Das NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen
Hauptaufgabe des NABU-Vogelschutzzentrums ist neben der Vogelpflege die Beratung der Menschen, die Vögel einliefern oder das Zentrum besuchen. Mehr →
Amselküken - Foto: Walter Wimmer
14. Juni 2022 – In der Vogelwelt läuft das Brutgeschäft aktuell und noch bis weit in den Juli hinein auf Hochtouren. Viele Gartenvögel wie Amseln, Hausrotschwänzchen oder Kohlmeisen ziehen ihre Zweitbruten groß. Der NABU Baden-Württemberg bittet Naturfreundinnen und -freunde, Rücksicht auf den Vogelnachwuchs zu nehmen. „Bitte lassen Sie Jungvögel, die hilflos wirken und piepsend am Boden sitzen, an Ort und Stelle. In den allermeisten Fällen werden sie von ihren Eltern gut versorgt und brauchen unsere Hilfe nicht“, betont Dr. Daniel Schmidt-Rothmund. Der Leiter des NABU-Vogelschutzzentrums Mössingen appelliert außerdem an alle Gartenbesitzerinnen und -besitzer: „Auch wenn es angesichts des vielerorts üppig sprießenden Grüns in den Fingern juckt: Wer noch bis mindestens Ende Juli mit der Heckenpflege wartet, schützt die Nester der dort lebenden Vogelfamilien!“
Vogelkinder rufen nicht uns, sondern die Vogeleltern
Derzeit rufen viele besorgte Tierfreundinnen und -freunde beim NABU an, weil sie scheinbar verlassene Jungvögel entdecken. Etwa 150 solcher Vogelkinder werden alljährlich allein ins NABU-Vogelschutzzentrum in Mössingen gebracht. Die meisten von ihnen brauchen allerdings keine menschliche Hilfe. Dr. Daniel Schmidt-Rothmund rät: „Abstand halten und genau beobachten. Wenn man nicht zu nah dran ist, taucht nach etwa 20 bis 30 Minuten in aller Regel ein Altvogel mit Futter auf.“ Unerfahrene und im Fliegen ungeübte Vogeljunge wirken auf den ersten Blick oft hilflos. Meist handelt es sich nicht um verlassene, verletzte oder geschwächte Tiere, sondern um gesunde Jungvögel. Die Ästlinge, halbflügge Jungvögel, werden nach dem Ausfliegen von ihren Eltern noch kurze Zeit versorgt und verteidigt, bevor sie völlig selbständig werden und sich die Familienbande lösen. „Es kann übrigens auch Strategie der Elternvögel sein, die Jungen im Nest nicht mehr zu füttern, damit diese das Zuhause auf Zeit endlich verlassen.“ Damit sie nicht verloren gehen, geben Jungvögel fast unablässig so genannte „Standortlaute“ von sich.
Bei Gefahr durch Katzen oder Straßenverkehr könne ein Jungvogel kurz aufgenommen, am besten mit Handschuhen, und dann nah am Fundort in einem Busch oder Baum abgesetzt werden. Anders als bei Rehkitzen nehmen Vogeleltern ihre Jungen wieder an, wenn diese von einem Menschen berührt wurden. „Jungvögel sind Wildtiere, denen nur in einem Notfall geholfen werden darf. Ansonsten verstößt man gegen das Naturschutzgesetz. Und natürlich sind Altvögel ganz klar die besten Eltern, viel besser als jede noch so gute Pflege von Menschenhand“, ergänzt der Ornithologe.
Vorsicht bei der Heckenpflege
Viele Singvögel bauen ihre Nester im Schutz des dichten Blattwerks von Hecken und Sträuchern. Um die Vogelfamilien zu schützen, sollte die Heckenpflege noch warten. „Die Vogeleltern könnten durch Schnittmaßnahmen so sehr gestört werden, dass sie ihre Brut aufgeben. Auch haben Beutegreifer leichteres Spiel, wenn die schützenden Zweige weggeschnitten werden und die Nester so leichter zu entdecken sind.“ Aus Gärtnersicht lohnt das Abwarten ebenfalls. Die Pflanzen befinden sich bis Ende Juni im zweiten Wachstumsschub. Packt man die Heckenschere zu früh aus, braucht man sie in der Regel noch einmal. Der Leiter des NABU-Vogelschutzzentrums ergänzt: „Wer Hecken pflegt, ist nach dem Naturschutzgesetz verpflichtet, Vögel nicht unnötig zu stören. Unabhängig davon gehört es zum naturfreundlichen Gärtnern einfach dazu, vor dem Schnitt nach belegten Nestern in den Sträuchern zu suchen.“
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