Wiedehopf ist Vogel des Jahres 2022
Der Wiedehopf hat mit 31,9 Prozent die meisten Stimmen bei der Vogelwahl von NABU und LBV erhalten. Damit liegt er deutlich vor der Mehlschwalbe. Mehr →
Wiedehopf - Foto: NABU / M. Eick & T. Klein
31. März 2022 – Die ersten Wiedehopfe sind zurück aus ihrem Winterquartier südlich der Sahara, im tropischen Afrika und in der Sahelzone. Der Wiedehopf ist Vogel des Jahres 2022 – und ein echter Hingucker. Jedes Jahr Ende März landet der mit einer auffälligen Federhaube und einem schwarz-weißen Flügelmuster ausgestattete Vogel zum Brüten wieder in den wärmeren Gefilden des Südwestens. Vor allem im milden Weinbauklima am Kaiserstuhl und auf den Streuobstwiesen des Ortenaukreises fühlt er sich wohl. Das erste balzende Vogelpaar hat Wiedehopf-Kenner Manfred Weber vom NABU Offenburg jetzt an einem Nistkasten entdeckt.
In Streuobstwiesen, Weinberglagen und Schrebergärten zuhause
Zwar entwickelt sich in Baden-Württemberg die Population des Wiedehopfs am südlichen Oberrhein leicht positiv. Insgesamt ist der Bestand aber auf einen kleinen Rest geschrumpft und gefährdet. „Dem Wiedehopf fehlen passende Lebensräume mit Brutplätzen und Insekten. Deshalb setzt sich der NABU am Kaiserstuhl, im Ortenaukreis und in weiteren Regionen des Landes für den gefiederten Charakterkopf ein“, berichtet NABU-Artenschutzreferent Martin Klatt. Bis in die 1950er Jahre war der Vogel noch weit verbreitet. Heute leben nur etwa 210 Paare im Südwesten. Wohl fühlt sich der Wiedehopf in mosaikartigen Landschaften, etwa in Streuobstwiesen, Weinberglagen und Schrebergärten. Im nördlichen Ortenaukreis hat man die Chancen für eine Wiederansiedlung erkannt und erfolgreich genutzt: 130 Nistkästen wurden auf Streuobstwiesen in der Region aufgehängt sowie neue Flächen gekauft und gepachtet. „Unser Engagement für den Wiedehopf wurde belohnt: Mittlerweile brüten wieder 70 Paare in der Region“, so Manfred Weber. „Auch wer kein Wiesle hinterm Haus hat, kann den Vogel durch den Kauf bioregionaler Produkte, von Obst und Säften aus regionalen Streuobstbeständen oder durch eine Spende an den NABU unterstützen“, rät der Offenburger Ornithologe.
Auch am Kaiserstuhl brütet der Wiedehopf wieder mit Erfolg: Rund 110 Brutpaare kehren jedes Frühjahr dorthin zurück und sorgen für Nachwuchs. Beim Spaziergang durch die Weinberge bestehen gute Chancen, den Vogelpunk zu hören und zu beobachten.
Willi der Wiedehopf hatte Glück
Ob auch Wiedehopf Willi zurückkehrt? Ornithologe Weber hatte den unerfahrenen aber selbstständigen Jungvogel Ende Juni 2019 beringt und eineinhalb Monate später, durch eine Hauskatze verletzt und ohne Schwanz, wiederentdeckt. „Wiedehopfe jagen am Boden nach großen Insekten, vorzugsweise Maulwurfsgrillen, aber auch Larven von Mai- und Junikäfer. Willi war dabei wohl unvorsichtig. Sechs Wochen lang wurde er gefüttert und gepflegt, bis der Schwanz nachgewachsen war und ich ihn frei lassen konnte.“ Weniger Glück hatte ein Wiedehopf, der jüngst in Esslingen von einer Katze geschnappt wurde. Trotz schneller Versorgung in einer Tierklinik musste er eingeschläfert werden. „Unser Tipp: Lassen Sie Freigängerkatzen zum Schutz aller Jungvögel von Mitte Mai bis Mitte Juli in den Morgenstunden im Haus. In dieser Zeit sind die meisten, gerade flügge gewordenen Jungvögel unterwegs, die für Katzen leichte Beute sind“, so Weber.
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