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Mehr ...Rohstoffabbau
Narbe oder Chance für die Natur?

Die Landschaft in unseren Breiten wird nahezu flächendeckend genutzt. Steinbrüche und Kiesgruben sind über das ganze Land verteilte Trittsteinbiotope. Abbaustätten sind Lebensräume aus zweiter Hand mit anthropogen initiierter "natürlicher" Dynamik. Es gibt noch kein Naturschutzkonzept zur gezielten Schaffung solcher Lebensräume.
Wer kennt nicht den trostlosen Anblick von Steinbrüchen oder Kiesabbaugruben; Flächen und Mulden ohne Pflanzen, Grau und Braun als vorherrschende Farben. Andererseits entdeckt man auch immer wieder alte Steinbrüche, die ein wahres Paradies für Tiere und Pflanzen sind; und auch eine renaturierte Kiesabbaugrube bietet der Natur viele Möglichkeiten. Rohstoffabbau und Naturschutz - ein komplexes Thema, das viele Gegensätze beinhaltet.
NABU fordert kritischen Dialog statt stummen Konflikt
Auf etwa 0,2 Prozent der Landesfläche werden in Baden-Württemberg Rohstoffe abgebaut. Das erscheint nicht viel, jedoch kommt es in machen Gebieten zu einer Konzentration von Abbaustätten, so dass dort bis zu 15 Prozent der Fläche abgebaut sind. Der Abbau von Kies, Sand und Naturstein stellt immer einen Eingriff in die Natur dar und verändert diese. Nicht immer können die Veränderungen dann wieder rückgängig gemacht werden. Die direkten Eingriffe in die Landschaft sind aber nicht die einzigen negativen Auswirkungen des Rohstoffabbaus. Schließlich muss das Material noch an seinen Bestimmungsort transportiert werden. Möglichst kurze Transportwege erreicht man dadurch, dass die Rohstoffe vor allem regional gewonnen und verarbeitet werden. Eine wesentliche Rolle können außerdem die Wiederverwertung von mineralischen Rohstoffen sowie ein Umstieg auf Ersatzstoffe, wie zum Beispiel Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft, spielen.
Nutzung so umweltschonend wie möglich
Andererseits können stillgelegte Abbauflächen auch wertvoller Lebensraum für gefährdete Tier- und Pflanzenarten sein und von einer Vielzahl so genannter Pionierarten besiedelt werden. Greift man in die Entwicklung dieser Gebiete nicht ein, entsteht der in Baden-Württemberg natürliche Wald. Selbst noch genutzte Abbauflächen stellen zum Teil wertvolle Biotope dar, in denen sich zum Beispiel der Flussregenpfeifer, die Goldbauchunke oder die Kreuzkröte wohl fühlen. Problematisch ist es allerdings wenn Baggerseen als Badeseen genutzt werden. Dann ist ihr Naturschutzwert bedingt durch menschliche Störungen relativ gering.
Menschliche Nutzung und Naturschutz sind nicht immer komplett unter einen Hut zu bringen. Die Nutzung muss aber so umweltschonend wie möglich erfolgen. Natur- und Umweltschutz müssen auch während des Abbaus und der Folgenutzung einen hohen Stellenwert haben. In diesen Punkten sind sich der NABU Landesverband und der Industrieverband Steine und Erden Baden-Württemberg (ISTE) einig. Um den Rohstoffabbau möglichst umwelt- und ressourcenschonend durchzuführen haben die Verbände im Januar 2000 eine gemeinsame Erklärung verabschiedet.
Die wichtigsten Punkte:
- Der Wert von stillgelegten Abbaustätten für den Naturschutz ist von der Art der Folgenutzung abhängig. Auch betriebene Abbaustätten können einen Wert für den Naturschutz haben; dies soll künftig gefördert werden. Rekultivierungen für die Land- und Forstwirtschaft sollen immer im Einklang mit der Natur erfolgen.
- Eine klare Abgrenzung von Flächen, sowohl für den Rohstoffabbau als auch für den Naturschutz, ist erforderlich. Vorranggebiete und Ausschlussgebiete müssen klar definiert und begründet werden. Zum einen gibt es Flächen, deren ökologischer Wert höher einzuschätzen ist als der ökonomische, weshalb hier nicht abgebaut werden darf. Zum anderen gibt es Flächen, in denen die Förderung von Rohstoffen aus Naturschutzsicht toleriert werden kann.
- Nach dem Abbau sollte ein Teil der Flächen sich selbst überlassen werden, damit sich die Natur ungestört entwickeln kann. Ein anderer Teil sollte im Sinne des Naturschutzes rekultiviert oder gestaltet werden.
- Der Abbau und Transport von Sand, Kies, Naturstein, Lehm sowie Naturwerkstein soll dezentral, umwelt- und ressourcenschonend sein. Sie sollen sich an regionalen Bedarfskonzepten mit kurzen Wegen orientieren.
- Die Substitution von Primärrohstoffen und die Erhöhung von Recyclingraten im Baustoffgewerbe soll weiter vorangetrieben werden.
- Vertreter von NABU und ISTE wollen Gebiete vor Ort gemeinsam begehen und nach Lösungen suchen, um möglichst natur- und umweltverträglich abzubauen.