Michael Nowak ist langjähriger Naturschutzwart. In der Ausbildung zum Schutzgebietsbetreuer konnte er trotzdem noch viel dazulernen. - Foto: Michael Nowak
NABU-Ausbildungsprojekt Schutzgebietsbetreuung ist abgeschlossen
Von 2015 bis 2018 wurden 86 Ehrenamtliche ausgebildet
In Schutzgebieten wird die biologische Vielfalt bewahrt. Damit das gelingen kann, gilt es den Zustand dieser Gebiete im Auge zu behalten. Denn ohne Betreuung kann es unbemerkt negative Veränderungen geben, schützenswerte Tiere und Pflanzen können aus den Lebensräumen verschwinden.
Um Ehrenamtliche fit für die Schutzgebietsbetreuung zu machen, hat der NABU Baden-Württemberg von 2015 bis 2018 insgesamt vier Lehrgänge angeboten. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wirken jetzt beim Erhalt von wertvollen Flächen mit.
Eindrücke aus dem Projekt
Hintergrundinformationen zum Projekt
In ganz Baden-Württemberg unterstützen Ehrenamtliche die staatliche Naturschutzverwaltung bei der Betreuung von naturschutzfachlich wertvollen Gebieten. Die von der Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg geförderten Projekte „Ausbildung von Schutzgebietsbetreuern“ und „Schutzgebietsbetreuer 2.0“ des NABU Baden-Württemberg bot Interessierten einen Einstieg und Qualifizierung für diese Tätigkeit.
Kernstück der Projekte waren Lehrgänge, die in 2015 und 2016 für Interessierte aus ganz Baden-Württemberg angeboten wurden. In 2017 wurden Ehrenamtliche in der Region "Nördlicher Oberrhein/ Nordschwarzwald" geschult, in 2018 Interessierte aus dem Regierungsbezirk Stuttgart. Mithilfe dieser Ausbildungsangebote wurden die zukünftigen Schutzgebietsbetreuerinnen und -betreuer auf ihre Tätigkeit in den Gebieten vorbereitet.
Die Einsatzgebiete der ehrenamtlichen Naturschützerinnen und Naturschützer wurden in Absprache mit der Naturschutzverwaltung vor Ort bestimmt. Es wurde angestrebt, dass die Ausgebildeten in den ehrenamtlichen Naturschutzdienst berufen werden.
Selbst mitmachen bei der Schutzgebietsbetreuung
Wer sich für die ehrenamtliche Schutzgebietsbetreuung interessiert, kann sich an die nächstgelegenen NABU-Gruppen wenden. Zum Teil betreuen NABU-Gruppen eigene Flächen oder Schutzgebiete im Auftrag des Landes. Tatkräftige Unterstützung in der Landschaftspflege, Artenerfassung oder Öffentlichkeitsarbeit ist herzlich willkommen. Wo sich die nächste NABU-Gruppe befindet, können Sie hier herausfinden.
Auch über die unteren Naturschutzbehörden in den Stadt- oder Landkreisen können naturerfahrene Personen mit guten Ortskenntnissen ehrenamtlich tätig werden. Der amtlich bestellte Naturschutzdienst ist in Schutzgebieten oder Gemeinden unterwegs und informiert die Bevölkerung über Natur, Tier- und Pflanzenwelt. Sie stehen hierbei in engerem Kontakt mit der Naturschutzbehörde. Ob aktuell weitere Personen für den Naturschutzdienst gesucht werden, erfahren Sie bei der unteren Naturschutzbehörde Ihres Stadt- oder Landkreises.
Interviews zum Alltag in der Schutzgebietsbetreuung
Die drei ehrenamtlich Aktiven Ursula Dix, Michael Nowak und Helge Ebinger erzählen im Interview über Ihre Erfahrungen und den Alltag in der Schutzgebietsbetreuung:
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Als seine Hauptaufgaben sieht Michael Nowak die Bestanderfassungen, Biotoppflegearbeiten oder die Behörden über Missstände zu informieren. - Foto: NABU/ Michael Nowak
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Ursula Dix und Helge Ebinger tauschen sich über Ihre Erfahrungen in der Schutzgebietsbetreuung aus. - Foto: NABU/Annette da Luz Correia
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Als Schutzgebietsbetreuerin versucht Ursula Dix, auch bei anderen das Verständnis für die Natur und den Naturschutz zu fördern. - Foto: NABU/ Ursula Dix
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Beim Erfahrungsaustausch können sich die Schutzgebietsbetreuerinnen und -betreuer aus den unterschiedlichen Lehrgängen austauschen und voneinander lernen. - Foto: NABU/Annette da Luz Correia
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Schutzgebietsbetreuung ist wichtig, um herausragende Biotope wie im Schuztgebiet Rohrwasen zu erhalten. - Foto: NABU/Michael Nowak
Wie sind Sie überhaupt darauf gekommen, Schutzgebietsbetreuer/-in zu werden?
Michael Nowak:
Ich bin schon seit 1987 ehrenamtlich bestellter Naturschutzwart. Die Ausbildung zum Schutzgebietsbetreuer, an der ich dankenswerter Weise teilnehmen durfte, war eine super Gelegenheit für mich, in der Schutzgebietsbetreuung Neues zu erfahren um mein Wissen entsprechend zu vertiefen.
Ausschlaggebend für die Schutzgebietsbetreuung war primär, dass es immer wieder Mitmenschen gibt, die sich in Schutzgebieten zum Teil unbewusst, andere leider bewusst sich nicht an gewisse Spielregeln halten.
Ursula Dix:
Mein Glück ist, dass ich am Rande eines Naturschutzgebiets lebe. Als Hobbygärtnerin habe ich schon immer einen Blick über den Zaun geworfen und mich an der Landschaft erfreut. Gewundert habe ich mich, über die verständnislosen Menschen, die ihre Gartenabfälle im Hohlweg abgelagert haben. Als ich in der Zeitung von der Ausbildung zur Schutzgebietsbetreuerin gelesen habe, wusste ich sofort, dass ich das machen will, um das Gebiet so zu erhalten.
Wie sieht Ihre derzeitige Arbeit praktisch aus, welche konkreten Aufgaben übernehmen Sie? Und: welches Schutzgebiet betreuen Sie aktuell?
Helge Ebinger:
Ich bin für das Naturschutzgebiet Bruchgraben zuständig. Ich versuche regelmäßig dort zu sein, Präsenz zu zeigen und die Entwicklung der Arten zu beobachten. Bei Beeinträchtigungen oder Gefährdungen melde ich dies der unteren Naturschutzbehörde in Baden-Baden.
Michael Nowak:
Ich bin regelmäßig in verschiedenen Gebieten unterwegs. Dort sind die Hauptaufgaben Bestanderfassungen, Biotoppflegearbeiten oder die Behörden über Missstände zu informieren. Reine „Streifengänge“ mache ich nicht. Wenn ich nun Leute antreffe, die sich danebenbenehmen, versuche ich zunächst im freundlichen Gespräch darauf hinzuweisen, was denn falsch gemacht wurde und erkläre wieso dies in dem Schutzgebiet so ist. Meist ist das ausreichend. Anzeigen sind eher selten der Fall. Ich bringe auch hin und wieder die Schutztafeln an. Müll oder sonstiger Unrat – wenn es gerade nicht Unmengen sind – entsorge ich selbst. Wenn ich das Problem nicht allein lösen kann, schreibe ich eine Umweltmeldung an die entsprechende Behörde.
Entspricht die aktuelle Tätigkeit als Schutzgebietsbetreuer/-in Ihren vorherigen Erwartungen?
Michael Nowak:
Ja, denn die Ausbildung war trotz meiner inzwischen langjährigen Tätigkeit als Naturschutzwart sehr hilfreich, wie z.B. Rechtsfragen zur Schutzgebietsbetreuung oder der Umgang mit Gebietsbesuchenden.
Ursula Dix:
Ich habe mir die Tätigkeit wissenschaftlicher vorgestellt. Aber bei dem Wissensdefizit der Menschen, die durch das Gebiet gehen, sehe ich, wie dringend es notwendig ist, aufzuklären und Verständnis für die Natur und den Naturschutz zu fördern.
Was waren ganz besondere Herausforderungen?
Ursula Dix:
Für mich ist es jedes Mal eine Herausforderung Menschen so anzusprechen, dass sie nicht verärgert reagieren, sondern, dass man sie zum Nachdenken und vielleicht sogar zum Staunen über die Natur bringt.
Helge Ebinger:
Ich hätte mich über ein bisschen mehr Unterstützung durch die untere Naturschutzbehörde gefreut. Die Informationen, wer sonst noch im Gebiet aktiv ist und welche Aufgaben übernimmt oder welche besonders schützenswerten Arten an welchen Stellen vorkommen, mussten wir bei anderen Ehrenamtlichen oder Fachleuten erfragen.
Es ist dennoch schön, eine solch sinnvolle Aufgabe zu haben, jederzeit ins Gebiet zu können und jedes Mal etwas Neues zu entdecken.
Welcher Aspekt der Arbeit gefällt Ihnen am besten?
Helge Ebinger:
Neue vorher nicht gesehene Arten zu entdecken, sie zu identifizieren und wenn möglich deren Entwicklung zu beobachten.
Ursula Dix:
Meist wundere ich mich über mich, dass es mir Freude macht, mein weniges Wissen zu teilen. Und ich bin oft fasziniert, dass ich bei jeder Begehung das Naturschutzgebiet anders erlebe. Meine Wege sind die gleichen und doch fesselt jedes Mal etwas anderes meine Aufmerksamkeit. Vor der Ausbildung habe ich es bei Spaziergängen vermieden, dieselben Wege zu gehen – ich wollte stets Abwechslung. Als Schutzgebietsbetreuerin hat sich mein Blick auf die Natur sehr verändert, dafür bin ich dankbar.