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Mehr ...Blühende Energiepflanzen
NABU-Projekt sucht landwirtschaftliche Betriebe



Das NABU-Projekt „Biodiversität für Biogasanlagen“ setzt auf die Biogasgewinnung aus blühenden Wildpflanzen wie Malven und Sonnenblumen. - Foto: NABU/Jochen Goedecke
7. Februar 2018 – Energie vom Acker boomt: Allein in Baden-Württemberg produzierten nach Branchenangaben im vergangenen Jahr 928 Biogasanlagen rund 324.000 Kilowattstunden. „Biogasanlagen sind eine wichtige Einnahmequelle für landwirtschaftliche Betriebe geworden. Aber dem Ertrag steht oftmals ein ökologisches Minus gegenüber“, sagt NABU-Landwirtschaftsreferent Jochen Goedecke. „Zum Energiemais-Anbau mit seinem Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln, der erhöhten Erosionsgefahr und dem negativen Einfluss auf die Artenvielfalt gibt es sinnvolle, landwirtschaftlich erprobte und betriebswirtschaftlich interessante Alternativen.“ Wie diese aussehen können, will der NABU Baden-Württemberg in einem neuen Projekt mit Landwirtinnen und Landwirten in ganz Baden-Württemberg erproben. „Wir wollen eine ökologische Energiewende unterstützen, die die Artenvielfalt stärker in den Fokus rückt und Alternativen zum Biogasmais aufzeigt“, erklärt Goedecke.
Das NABU-Projekt „Biodiversität für Biogasanlagen“, das von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg gefördert wird, setzt auf die Biogasgewinnung aus blühenden Wildpflanzen wie Malven und Sonnenblumen – und schafft damit den Spagat zwischen Ökologie und Ökonomie. „Die Mischungen werden einmal ausgesät und können bis zu fünf Jahre lang geerntet werden. Das spart Arbeitszeit, Diesel, Betriebsmittel, reduziert den Maschineneinsatz und schont den Boden“, fasst Goedecke zusammen.
Das Projekt ist auf 18 Monate angelegt und baut auf ersten landwirtschaftlichen Erfahrungen in diesem Bereich auf. „In Baden-Württemberg gab es verschiedene Praxisversuche mit Wildpflanzenmischungen als Energiepflanzen. Wir haben diese Erfahrungen gesammelt und möchten sie allen interessierten Landwirtinnen und Landwirten zugänglich machen“, erklärt Projektleiter Goedecke. Einige der Betriebe, die Wildpflanzenmischungen verwenden, werden im Rahmen von Exkursionen besucht.
Im ersten Jahr sind die Malven, Sonnenblumen und anderen Pflanzen zirka 2,50 Meter hoch. Während der Vegetationsperiode bieten die Wildpflanzen Vögeln und Insekten einen reichhaltig gedeckten Tisch mit Sämereien und Pollen. Im Herbst und Winter dient der abgeerntete Stoppelacker Hase und Rebhuhn sowie anderen Tieren als Unterschlupf und schützt den Boden vor Erosion. Doch die Blütenmischung lohnt sich auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht. „Zwar liegt der reine Ertrag bei etwa 60 bis 70 Prozent dessen, was mit Mais möglich ist. In der Gesamtbilanz kann die Wildpflanzenmischung jedoch gleichauf ziehen, da sich der Betrieb viele Arbeitsschritte und Maschinenkosten spart. Hinzu kommt der gesellschaftliche und landwirtschaftliche Vorteil durch den Natur- und Bodenschutz“, sagt Goedecke.
In naher Zukunft müsse unter anderem die Landesregierung klären, wie der Wildpflanzenanbau hierzulande gefördert werden kann, betont der NABU-Agrarexperte. „Blühende Landschaften und auskömmliche Energiegewinnung schließen sich nicht aus. Der NABU setzt sich dafür ein, dass sich Landwirtschaft, Naturschutz und Verwaltung in diesem spannenden Feld vernetzen und gemeinsam Lösungen entwickeln.“

Das NABU-Projekt „Biodiversität für Biogasanlagen“ setzt auf die Biogasgewinnung aus blühenden Wildpflanzen wie Malven und Sonnenblumen. - Foto: NABU/Jochen Goedecke
Hintergrundinfos zum Projekt
Zwischen 2004 und 2016 stieg nach Angaben der staatlichen Biogasberatung BW die Zahl der Anlagen in Baden-Württemberg von 283 auf 928. Die elektrische Leistung nahm in dieser Zeit laut dem Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) um das 12-fache zu, von rund 27 auf 325 Megawatt. Der Anbau der Gärsubstrate stieg zeitgleich massiv an. Auch die Anbaufläche wuchs deutlich – in zehn Jahren von 40.000 auf 132.700 Hektar im Jahr 2016. Seit 2011 wird rund die Hälfte des Silomais-Anbaus für Biogasanlagen verwendet, schätzt das LAZBW.
Das Projekt „Biodiversität für Biogasanlagen“ zeigt in eineinhalb Jahren Laufzeit mit Workshops, Feldexkursionen und anderen Veranstaltungen Alternativen zum Maisanbau für die Biogasgewinnung auf und führt vorhandene Praxiserfahrungen für Landwirtinnen und Landwirte zusammen, etwa vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg. Vermittelt wird dabei auch Know-how zu Anbau, Ernte und Naturschutzeffekten von Wildpflanzenmischungen sowie zur naturverträglichen Bewirtschaftung. Kooperationspartner sind das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg, die Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume, das Landwirtschaftliche Zentrum BW, der Fachverband Biogas, die Universität Hohenheim, der Landesjagdverband sowie weitere Institutionen. Gefördert wird das Projekt von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg aus zweckgebundenen Erträgen der Glücksspirale.