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Kiesabbau Dellenhau
NABU gibt Stellungnahme ab
Wie steht der NABU dazu, dass im Waldgebiet Dellenhau/Hilzingen Kiesabbau stattfinden soll?
Der NABU sieht es kritisch, dass ein Sicherungsgebiet, das im Teilregionalplan Rohstoffsicherung des Regionalverbandes Hochrhein-Bodensee erst in ferner Zukunft als Abbaufläche zur Verfügung stehen soll, schon jetzt beansprucht wird.
Welche Lösung ist nach Einschätzung des NABU aus Naturschutzsicht anzustreben?
Die Stadt Singen soll ihren Widerstand gegen die Erweiterung des Abbaus im vorhanden Vorranggebiet Birkenbühl bei Überlingen a.R. aufgeben. Dort würde eine Erweiterung des ohnehin schon bestehenden Abbaus aus unserer Sicht wesentlich konfliktärmer ablaufen. Aus naturschtzfachlicher Sicht wäre dies ebenfalls die bessere Lösung, da es sich bei der Erweiterungsfläche im Birkenbühl um einen strukturarmen Wirtschaftswald handelt.
Setzt sich der NABU dafür ein, den Kiesabbau insgesamt zu reduzieren?
Zentrales Ziel des NABU ist die schnellstmögliche Reduktion des Flächenverbrauchs auf "Netto Null". Mittelfristig ist aus Sicht des NABU die Neuregelung der Gemeindefinanzierung zwingend erforderlich. Nur so kann die finanzielle Abhängigkeit der Kommunen von Baulandausweisungen und ihr daraus folgender ruinöser Wettbewerb untereinander durchbrochen werden.
In Anbetracht des unverändert starken Flächenverbrauchs im Land fordert der NABU folgende kurzfristige Maßnahmen:
- Einführung eines detaillierten Bedarfsnachweises im Planungsrecht als Voraussetzung für die Ausweisung neuer Baugebiete
- Einführung eines obligatorischen Maßnahmenkatalogs zur Flächenmobilisierung, um die Innenentwicklung zu stärken und Flächen im Außenbereich zu schonen
- Förderung des Modells des regionalen Gewerbeflächenpools
Wenn diese Ziele erreicht werden und die Recycling-Quote bei Baustoffen von derzeit ca. zehn Prozent auf 30 bis 40 Prozent erhöht wird, wird sich der Flächenverbrauch für den Abbau von mineralischen Rohstoffen automatisch verringern.
Was sagt der NABU zu dem Vorwurf, er sei aufgrund einer Kooperation mit ISTE parteilich?
Der Naturschutzbund Baden-Württemberg e. V. (NABU) und der Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg e. V. (ISTE) haben seit dem Jahr 2000 ein gemeinsames Positionspapier mit Eckpunkten, die für eine nachhaltige Nutzung und Entwicklung von Rohstoffgewinnungsstätten in Baden-Württemberg erforderlich sind.
Mit diesem Papier wollen NABU und ISTE für die Politik und die beteiligten Akteure Ziele und Wege aufzeigen, die Rohstoffgewinnung und -nutzung in Baden-Württemberg nachhaltiger zu gestalten. Ziele sind insbesondere:
- auf den Flächen der Abbaustätten mehr Biodiversität zu schaffen
- durch eine möglichst dezentrale Versorgung das Verkehrsaufkommen zu begrenzen
- den Anteil des Recyclings am Baustoffbedarf zu sichern bzw. weiter zu erhöhen
- die Verwertung und Entsorgung von Bodenaushub ökologisch zu optimieren
Das Positionspapier findet sich hier
Der NABU ist der Auffassung, dass zur Erreichung solcher Ziele der Dialog und die Verständigung auf gemeinsame Schnittmengen wesentlich dienlicher ist, als aus einer allgemeinen Oppositionshaltung heraus oder aus grundsätzlichen Erwägungen den Dialog mit einem Industrieverband zu verweigern. Dies bedeutet aber ausdrücklich nicht, dass der NABU zu einzelnen Abbauvorhaben nicht kritisch Stellung bezieht, sofern diese aus naturschutzfachlicher Sicht kritisch zu bewerten sind.
Erhält der NABU Geld vom ISTE?
Der ISTE beteiligt sich seit 2014 mit einem Zuschuss von 1.000 Euro pro Jahr an der Finanzierung des NABU-Biosphärenmobils im Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Seit 2013 unterstützt er mit 5.000 Euro jährlich Maßnahmen zum Schutz der Gelbbauchunke. Den Umgang mit Unternehmensspenden hat der NABU-Landesverband Baden-Württemberg in einem Grundsatzpapier geregelt (siehe hier). Darüber hinaus ist der NABU Unterzeichner der Initiative Transparente Zivilgesellschaft und berichtet sowohl im Jahresbericht als auch auf der Homepage transparent über Zuwendungen von Unternehmen.
(Stand: 4/2017)