Jedes Jahr pflegt das Team des NABU-Vogelschutzzentrums Mössingen rund 1200 Vögel gesund – darunter auch besonders streng geschützte Arten. Helfen Sie uns dabei!
Rotmilan nach Erholung freigelassen
Pflegling im NABU-Vogelschutzzentrum Mössingen



Rotmilan - Foto: Christoph Bosch
Das NABU-Vogelschutzzentrum in Mössingen vereint verschiedene Bereiche der Naturschutzarbeit: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bearbeiten Vogelschutzprojekte, pflegen verletzte und behördlich beschlagnahmte Vögel aus ganz Baden-Württemberg, beraten Menschen zu Fragen des Vogelschutzes und bieten Führungen durch das Zentrum. In der Vogelpflegestation des NABU-Vogelschutzzentrums werden jedes Jahr rund 1.000 verletzte Vögel aufgenommen und gepflegt. Einige dieser Patientinnen und Patienten stellen wir Ihnen hier vor.
März 2020: Rotmilan mit Verletzung am Schnabel
Im März wurde dem NABU-Vogelschutzzentrum in Mössingen von der Polizei ein Greifvogel gebracht, der eher selten in der Pflegestation zu Gast ist – ein Rotmilan. Doch in diesem Frühjahr waren gleich vier seiner Art zur gleichen Zeit in der Obhut des Vogelschutzzentrums. Das gab es noch nie zuvor. Jasmin Gronmayer macht gerade ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) im Vogelschutzzentrum Mössingen und hat den verletzten Greifvogel dort in Empfang genommen.
Jasmin, warum hat die Polizei euch den Rotmilan gebracht?
Die Polizisten erzählten, dass sie von einer Bürgerin um Hilfe gerufen wurden. Sie hatte beobachtet, wie zwei Krähen den Rotmilan so lange bedrängten, bis er abstürzte. Vermutlich haben die Krähen ihre Jungen vor dem Rotmilan verteidigt. Die Polizei ist eigentlich nicht dafür zuständig, Wildtiere zu transportieren, hilft aber manchmal aus. Nachdem die Polizisten gegangen waren, haben ich den Vogel gründlich untersucht und versorgt.
Wie lief diese Untersuchung genau ab?
Ich habe sofort bemerkt, dass es ihm nicht gut geht. Seine Augen waren geschlossen und er wirkte völlig entkräftet. Ich habe mir Schutzhandschuhe und eine Schutzbrille angezogen, um den Vogel gefahrlos zu untersuchen. Dabei habe ich eine offene Wunde am Nasenloch entdeckt. Danach tastete ich die Flügel und die Beine auf Frakturen und Schwellungen ab – zum Glück wurde ich nicht fündig.
Insgesamt war der Vogel allerdings in einem sehr geschwächten Zustand. Auch sein Gleichgewicht war gestört. Nach der Behandlung der Wunde am Nasenloch habe ich ihn mit einer Glukoselösung zur Stabilisierung des Kreislaufes versorgt und in eine Ruhebox gelegt.
Wie hat sich der Vogel erholt?
Durch einen Sichtschutz an der Ruhebox minimierten wir den Stress für den scheuen Wildvogel. Schon nach der zweiten Nacht war er wieder munter und konnte in eine Außenvoliere umziehen. Nach ein paar Tagen haben wir getestet, ob der Rotmilan in der Rundvoliere fliegen kann. Das klappte auch, aber es war noch ein bisschen holprig. Also durfte der Rotmilan noch etwas zu Kräften kommen, bis er schließlich im April in die Freiheit entlassen wurde. Es ist immer unser Ziel, den Tieren ihre Freiheit zurückzugeben, sobald sie gesund und flugfähig sind. Den Rotmilan kraftvoll davonfliegen zu sehen, war ein richtig gutes Gefühl.
Und was wurde aus den anderen drei Rotmilanen?
Alle drei Rotmilane erholten sich bei uns von ihren Verletzungen. Ein Rotmilan erlitt vermutlich durch einen Stromschlag äußerliche Verbrennungen, der zweite wurde bei uns mit durch ungeklärte Umstände gelähmten Beinen eingeliefert. Der dritte Rotmilan hatte eine leichte Gehirnerschütterung. Die Vögel konnten wir nach mehr oder weniger kurzen Aufenthalten alle wieder freilassen. Das war schon ein unglaublich großes Glück.
Einer der Verbreitungsschwerpunkte des Vogels mit dem charakteristischen Gabelschwanz liegt in Baden-Württemberg. Mehr →