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Zwischenbilanz der „Stunde der Wintervögel“ im Südwesten
Viele Wintergäste und Winter-Ausharrer im Land / Meisenbestand erholt sich / Feldvögel im Sinkflug



Wintervogelbeobachtung - Foto: NABU/Sebastian Hennigs
8. Januar 2018– Gegenüber dem extrem vogelarmen Vorjahreswinter zeigen sich bei vielen Arten wieder normale Verhältnisse in Gärten und Parks. Es lassen sich viele Wintergäste, angesichts des milden Schmuddelwetters aber auch viele Winter-Ausharrer, beobachten. Sorgenkinder sind allerdings die Amseln. Ebenfalls schlecht sieht es für die Feldvögel aus – hier machen sich einmal mehr die Folgen der industrialisierten Landwirtschaft mit ausgeräumten, blütenarmen und gespritzten Landschaften bemerkbar.
In den Top Fünf gab es nach derzeitigem Stand der Auswertung leichte Verschiebungen. Hinter dem Dauersieger Spatz haben Kohl- und Blaumeise auf Platz Zwei und Drei aufgeschlossen, bei den Meisenbeständen ist im Vergleich zum Vorjahr ein deutliches Plus und insgesamt überdurchschnittlich gutes Ergebnis zu verzeichnen. In nahezu jedem baden-württembergischen Garten sind derzeit Kohlmeisen zu Hause. „Damit bestätigt sich, dass 2017 ein Ausreißer-Jahr war, wie es in der Natur normal ist und immer mal wieder vorkommt“, erklärt Stefan Bosch, Vogelfachmann des NABU Baden-Württemberg.
Es sind viele typische Wintergäste wie Erlenzeisige und Bergfinken im Land unterwegs, letztere mit einem deutlichen Schwerpunkt im Südschwarzwald, wo oft Millionen von ihnen überwintern. Daneben zeigen sich auch viele Winter-Ausharrer in den Siedlungen. „Angesichts des milden Schmuddelwetters hat deren Zahl deutlich zugenommen“, sagt Bosch. „Viele Hausrotschwänze, Stare, Mönchsgrasmücken und Bachstelzen, die Baden-Württemberg eigentlich alle in der kalten Jahreszeit verlassen, haben es offenbar vorgezogen hier den Winter zu verbringen.“
Vom Star, Vogel des Jahres 2018, wurden über 2.600 Exemplare im Land gezählt, so viele wie noch nie bei der großen NABU-Mitmachaktion. Allerdings sind die Jahresvögel in anderen Bundesländern wie Rheinland-Pfalz oder Hessen noch deutlich häufiger in Siedlungen anzutreffen. „Offenbar halten sich die baden-württembergischen Stare mehr in Streuobstbeständen als in Gärten auf“, vermutet Bosch.
Besorgniserregend ist hingegen der Rückgang der Goldammer um 45 Prozent. „Damit zeigt sich der für so gut wie alle Feldvogelarten typische Negativtrend auch beim gelegentlichen Futterstellenbesucher Goldammer“, erläutert der NABU-Vogelexperte. Und obwohl Baden-Württemberg nicht im Zentrum des letzten Ausbruchs der tödlich verlaufenden Usutu-Infektion stand, ging der Amselwinterbestand im Land um mehr als 20 Prozent zurück. „Der Krankheitsausbruch hatte 2017 vor allem Nord- und Ostdeutschland betroffen, in der Folge dürfte der Zuzug an überwinternden Amseln deutlich geringer ausgefallen sein“, ist Boschs Einschätzung.
Hinweis:
Die Beobachtungen vom Aktionswochenende können noch bis 15. Januar gemeldet werden unter www.stundederwintervoegel.de. Die Endauswertung wird für Anfang/Mitte Februar erwartet.