspisviper ist giftig. Beide sind sehr selten und stehen auf der Roten Liste. Die vom Aussterben bedrohte Aspisviper kommt in Baden-Württemberg lediglich im südlichen Schwarzwald vor. Kreuzottern sind in höher gelegenen, kühleren Lagen des Schwarzwalds und der Schwäbischen Alb sowie in den Moorgebieten des Allgäus und Oberschwabens zu finden. Charakteristisch ist das dunkle Zickzackband auf dem grauen oder braunen Körper. „Schlangen sind scheu. Sie können zwar nicht hören, suchen bei Bodenerschütterungen aber meist schnell das Weite“, berichtet Laufer. „Sollte eine giftige Schlange sich bedroht fühlen und ausnahmsweise beißen, muss man auf jeden Fall ein Klinikum aufsuchen“, empfiehlt er.
Von der Ringelnatter, der bekanntesten Schlange im Land, gibt es bei uns zwei Arten – die Östliche Ringelnatter im östlichen Landesteil und die Barren-Ringelnatter im Westen. Beide sind dort weit verbreitet. Sie legen im Juli und August ihre Eier gern in Komposthaufen und anderem gärenden Material ab. Die Jungen schlüpfen nach vier bis sechs Wochen. Mit Wärme entwickelnden Reißighaufen, Sträuchern und offenen Komposthäufen unterstützt man etwa die ungiftigen Ringelnattern. „Setzen Sie den Kompost bitte erst nach Mitte Oktober um, damit in kalten Jahren genug Zeit zum Schlüpfen bleibt“, bittet Schlangenexperte Laufer. Ist ein Gartenteich mit Fröschen und Fischen da, wird der gerne als Speisekammer genutzt.
„Alle vier Natternarten sind vollkommen harmlos. Sie haben keine Giftzähne und verschlingen ihre Beute im Ganzen. Je nach Art stehen Eidechsen, Vogeleier, Mäuse, Fische, Frösche oder Insekten auf dem Speiseplan“, erklärt der NABU-Experte. Die Ringelnatter ist meist grau oder braun, selten auch grünlich bis olivbraun gefärbt. Meist hat sie gelbe oder weiße, dunkel begrenzte Nackenflecken, die ein wichtiges Erkennungsmerkmal sind. Sieht das Tier bei Gefahr keine Fluchtmöglichkeit, warnt es dramatisch: Es bläht es sich auf, zischt heftig, führt mit geschlossenem Maul Scheinbisse aus und entleert eine übelriechende Flüssigkeit aus seinen Stinkdrüsen. Eine Ringelnatter beißt aber nie. Wer sie in Ruhe lässt, kann sie gut beobachten.
Zum Verwechseln ähnlich: Kreuzotter oder Schlingnatter?
Verwechslungsgefahr besteht aufgrund der Rückenzeichnung zwischen der Kreuzotter und der kleinsten Natter im Land, der Schlingnatter. Letztere ist wärmeliebend und auf Trockenmauern, Steinhaufen und an Südböschungen zu finden. Die Muster beider Schlangenarten sind ähnlich, allerdings hat die ungiftige Schlingnatter runde Pupillen, die Kreuzotter senkrechte Pupillenschlitze. Die Schlingnatter frisst überwiegend andere Reptilien wie Eidechsen und Blindschleichen, aber auch Mäuse. Die Weibchen liegen jetzt Mitte Juli in der Sonne, brüten ihre Eier innerlich aus und gebären ab August zwei bis 12 Junge, die schon 12 bis 15 Zentimeter lang und dünn wie ein Regenwurm sind.
Mehr als doppelt so lang wie die Schlingnatter mit ihren maximal 70 Zentimetern wird die größte heimische Schlange: Die Äskulapnatter misst bis zu 180 Zentimeter. Sie zählt zu den seltensten Reptilienarten Deutschlands und kann in Baden-Württemberg nur im südlichen Odenwald beobachtet werden. „Wer nicht zu den sechs heimischen Schlangen gehört, ist die kupferfarben schimmernde Blindschleiche“, erzählt der NABU-Fachmann. „Sie sieht zwar schlangenähnlich aus, ist aber eine Echse.“ Leibspeise der Blindschleiche sind Regenwürmer, Nacktschnecken und unbehaarte Raupen, die sie auf Wiesen und Brachen, in Parks und naturnahen Gärten erbeutet.
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