Stopp dem Flächenverbrauch
NABU fordert eine Wende in der Bau- und Siedlungspolitik
Jeden Tag gehen etwa 4,6 Hektar Flächen in Baden-Württemberg unwiederbringlich verloren. Der Jahreszuwachs an Siedlungs- und Verkehrsflächen von 2.190 Hektar entspricht einer Größenordnung von rund 3.129 Fußballfeldern (Stand 2023).
Mit erheblichen Summen an Steuergeldern werden immer neue Gewerbe- und Wohnsiedlungen sowie Straßen gebaut. Angesichts des Bevölkerungsrückgangs bedeuten diese Bauaktivitäten massive Fehlinvestitionen und zukünftige finanzielle Belastungen. Grüngürtel, landwirtschaftliche Flächen und Gartenanlagen schrumpfen zugunsten neuer Siedlungen, Gewerbegebiete und Infrastrukturprojekte. Dies führt zur Verschmelzung einst getrennter Gemeindeflächen zu ausgedehnten, charakterlosen Siedlungsgebieten.
Bodenversiegelung ist eine Gefahr für Klima, Mensch und Tier
Der anhaltende Flächenverbrauch durch Bebauung zerstört nicht nur wertvolle Böden und Lebensräume und entzieht diese jeder weiteren Nutzung. Er beeinträchtigt auch Grundwasserneubildung, Niederschlagsabfluss und Sauerstoffproduktion. Böden sind neben Wasser und Luft die entscheidende Lebensgrundlage des Menschen und sind gleichzeitig Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Ebenso wirkt sich der Flächenverbrauch auf Biotopverbund und Landschaftsbild aus, so dass zunehmend Rückzugs- und Ruheräume für Menschen und Tiere fehlen.
Lebensqualität und Klimaschutz dürfen nicht hinter dem Ziel des Wirtschaftswachstums auf der Strecke bleiben. Stadtentwicklung sollte auf Flächenrecycling und Nachverdichtung basieren, mit Anreizen für sparsame Flächennutzung, um Grünflächen zu sichern und eine naturverträgliche, zukunftsfähige Stadtplanung zu gewährleisten.
Dass sich Siedlungen immer weiter in die freie Landschaft hineinfressen, ist kein unabwendbares Schicksal. Durch eine gut durchdachte Innenentwicklung kann der Flächenfraß eingedämmt werden.
Statt Siedlungen auszudehnen, werden ungenutzte Flächen im Stadtinneren genutzt. Das bringt Vorteile für Gemeinden, Investoren und Naturschützer, und fördert die lokale Wirtschaft. Die Sanierung vorhandener Strukturen schafft Arbeitsplätze und erhält den Charakter von Städten und Dörfern. Eine nachhaltige Siedlungspolitik setzt auf Erneuerung statt Ausbau, um Zersiedelung zu stoppen und die Landschaft zu erhalten.
Ziele des NABU-Landesverbands
Der NABU engagiert sich auf allen politischen Ebenen für einen sparsamen und nachhaltigen Umgang mit Flächen. Lokale NABU-Gruppen sind aktiv in Planungsprozessen und sensibilisieren Entscheidungsträger für ein nachhaltiges Flächenmanagement, da trotz politischer Vorgaben viele Kommunen noch übermäßig Flächen verbrauchen.
Zentrales Ziel des NABU ist die schnellstmögliche Reduktion des Flächenverbrauchs auf "Netto Null". Mittelfristig ist aus Sicht des NABU dafür eine Neuregelung der Gemeindefinanzierung notwendig, um die Abhängigkeit der Kommunen von Baulandausweisungen und den ruinösen Wettbewerb zu durchbrechen.
Die Landesregierung Baden-Württemberg hat sich im Koalitionsvertrag dazu verpflichtet, den Flächenverbrauch bis 2035 auf Netto-Null zu reduzieren. Davon sind wir aber weit entfernt. Deshalb hat sich der NABU Baden-Württemberg mit mehr als 20 anderen Umwelt-, Naturschutz- und Landwirtschaftsverbänden zusammengeschlossen und den Volksantrag „Ländle leben lassen“ initiiert.
Unser Ziel: gesetzlich verbindliche Obergrenzen für den Neuverbrauch an Flächen, die die Reduzierung auf zunächst 2,5 Hektar pro Tag und bis 2035 die Netto-Null garantieren.
Mithilfe zahlreicher Unterstützer*innen, die sich als Sammler*innen, Unterzeichner*innen oder Multiplikator*innen für den Volksantrag eingesetzt haben, konnten mehr als 50.000 Unterschriften gesammelt und am 1. März 2024 an den Landtag übergeben werden.
- Weitere Infos zur Initiative, zum Volksantrag und zu FAQ
- Weitere ausführliche Informationen zu Flächenverbrauch, Lösungsstrategien sowie die Positionen und Stellungnahmen zur Siedlungsentwicklung
WEitere Informationen:
Der NABU Baden-Württemberg hat mit 23 anderen Umwelt-, Naturschutz- und Landwirtschaftsverbänden den Volksantrag „Ländle leben lassen“ initiiert. Bitte machen Sie mit und bitten Sie auch Freunde und Familie, zu unterschreiben! Mehr →
Naturschutz- und Landwirtschaftsverbände überreichen über 50.000 Unterschriften an Landtagspräsidentin Aras und fordern den Landtag auf, unbebaute Flächen in Baden-Württemberg besser zu schützen. Mehr →
Wir leben und arbeiten in Städten oder Dörfern und verbringen unsere Freizeit dort. Doch wie lebendig und lebenswert sind diese? Wie gesund und zukunftsfähig sind unsere Häuser? Wie attraktiv, vielfältig, anregend und sicher ist unser unmittelbares Umfeld? Mehr →