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Wasserbüffel helfen Bekassine und Kiebitz



Bekassine - Foto: Frank Derer
30. Mai 2022 – Um das letzte Brutvorkommen der Bekassine am Oberrhein zu erhalten und auch dem hochgradig bedrohten Kiebitz zu helfen, greifen Natur- und Vogelschützer mitunter zu ungewöhnlichen Maßnahmen. Im Naturschutzgebiet Bruchgraben – dem kleinen Rest eines einst riesigen, dauerhaft nassen Niedermoor- und Wiesengebiets bei Baden-Baden, sorgt eine kleine Wasserbüffelherde seit zwei Jahren für eine Wiesenbrüter-freundliche Atmosphäre. Weil die schweren Pflanzenfresser durch ihr Wühlen und Wälzen für Pfützen und Wasserstellen sorgen und durch ihren beachtlichen Appetit die Landschaft offen halten, werden die Lebensräume der typischen Moorbewohner wiederhergestellt und verbessert.
Auf Einladung von NABU und Landesjagdverband Baden-Württemberg haben sich Landtagsabgeordnete verschiedener Fraktionen sowie die Karlsruher Regierungspräsidentin Sylvia M. Felder vor Ort von den Projektfortschritten ein Bild gemacht. Bei einem Rundgang durchs Gelände wurden Beweidung, Wasserhaushalt, Tier- und Pflanzenbestand sowie Prädatorenmanagement erläutert und diskutiert.
Johannes Enssle, NABU-Landesvorsitzender: „Das Naturschutzgebiet (NSG) Bruchgraben zeigt exemplarisch, wie sinnvoll, wichtig und notwendig unsere gemeinsamen Bemühungen für die Wiesen- und Bodenbrüter in Baden-Württemberg sind. Naturschutz, Landwirtschaft und Politik ziehen hier an einem Strang. Für die Restvorkommen der Bekassine am Oberrhein ist dieses Engagement ein letzter Hoffnungsschimmer. Der kleine braune Bewohner feuchter Wiesen und Moore wurde in weiten Teilen des Landes durch das Trockenlegen seines Lebensraumes vertrieben und ist vom Aussterben bedroht. Dieses Schicksal teilt er mit vielen Feld- und Wiesenbrütern. Sie alle brauchen ein landesweites Schutzprogramm, das im nächsten Haushalt verankert sein muss.“
Jörg Friedmann, Landesjägermeister und Vorsitzender des LJV: „Feld- und Wiesenbrüter zählen zu den am stärksten gefährdeten Vogelarten bei uns. Landesweit ist der Bestand des Kiebitzes seit 1995 um etwa 92 Prozent zurückgegangen. Die Bekassine hat 82 Prozent verloren. Die Rettung dieser Arten in unserer Agrarlandschaft gelingt nur im Schulterschluss zwischen Landwirtschaft, Jagd und Naturschutz. Die Förderprogramme müssen so attraktiv sein, dass die Landwirtschaft mitmacht. Die Jägerschaft flankiert diese Bemühungen durch ein Prädatorenmanagement. So kann Artenschutz gemeinsam gelingen.“
Sylvia M. Felder, Regierungspräsidentin in Karlsruhe: „So bedrückend die Verluste bei den Bodenbrütern sind, so ermutigend sind laufende Vogelschutzprojekte, wie dieses erfolgreiche Projekt hier im Bruchgraben. Doch die alarmierende Statistik zeigt, dass wir weitere Maßnahmen benötigen, um einen langfristigen Schutz der Wiesenbrüter sicherzustellen.“