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Mehr ...Vogelzug über Baden-Württemberg
EuroBirdwatch am 5./6. Oktober mit Führungen
Im Oktober endet die Brutzeit und der Vogelzug nimmt seinen Lauf. Millionen Zugvögel verlassen jetzt ihre Brutgebiete in Baden-Württemberg oder sind schon weg – so wie die Fischadler am Oberrhein, die das zweite Jahr dort gebrütet haben. Die Vögel fliegen, je nach Art, hunderte oder gar tausende Kilometer nach Frankreich, Spanien oder Afrika, wo sie überwintern. Zusätzlich ziehen Millionen Zugvögel aus dem Norden in den Südwesten und rasten in nahrungsreichen Feuchtgebieten, wie am Bodensee, Federsee oder im Taubergießen. Manche bleiben auch ganz hier. Am kommenden Wochenende, am 5. und 6. Oktober, laden viele NABU-Aktive dazu ein, mit ihnen den Vogelzug hautnah zu erleben. „Ran an die Ferngläser, Augen auf und Ohren spitzen: Vögel beobachten ist spannend und bringt einem die Natur näher. Jedes Zugvogeljahr ist anders, weil sich Nahrungsquellen, Bruterfolge oder Witterung auf die Vögel auswirken. Wer die eigenen Beobachtungen auf Ornitho.de oder NABU-Naturgucker.de meldet, hilft dabei, Veränderungen der Flugrouten oder Zugzeiten sichtbar zu machen“, sagt NABU-Ornithologe Stefan Bosch, der fleißig selbst meldet.
Aktuell werden auf den Online-Portalen die letzten Schwalben vermeldet, aber auch Besonderheiten wie durchziehende Brach- und Rotkehlpieper sowie aus dem Osten einfliegende Rotfußfalken. Fitis, Zilpzalp und Mönchsgrasmücken sind in großer Zahl auf der Durchreise. Immer wieder werden einige Hausrotschwänze und Rotmilane gesichtet, deren Abreise bevorsteht.
Klimawandel beeinflusst Zugverhalten
Klimaveränderungen sowie Erfolge im Natur- und Biotopschutz haben Einfluss auf die Vogelwelt. Weil Feuchtgebiete, Flussauen und Moore renaturiert wurden, finden Zugvögel wie der Kranich mehr Rastplätze. Seit einigen Jahren lassen sich die eindrucksvollen Formationsflüge dieser großen Zugvögel über Baden-Württemberg beobachten. Weil seine Lebensräume geschützt werden, konnte sich der Bestand erholen. Rund 400.000 Kraniche aus Skandinavien und Osteuropa überqueren derzeit Deutschland und überfliegen ab Ende Oktober auf breiterem Korridor den Südwesten. Oft nutzen sie größere Flüsse, wie Neckar, Rhein oder Enz, als Zugleitlinie.
Von den bei uns im Südwesten mit Sendern versehenen Weißstörchen ist eine größere Zahl bis Marokko geflogen, nachdem sie die Meerenge von Gibraltar passiert haben. Viele zieht es dann entlang der Atlantikküste bis zur Hauptstadt Rabat, südlicher bis Casablanca oder teilweise ins Landesinnere. Immer mehr Störche bleiben nach der Familienzeit in Baden-Württemberg, weil sie in milden Wintern genügend Nahrung finden und dann ihren Brutplatz eher im zeitigen Frühjahr beanspruchen können als ziehende Artgenossen.
Starenwunder im Südwesten
Für den Star steht der gemeinsame Checkout im Südwesten erst noch bevor. Der schillernde Sänger liebt den dramatischen Auftritt: Fast alljährlich lässt sich an Bodensee und Federsee das Starenwunder mit einer tanzenden Schwarmwolke zigtausender Vögeln erleben, bevor sie sich an ihren Schlafplätzen im Schilf einfinden.
Veranstaltungen und Exkursionen zum Vogelzug:
Viele Aktive sowie die NABU-Zentren an Federsee und Bodensee laden zu Terminen ein:
Bodensee: 3.10., 8.30 Uhr: Vogelbeobachtung im Wollmatinger Ried (NABU@NABU-Bodenseezentrum.de); Reichenau: 12./13.10., 10 Uhr (ganztägig): Birding-Wochenende für junge Erwachsene (nabu.hsg@uni.kn).
Federsee: 6.10., 9 Uhr: Birdwatch am Federsee (info@NABU-Federsee.de)
Saalbachniederung: 6.10., 8.30 Uhr: Vogelzug beobachten (ganztägig, Infos: kontakt@nabu-mittlerer-oberrhein.de)
Stuttgart: 13.10., 9 Uhr: Vogelspaziergang Birkenkopf (nabu@nabu-stuttgart.de)
Bundesweite Termine unter www.birdwatch.de.
Fünf Fakten zum Vogelzug
Wann geht’s los?
Werden die Tage kürzer und die Insekten rar, verabschieden sich viele Vögel aus Baden-Württemberg. Einige sammeln sich in großen Schwärmen, andere brechen im Familienverband oder einzeln auf. Ein innerer Kompass sowie die Streckenlänge sind bei vielen Arten, zum Beispiel bei Kuckuck oder Weißstorch, vererbt. Junge Gänse lernen die Zugroute samt Rastplätzen und Überwinterungsorten bei der ersten Reise von ihren Eltern.
Wohin geht die Reise?
Kurzstreckenzieher überwintern im Mittelmeerraum oder in Westeuropa, Langstreckenzieher fliegen bis nach Afrika südlich der Sahara. Baden-Württemberg ist nicht nur Abreise- sondern auch Zielort zum Beispiel für Vögel aus Skandinavien. Die Rotkehlchen im Garten sind nicht ganzjährig da, sondern machen nach der Brutzeit Platz für andere Ankömmlinge aus dem Norden.
Bleiben oder fliegen?
Der Vogelzug ist gefährlich, daher braucht es gute Gründe, um aufzubrechen. Insektenfressende Langstreckenzieher, wie Mauersegler, Mehlschwalbe oder Braunkehlchen, fliegen bis südlich der Sahara. Mönchsgrasmücke, Singdrossel oder Zilpzalp überwintern als Kurzstreckenzieher im Mittelmeerraum oder im nördlichen Afrika. Mildere Winter sorgen dafür, dass neben Weißstorch auch Zilpzalp oder Mönchsgrasmücke mitunter dableiben. Körner und Sämereien fressende Vögel, wie Buchfink, Sperling sowie Kohl- und Blaumeise, finden im Winter genügend Futter und sind als Standvögel ganzjährig in ihrem Brutgebiet.
Einzeln oder gemeinsam fliegen?
Manche Vogelarten, wie der Star, bilden nach der Brutsaison eine ganze Vogelschar mit bis zu 1.000 Tieren. Im Schwarm achtet jedes Tier auf bis zu sieben Schwarmnachbarn und versucht neben diesen Vögeln immer dieselbe Position einzuhalten. Jede Richtungsänderung reißt somit auch den Schwarmgenossen mit und verhindert, dass Vögel zusammenstoßen. Die große Gruppe schützt den einzelnen Vogel vor Beutegreifern aus der Luft, zum Beispiel vor Wanderfalken oder Sperbern.
Tags oder nachts unterwegs?
Greifvögel wie Wespenbussard oder Rotmilan fliegen am Tag. Sie nutzen die Thermik, um aufzusteigen und dann in großen Höhen zu ziehen. Im Gegensatz dazu brechen die meisten Singvögel bei sternenklarem Nachthimmel zwischen Dämmerung und Mitternacht auf. Sie fliegen im Schutz der Dunkelheit, da sie tagsüber leichte Beute für Greifvögel wären. An der Konstellation des Sternenhimmels können sie sich orientieren. In der kühlen Nacht überhitzen die Vögel nicht so schnell, obwohl jeder Flügelschlag Wärme produziert.