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Riesiges Interesse an Vogelzählung
Zwischenbilanz „Stunde der Gartenvögel“ 2020



Souverän auf Platz 1 geflattert: der Haussperling - Foto: Frank Derer
12. Mai 2020 – Mit einer erfreulichen Nachricht zieht der NABU eine erste Zwischenbilanz zur Vogelzählaktion „Stunde der Gartenvögel“ vom Muttertagswochenende: „Die 16. „Stunde der Gartenvögel“ bricht alle Rekorde. Das Interesse war riesig. In Baden-Württemberg haben, Stand heute, mehr als 15.000 Vogelfreundinnen und -freunde sich eine Stunde Zeit genommen und ihre Beobachtungen dem NABU gemeldet. Sie haben an 10.000 Beobachtungspunkten im Land rund 280.000 Vögel gesichtet – ein Vogelplus von 70 Prozent. Das verbessert unsere Datengrundlage und hilft beim Bewerten von Trends und Problemen in der Vogelwelt, wie dem Blaumeisen- und Grünfinkensterben“, sagt NABU-Ornithologe Stefan Bosch. Etwa die Hälfte der Zählenden war das erste Mal dabei – und bleibt der Aktion hoffentlich auch im nächsten Jahr treu.
Bundesweit haben mehr als 120.000 Menschen das Muttertagswochenende genutzt, um Vögel in Garten, Park oder auf dem Balkon zu zählen, im Rekordjahr 2019 waren es bereits 76.000 gewesen. Darin offenbart sich für den NABU ein stärkeres Interesse der Menschen an der Natur vor ihrer Haustüre in der Corona-Krise. „Wir beobachten, dass die Menschen die unmittelbare Natur im Siedlungsraum bewusster wahrnehmen. Das zeigt sich auch an 185 Meldungen allein zum Frühlingsboten Kuckuck. Auch die Zahl der Nachfragen beim NABU, unter anderem zum Blaumeisensterben, ist sehr stark gestiegen“, so Bosch.
Blaumeisensterben mit Schwerpunkten an Rhein und Neckar
Wie deutlich zeichnet sich das Blaumeisensterben ab und werden sich die Bestände rasch erholen? Diese Fragen treiben auch den NABU um. Die Sichtung der Zahlen zeigt, dass der Bereich des Schwarzwalds weniger stark betroffen ist als das Rhein- und das Neckartal. Seit Anfang März wurden dem NABU bundesweit 35.000 tote Blaumeisen gemeldet, davon stammten fast 2.300 tote Vögel von rund 1.500 gemeldeten Orten aus Baden-Württemberg. Als Ursache ist das Bakterium Suttonella ornithocola identifiziert, das bei Meisenarten eine tödliche Lungenentzündung verursacht. Im Südwesten ist die Blaumeise auf Platz 7 abgerutscht, mit einem Minus von 33 Prozent gegenüber bundesweit 22 Prozent im Vorjahresvergleich. „In Baden-Württemberg ist das Meisensterben ausgeprägt. Dass aktuell nur noch 1,3 Blaumeisen pro Garten gezählt wurden, ist jedoch nur zum kleinen Teil durch das aktuelle Meisensterben erklärbar. Wenn wir es schaffen, die Brutbedingungen für die Blaumeise zu verbessern, könnten sich die Zahlen wieder erholen. Dafür brauchen wir insektenreiche Gärten und eine abwechslungsreiche Natur in unseren Städten“, mahnt Bosch.
Der Haussperling hat seinen Spitzenplatz erneut verteidigt, vor Amsel, Kohlmeise, Feldsperling und Star. Die Zahl der Vögel pro Garten ist weiter rückläufig, was sich bei einigen Top-10-Arten, wie der Kohlmeise, dem Star sowie den Schwalbenarten, wiederspiegelt. „Obwohl Siedlungen den Vögeln oft günstigere Lebensbedingungen als die Feldflur bieten, spielen bei einigen Arten Lebensraumveränderungen, weniger Insekten und der Klimawandel eine Rolle“, sagt Bosch zu den Ursachen. Auch Rotkehlchen, Buntspecht und der weiterhin vom Finkensterben betroffene Grünfink wurden seltener gesehen. Mehrere Ausbrüche des Usutuvirus seit 2011 wirken bei den Amseln immer noch nach. Zu den Gewinnern dieses Jahr zählen vor allem Ringeltaube und Türkentaube, die bundesweit ihr bisheriges Bestergebnis einfliegen. Im Südwesten ist auch ein schillernd-bunter Gast wieder häufiger gemeldet worden: 25 Eisvögel waren an Gartenteichen zu Gast. „Die Sichtungen zeigen, wie wichtig solche Minifeuchtgebiete im Siedlungsraum sind. Mit naturnahen Gärten statt öden Schotterwüsten unterstützen wir die heimische Tier- und Vogelwelt“, so Bosch.
Beobachtungen können noch bis zum 18. Mai unter www.stundedergartenvoegel.de gemeldet werden. Dafür kann auch die kostenlose NABU-App Vogelwelt genutzt werden, die es unter www.NABU.de/vogelwelt zum Download gibt. Aktuelle Zwischenstände und Ergebnisse, auch aus einzelnen Regionen des Landes, sind auf www.stundedergartenvoegel.de unter „Alle Daten auf einen Blick“ abrufbar und können mit vergangenen Jahren verglichen werden. Wer Lust bekommen hat, weiter zu zählen: Am 29. Mai startet die nächste Citizen-Science-Aktion des NABU, der Insektensommer.
mehr zur „Stunde der Gartenvögel“:
Der NABU lädt alle Naturfreundinnen und -freunde zur großen Mitmachaktion „Stunde der Gartenvögel“ ein. Vom 13. bis 16. Mai hieß es wieder: Eine Stunde lang Vögel beobachten, gemeinsam Freude an der Natur haben und einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz leisten. Mehr →
Beobachtete Gartenvögel bequem online melden: Als „Anzahl“ gilt die höchste Zahl der gleichzeitig beobachteten Exemplare einer Art. Tragen Sie diese bitte in das Formular ein. Wir freuen uns über jede Meldung! Mehr →