Land zählt 444.000 Wintervögel
Der NABU und sein bayerischer Partner LBV hatten vom 6. bis 9. Januar zum zwölften Mal zur "Stunde der Wintervögel" aufgerufen. Mehr →
Rotkehlchen - Foto: NABU/Willi Mayer
02. Februar 2022 – Im Winter müssen Vögel, die in unseren Breiten bleiben, Kälte und Nahrungsknappheit trotzen – und das ganz ohne Heizung, Tee und dicke Jacken. Dabei haben sie eine Reihe von Strategien und Anpassungen entwickelt, um die kalte Jahreszeit gut zu überstehen.
Warmer Körper, kalte Füße
Selbst an frostigen Tagen müssen Vögel eine Körpertemperatur von 38 bis 42 Grad Celsius aufrechterhalten. Dabei hilft ihnen das Aufplustern. Wie bei einem aufgeschüttelten Daunenkissen entsteht so rund um den Vogelkörper eine isolierende Luftschicht, die vor Kälte schützt. Vorteilhaft ist auch die kugelige Form der aufgeplusterten Tiere, wie sie bei Rotkehlchen und Amseln häufig zu sehen sind. So ergibt sich im Verhältnis zum Körpervolumen die geringste Oberfläche, über die Wärme verloren gehen kann. Zusätzlich schützen wetterfeste Deckfedern die darunterliegenden, wärmenden Daunen vor Nässe.
Und was ist mit den nackten Vogelbeinen? „Auch hier kommt den Vögeln eine raffinierte Anpassung zugute“, erklärt NABU-Vogelexperte Stefan Bosch. „In einer Art Wärmetauschsystem wärmt Blut aus dem Körper das kalte Blut aus den Beinen auf, bevor dieses ins Körperinnere strömt. So verhindern die Tiere, dass sie auskühlen. Gleichzeitig wird das vom Körper Richtung Beine fließende Blut auf fast null Grad abgekühlt, so dass kaum Wärme über die Beine verloren geht. Bei Wasservögeln wie Stockenten sorgen kalte Füße dafür, dass das Eis unter ihnen nicht schmilzt und die Tiere nicht auf gefrorenen Gewässern anfrieren können.“
Futtern ist das A und O: Wärmeenergie aus Beeren und Samen
In kalten Nächten verbrennt auch ein Vogelkörper viel Energie, um sich warm zu halten. Dafür müssen die Vögel tagsüber ausreichend Futter finden, haben an kurzen Wintertagen aber weniger Zeit dafür. Sie bedienen sich vor allem an den Samen von Bäumen und beerentragenden Sträuchern wie Sanddorn, Schlehe oder Liguster sowie Samenständen verblühter Wildstauden, die weit in den Winter hinein Nahrung bieten. Etliche Vögel, wie Kohlmeisen, Blaumeisen und Kleiber, passen sich dem überwiegend vegetarischen Nahrungsangebot in der kalten Jahreszeit an. Während sie im Sommer auf Insektenjagd gehen, stehen jetzt Körner, Nüsse und Früchte auf dem Speiseplan. „Einigen Arten gelingt es, selbst im Winter noch Insekten zu erbeuten. Buntspechte etwa picken sie aus morschen Stämmen, während Wintergoldhähnchen unermüdlich Äste und Zweige nach Sechsbeinern und Spinnen absuchen“, berichtet Bosch. Manche Vogelarten legen sogar Wintervorräte an: Eichelhäher beispielsweise sammeln und verstecken schon im Herbst Eicheln für harte Zeiten.
Mobil bleiben oder die Vorteile des Stadtlebens nutzen
Auch ihre Mobilität hilft den Tieren durch die kalten Monate. Wird das Winterwetter in einem Gebiet besonders ungemütlich, weichen einige Vögel in günstigere Witterungszonen in der Nähe aus, etwa Enten, Finken und Stare. „Viele Arten wissen zudem die Vorteile des Stadtlebens zu schätzen“, ergänzt Bosch. „In den Siedlungen ist es im Freien durchschnittlich ein paar Grad wärmer als im Umland. Das erhöht die Überlebenschancen. Nahrungsquellen wie Futterstellen, Komposthaufen und Abfälle tun ihr Übriges, um Vögel im Winter in die Städte und Dörfer zu locken. Gerade im späten Winter, wenn das natürliche Nahrungsangebot an Samen und Früchten zur Neige geht, werden Futterplätze oder Fallobst in Gärten besonders rege genutzt.“ Stare und Wacholderdrosseln etwa finden sich dann oft in großer Zahl ein.
Eine zusätzliche Überwinterungshilfe sind Nistkästen – denn sie eignen sich nicht nur fürs Brutgeschäft. Manche Arten wie Kohlmeisen oder Kleiber nutzen sie in Winternächten als Schlafstube, die sie vor der Kälte und zu hohem Energieverlust schützt. „Zaunkönige kuscheln sich sogar zu mehreren im Kasten zusammen, um sich gegenseitig zu wärmen“, verrät Ornithologe Bosch. „Die meisten Vögel schlafen aber aufgeplustert in Bäumen und Büschen. Naturnahe Gärten mit vielfältigen Strukturen, regionalen Gehölzen und Beerensträuchern, die gleichzeitig auch Nahrung liefern, sind daher eine besonders effektive Möglichkeit, um unsere gefiederten Nachbarn im Winter zu unterstützen.“
Die fünf effektivsten Wintertricks der Vögel:
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