Wendehals - Foto: Wolfram Riech/www.naturfoto-riech.de
Der Wendehals (Jynx torquilla) gehört zur Familie der Spechte – und fällt dennoch aus der Reihe. Statt trommelnd an Baumstämmen zu sitzen, bleibt er meist still, gut getarnt und unauffällig. Sein braun-graues Gefieder macht ihn nahezu unsichtbar auf borkigen Ästen. Besonders auffällig wird er nur in einer Situation: Bei Bedrohung windet er seinen Hals schlangenartig hin und her. Daher kommt auch sein ungewöhnlicher Name.
Der Wendehals ist die einzige Spechtart Europas, die in den Wintermonaten nach West- oder Zentralafrika zieht. In Baden-Württemberg trifft man ihn meist ab April an. Während der Brutzeit hört man sein weiches, rhythmisches „gjä-gjä-gjä-gjä“ – ein sicherer Hinweis, dass dieser besondere Vogel in der Nähe ist.
Der Wendehals ist ein hochspezialisierter Ameisenfresser – eine Seltenheit unter den heimischen Vogelarten. Seine Nahrung besteht fast ausschließlich aus Ameisen und deren Larven und Puppen. Um sie zu erreichen, nutzt er ein besonderes Werkzeug: seine lange Zunge, die an der Spitze klebrig ist. Damit angelt er blitzschnell in Nester, Ritzen oder unter die Borke von Totholz.
Auf Streuobstwiesen fühlt sich der Wendehals wohl - Foto: Hannes Huber
Der Wendehals braucht offene, strukturreiche Landschaften mit alten Bäumen – wie etwa Streuobstwiesen. Besonders wichtig sind verlassene Spechthöhlen, die der Wendehals als Untermieter zur Brut nutzt. Denn anders als andere Spechte meißelt er seine Höhlen nicht selbst, sondern ist auf vorhandene Hohlräume in Bäumen angewiesen.
In Baden-Württemberg lebt der Wendehals bevorzugt in wärmeren Regionen wie dem Oberrheingraben, dem Neckartal, Teilen des Kraichgaus oder dem Bodensee-Becken. Doch seine Bestände sind stark rückläufig: Durch die Intensivierung der Landwirtschaft, den Verlust von Streuobstwiesen und den Rückgang von Insekten – insbesondere Ameisen, seiner Hauptnahrungsquelle – ist er vielerorts verschwunden.
Laut der Roten Liste der Brutvögel Baden-Württembergs 2019 gilt der Wendehals im Land als stark gefährdet.
Der Wendehals ist mehr als ein faszinierender Einzelgänger: Er steht stellvertretend für viele Arten, die auf artenreiche Kulturlandschaften angewiesen sind. Als sogenannte Zeigerart gibt er Aufschluss über den ökologischen Zustand eines Gebiets. So kommt er nur dort vor, wo es alte Höhlenbäume, strukturreiche Wiesen und große Insektenbestände gibt.
„Der Wendehals ist ein Paradebeispiel für eine Art, die leise verschwindet – weil sie so unauffällig lebt und so spezialisiert ist. Wer ihn schützen will, muss Lebensräume wie Streuobstwiesen und alte Bäume nicht nur erhalten, sondern gezielt fördern.“,
Alexandra Ickes,
Artenschutzreferentin beim NABU Baden-Württemberg
Wer sich für den Schutz des Wendehalses einsetzt, schützt gleichzeitig viele weitere Arten – vom Steinkauz bis zur Wildbiene. Das braucht es, damit der Wendehals in Baden-Württemberg eine Zukunft hat:
Helfen Sie uns dabei, als Anwalt für Mensch und Natur für den Erhalt der Streuobstwiesen in Baden-Württemberg zu kämpfen. Streuobstwiesen sind die Heimat vieler Tiere und Pflanzen.
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