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Der Habicht ist Vogel des Jahres 2015
"Vogel des Jahres" gehört nicht ins Jagdrecht!



Auch in Baden-Württemberg setzen illegale Verfolgung, die Fällung von Horstbäumen und eine intensive Landwirtschaft, die Lebensraum und Nahrung verknappt, die Habichtbestände unter dauerhaften Druck. - Foto: Leo/fokus-natur.de
17. Oktober 2014 Der NABU hat den Habicht zum Vogel des Jahres 2015 gekürt. In Baden-Württemberg leben derzeit zwischen 1.200 - 1.600 Brutpaare. Seit einiger Zeit sind die Bestände stabil. Der Habicht kommt in allen Landesteilen mit größeren Waldgebieten vor. Obwohl weit verbreitet, ist er nur selten zu beobachten, da er sehr zurückgezogen lebt.
Mit der Wahl des Habichts macht der NABU auf einen großen Erfolg, aber auch auf massive Probleme im Naturschutz aufmerksam. "Vor 50 Jahren war der Habicht in Baden-Württemberg bis auf einen kümmerlichen Rest von 100 Brutpaaren fast ausgerottet. Nachdem er jahrhundertelang schonungslos getötet wurde, hat ihm der massive Pestizideinsatz in der Landwirtschaft fast den Rest gegeben", berichtet Stefan Bosch, Fachbeauftragter für Vogelschutz beim NABU Baden-Württemberg. Seit den 1970er-Jahren ist es verboten, Habichte und andere Greifvögel zu töten. Da zudem einige der schlimmsten Pestizide verboten wurden, konnte sich der Bestand langsam wieder erholen.
Dennoch kämpft der Habicht nach wie vor mit massiven Problemen im Ländle. Illegale Verfolgung, die Fällung von Horstbäumen und eine intensive Landwirtschaft, die Lebensraum und Nahrung verknappt, setzen die Bestände unter dauerhaften Druck. Obwohl streng geschützt, ist der Habicht nach wie vor bei einigen Jägern, Taubenzüchtern und Hühnerhaltern verhasst, weil auch "Niederwild" wie Fasan, Rebhuhn und Feldhase, Brieftauben und Hühner in sein Beutespektrum gehören, wenn sich die Gelegenheit bietet. Hauptsächlich ernährt er sich jedoch von Wildvögeln wie Ringel- und Stadttauben, Krähen, Elstern, Eichelhähern und kleineren Säugetieren.
Zu Unrecht verfolgt
"Wir erleben leider immer wieder, dass in Baden-Württemberg Greifvögel illegal abgeschossen oder vergiftet werden. Neben Habichten fallen auch Milane und Mäusebussarde oft Vergiftungen zum Opfer. Das ist erbärmlich und illegal. Daher fordern wir das Land auf, eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Umweltkriminalität einzurichten. Es kann nicht sein, dass solche Straftäter unbehelligt ihr Unwesen treiben", sagt der NABU-Landesvorsetzende Dr. Andre Baumann. Die Verfolgung von Greifvögeln sei mit Argumenten nicht zu rechtfertigen und ökologisch absolut unbegründet. "Habicht, Milan und Co. schaden dem Ökosystem und der Artenvielfalt nicht. Ganz im Gegenteil: Sie sind ein unverzichtbarer Teil der Natur", betont Baumann.
Ein fatales Zeichen sei in diesem Zusammenhang, dass der Habicht wie auch der Wanderfalke weiterhin unter das Jagdrecht fallen sollen und somit die Jagdbehörde und nicht die Naturschutzverwaltung für diese Tierarten zuständig sein soll. "Die Jagd hat in den vergangenen Jahrzehnten herzlich wenig dafür getan, dass es diese Vögel weiterhin bei uns gibt. Das ist ein klarer Verdienst des Naturschutzes. Wenn der Habicht weiterhin dem Jagdrecht unterliegt, suggeriert das doch, man könne ihn noch bejagen. Das ist genau das falsche Zeichen. Da hilft auch eine ganzjährige Schonzeit nichts. Wir fordern das Land dringend auf, über diese Zuordnung im neuen Landesjagd- und Wildtiermanagementgesetz nochmal gründlich nachzudenken", sagt der NABU-Landeschef.
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Habicht – Vogel des Jahres 2015
Die Broschüre zum Vogel des Jahres 2015 bietet umfassende Informationen über den Habicht. Sie informiert über Verhalten, Aussehen, Lebensräume und Verbreitung des Vogels sowie über seine Gefährdung. Außerdem werden Projekte zum Habichtschutz aufgeführt, es gibt Kontaktdaten zu Greifvogelexperten und einen kurzen Überblick über weiterführende Literatur zum Habicht. Kostenpunkt: 1,00 Euro
Der kostenlose Aktionsleitfaden führt auf, was Sie gegen Greifvogelverfolgung tun können und welche Aktionen zum Schutz des Habichts beitragen.
llegale Greifvogelverfolgung
Diese Broschüre bietet umfassende Informationen zum Thema Greifvogelverfolgung in Deutschland – u.a. über gesetzliche Grundlagen und das Erkennen von Verfolgung. Sie bietet Hilfestellung für Zeuginnen und Zeugen und die Polizei und gibt Hinweise auf weiterführende Kontakte und Literatur. Diese Broschüre erhalten Sie kostenlos in unserem Onlineshop.
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